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Start für das „Don't smoke"-Volksbegehren

Heute Redaktion
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Bild: picturedesk.com

Am 1. Oktober startet die Eintragungswoche des von Ärztekammer und Krebshilfe initiierten „Don't smoke"-Volksbegehrens. Die Wogen gingen zuvor hoch.

Startschuss für das "Don?t Smoke" -Volksbegehren, nachdem 591.146 Unterstützungserklärungen eingegangen waren. Das Volksbegehren kann bis 8. Oktober 2018 unterzeichnet werden.

Geht es nach den Plänen der Regierung, so sollen Gastronomen frei entscheiden, ob sie Raucherbereiche wollen, im Gegenzug soll der Jugendschutz gestärkt werden. Die neue türkis-blaue Regierung einigte sich vor dem geplanten Inkrafttreten im Mai 2018 jedoch noch auf die Aufhebung des bereits beschlossenen Rauchverbots in der Gastronomie.

Die Initiatoren des Volksbegehrens fordern nun aus Gründen eines optimalen Gesundheitsschutzes für alle Österreicherinnen und Österreicher eine bundesverfassungsgesetzliche Regelung für die Beibehaltung der 2015 beschlossenen Novelle zum Nichtraucherschutzgesetz (Tabakgesetz).



Ziele und Argumente

Lungenkrebs ist in der EU die häufigste durch Krebs bedingte Todesursache. Laut den aktuellsten OECD-Daten rauchen 24,3 % der österreichischen Bevölkerung täglich, damit belegen wir den drittschlechtesten Platz in der EU.

Laut Expertenmeinungen sterben jährlich 11.-14.000 Österreicher an den Folgen des Rauchens. Viele davon durch Passivrauch. Raucher leben durchschnittlich 10 Jahre kürzer.

Gesundheitsschäden durch Passivrauch:
Atemwege

Asthma (40 % – 60 % erhöhtes Risiko)
Lungenentzündung
Bronchitis und Atemwegsinfekte
Mittelohrentzündung bei Kindern
Verringerte Lungenfunktionswerte
Reizung der Nase und Augen
Reizung der Atemwege mit Husten und Auswurf

Krebserkrankungen

Lungenkrebs (20 % – 30 % erhöhtes Risiko)

Herz- und Kreislauferkrankungen

Koronare Herzerkrankung
Herzinfarkt (32 % erhöhtes Risiko)
Schlaganfall (bis 82 % erhöhtes Risiko)
Periphere Gefäßverschlüsse v. a. der Beine
Arteriosklerose (allgemeine Gefäßverkalkung)

QUELLEN: Deutsches Krebsforschungszentrum (1); BZgA Köln

Die Initiatoren respektieren die persönliche Entscheidung jedes Menschen zu rauchen, fordern aber einen stärkeren NichtraucherInnenschutz in Österreich. Deswegen treten sie aktiv gegen das Passivrauchen auf. Die Unterzeichner sind ...

... für absolut rauchfreie Lokale

... für den umfassenden Schutz unserer Jugend

... für die Beibehaltung der 2015 beschlossenen Novelle zum NichtraucherInnenschutzgesetz.

Der Anteil der Raucher an der weltweiten Gesamtbevölkerung schrumpft zwar stark. Er ist zwischen 1990 und 2015 um fast ein Drittel auf 15,3 Prozent zurückgegangen, wie eine internationale Expertengruppe im Fachblatt „The Lancet" im Vorjahr veröffentlichte. Sie hatte mehrere große Datenbanken dazu ausgewertet. Den Rückgang begründen die Forscher damit, dass viele Länder mittlerweile den Kampf gegen das Rauchen aufgenommen haben.

Die Ergebnisse der globalen Studie zeigen der internationalen Expertengruppe zufolge aber, dass Rauchen weiter eines der Hauptrisiken für Tod und Behinderung ist. Jeder 10. Todesfall weltweit sei auf das Rauchen zurückzuführen. Es sei äußerst wichtig, mehr Raucher beim Aufhören zu unterstützen und dafür zu sorgen, dass weniger Menschen damit anfangen.

Eine weitere Studie unter Schülern hat gezeigt, dass sich 42 Prozent durch das Rauchen belästigt fühlten und für 90 Prozent der Nichtraucherschutz wichtig sei. Das Einstiegsalter liegt mittlerweile bei 12 Jahren, wobei die Tendenz weiter fallend ist, 15 Prozent beginnen bereits unter 15 Jahren.

26,5 Prozent der Männer und 22,1 Prozent der Frauen bezeichnen sich als regelmäßige Raucher, wobei dieser Anteil in Österreich stabil auf hohem Niveau bleibe. Rauchende Männer hätten eine um 7,5, Frauen eine um 6,3 Jahre kürzere Lebenserwartung. Rund 13.000 Todesfälle pro Jahr stünden in Österreich unmittelbar mit dem Rauchen in Zusammenhang, rund 230 davon durch Passivrauchen. „Die Todesfälle durch Rauchen sind mit 16 Prozent der Verstorbenen eines Jahres gleichzusetzen. Umgerechnet bedeutet das, dass in Österreich alle 41 Minuten ein Mensch an den Folgen des Rauchens stirbt", so Jan Pazourek, NÖGKK-Generaldirektor.

Eine IHS-Studie über die volkswirtschaftlichen Kosten habe laut Pazourek Gesamtkosten von 2,4 Milliarden Euro pro Jahr ergeben: „Allein die direkten medizinischen Kosten belaufen sich auf 630,5 Millionen Euro, die nicht medizinischen auf rund 200 Millionen Euro. Erstellt man eine fiktive Gegenrechnung mit den Einnahmen der Tabaksteuer und der nicht auszuzahlenden Pension für früher gestorbene Raucher ergibt sich noch immer ein Nettoeffekt von rund 700 Millionen Euro pro Jahr". In Bezug auf die von 35 europäischen Ländern unterzeichnete „Tobacco Control Convention" liege Österreich seit Jahren an letzter Stelle: „Österreich hat den Ruf, der Aschenbecher Europas zu sein", meinte Pazourek.

Für das von allen Sozialversicherungsträgern und Bundesländern finanzierte „Rauchfrei Telefon", neben dem ambulanten Programm „Rauchfrei in fünf Wochen" die zentrale Initiative der NÖGKK, hielt Meingassner fest, dass es seit der Einführung der Warnbilder inklusive Nennung der Kontaktdaten des „Rauchfrei Telefons" auf Tabakwaren im Jahr 2016 vier Mal so viele Anrufe gebe: „Es gibt rund 30 bis 40 Kontakte pro Tag bzw. rund 7.000 pro Jahr. Die zuletzt 2015 erhobene Erfolgsrate liegt nach einem Jahr bei 30 Prozent".

(red)