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"Die Maske ist ein Symbol des Ausnahmezustands"

Inwiefern wandelt sich die Wahrnehmung innerhalb einer Gesellschaft mit einer Maskenpflicht? Was ändert sich in unserem Denken gerade?

Heute Redaktion
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Jeder Lebensbereich hat sich mit dem plötzlichen Auftreten der Coronakrise gewandelt. Diese enorme Veränderung ist nicht nur nach außen sichtbar, sondern auch innerlich spürbar. Unser Denken hat die Coronakrise bereits verändert. Nach dieser Krise werden für uns früher alltägliche Dinge nicht mehr alltäglich sein.

Die Welt, wie wir sie bisher gekannt haben, verändert sich und wir uns mit ihr. Wenn wir uns jetzt auf der Straße fortbewegen, regieren andere Gefühle als vor der Krise. Wir sind vorsichtiger, wachsamer, bedachter.

Masken erinnern uns daran, vorsichtig zu sein

Etwas hat sich als Symbol für diese neue Alarmiertheit, das Bewusstsein der Krisensituation und des Ausnahmezustandes etabliert: Es ist die Schutzmaske. Wie der Grazer Soziologe Manfred Prisching im Gespräch mit dem Kurier betont, hat sie nicht nur eine gesundheitliche, (nämlich die Infektionsgefahr zu verringern) sondern auch eine gesellschaftliche, psychologische Ebene.

"Die Maske vor Mund und Nase vermindert die Wahrscheinlichkeit einer Infektion. (...) Sie hat zudem aber eine symbolische Bedeutung, weil sie optisch auffällig ist, erklärt der Soziologe. Was sich gerade ereignet, ist eine rasche Umkehr der Wahrnehmung. Vor der Coronakrise mutete es befremdlich an, im westlichen Umkreis Menschen mit Masken zu sehen. Jetzt fühlen wir umgekehrt eine Beklemmung, wenn Menschen die Maskenpflicht vernachlässigen.

Symbol für den Ausnahmezustand

"Angst war also vorher. Wenn alle Masken tragen, wird rasch ein Gewöhnungseffekt eintreten. Eigenartig wird das Gespräch, da wir gewohnt sind, Reaktionen vom Gesicht des anderen abzulesen. (...) Ansonsten wird die Maske Teil einer neuen Normalität. (...) Die Maske wird uns das Bewusstsein des „Ausnahmezustands" vermitteln und uns wachhalten – eine ständige Erinnerung an die gebotene Vorsicht."

Daneben würden wir einen Teil unserer Individualität verlieren. Masken verbergen nicht nur das Gesicht, sondern auch die Persönlichkeit, die Ausstrahlung eines Menschen. Wir müssen uns daran gewöhnen, auf diese Weise miteinander zu kommunizieren - zumindest für eine Weile. Das vergrößert möglicherweise den Abstand auf zwischenmenschlicher Ebene.

Der Grazer Soziologe hat 2009 im Buch „Das Selbst, die Maske, der Bluff: Über die Inszenierung der eigenen Person" Gedanken über das Verhältnis von Maske und Mensch entworfen.

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