Politik

"Das Gemeinsame vor das Trennende stellen"

Bei Staatsakt zum 100. Jahrestag der Republiksgründung mahnte Bundespräsident Van der Bellen das Besinnen auf das Einende ein.

Heute Redaktion
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Auf den Tag genau 100 Jahre nach der Ausrufung der "Republik Deutsch-Österreich" haben die Spitzen der Republik am Montag einen Staatsakt in der Wiener Staatsoper begangen. Bundespräsident Alexander Van der Bellen erinnerte in seiner Rede an den "holprigen Start" der Ersten Republik. Gleichzeitig beschwörte er das Kredo und Erfolgsrezept der Zweiten Republik, nämlich "das Gemeinsame vor das Trennende zu stellen".

Der Anfang der Ersten Republik sei vom Ende des Ersten Weltkriegs, von Hunger und Arbeitslosigkeit geprägt gewesen, sagte Van der Bellen: "Der Hoffnung, dass die Republik diese Herausforderung bewältigt, stand viel Skepsis gegenüber."

Van der Bellen Rede zum Jahrestag der Republiksgründung.

Ängste und Feindseligkeit hätten den Alltag geprägt. Van der Bellen: "Prompt ging es schief." Engelbert Dollfuß habe die Demokratie ausgeschaltet und einen autoritären Ständestaat errichtet. 1938 marschierte Adolf Hitler in Österreich ein. Van der Bellen: "Österreich wurde ausgelöscht. Es begann ein neuer Weltkrieg, die Vernichtungsmaschinerie der Nationalsozialisten kam in Gang."

Daraus hätte man in der Zweiten Republik gelernt und das Gemeinsame gesucht. An diesem Erfolgsrezept müsse Österreich festhalten, so der Bundespräsident. Demokratie bedeute Diskussion, sich auf andere einzulassen, zuzuhören: "Das kostet Zeit", so Van der Bellen.

"Es gibt keine Abkürzungen"

Manche würden sich wünschen, dass es einfacher und schneller gehe: "Das ist ein Trugschluss. Es gibt keine Abkürzungen. Der Weg zur gemeinsamen Lösung mag steinig sein. Aber es lohnt sich." Das gemeinsame Tun habe Österreich in den vergangenen Jahrzehnten zum Aufschwung verholfen.

Van der Bellen: "Die liberale Demokratie ist mehr als die Herrschaft der Mehrheit. Sie verlangt nach einer Vielfalt der Stimmen. Unveräußerliche Minderheitenrechte sind wesentlich." (red)