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"Drohnen-Taxis sind kaum noch Science Fiction"

Heute Redaktion
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Bild: Yuneec

Das chinesische Technologieunternehmen Yuneec gilt als Weltmarktführer bei der Entwicklung elektrischer Luftfahrzeuge. Anfangs auf Modellflugzeuge fokussiert, brachte Yuneec 1999 das erste Flugmodell auf den Markt, das direkt aus der Verpackung in Betrieb genommen werden konnte. 2014 wurde mit der Drohne Q500 mit der Eigenvermarktung der Produkte begonnen und die Marke Yuneec global aufgebaut. Heute Digital hat mit Jörg Schamuhn, Vorstand des operativen Geschafts von Yuneec Europe, über die Zukunft der Drohnen gesprochen.

Das chinesische gilt als Weltmarktführer bei der Entwicklung elektrischer Luftfahrzeuge. Anfangs auf Modellflugzeuge fokussiert, brachte Yuneec 1999 das erste Flugmodell auf den Markt, das direkt aus der Verpackung in Betrieb genommen werden konnte. 2014 wurde mit der Drohne Q500 mit der Eigenvermarktung der Produkte begonnen und die Marke Yuneec global aufgebaut. Heute Digital hat mit Jörg Schamuhn, Vorstand des operativen Geschafts von Yuneec Europe, über die Zukunft der Drohnen gesprochen.

Heute Digital: Vom Modellflugzeug- zum Multikopter-Hersteller - wie wurde das Unternehmen zum Fluggeräte-Pionier?

Jörg Schamuhn: Das Unternehmen hat das erste massentaugliche Modellflugzeug erfunden, welches innerhalb von zehn Minuten aus der Box in die Luft zu bringen war. Das war 1999. Tian, der Eigentümer, ist ein passionierter Pilot und völlig fasziniert vom Fliegen. So wurde über die Jahre ein starkes Portfolio an Technologien, Patenten und Produkten geschaffen, vom Modelflugzeug bis zum manntragenden Elektroflugzeug. Ms Jiang, seine Frau, und er haben vor einigen Jahren schnell erkannt, dass sich im Bereich Aviation ein ganz neues Segment entwickelt: Die Welt der Drohnen.

Es war nur konsequent, als innovatives Unternehmen, diesem Trend mit aller Energie zu folgen. Schon 2012 ließ man den ersten eigenen "flight controller", das elektronische Gehirn einer jeden Drohne, programmieren. Da die bisherigen Vertriebspartner den Weg in den Markt der Drohnen nicht vollständig mitgehen wollten, haben sich Frau Jiang und Herr Tian 2014 entschieden, mit Yuneec eine global operierende eigene Marke zu entwickeln, die sich mit ausgezeichneter Qualität, hoher Innovation und gekonntem Marketing in diesem Markt dauerhaft etabliert. Heute hat das Unternehmen 2.500 Mitarbeiter, ist global tätig und betreibt drei Entwicklungsstandorte, an denen Forschung und Entwicklung für neue Produkte und Technologien betrieben wird.

Sehen Sie die Zukunft von Drohnen und Multikoptern im Privatanwender- oder Businessbereich?

Die Zukunft liegt eindeutig in beiden Bereichen. Der Konsumentenmarkt wird weiter stark wachsen. Die Fotodrohne wird zum Alltagsgegenstand, den man dabei hat, wie früher eine Kompaktkamera. Die Potentiale für diesen Markt sind erheblich und die Produkte werden immer besser, sodass Privatanwender mit kaum einem Risiko diese Produkte erfolgreich einsetzen können und ihre Sicht der Welt durch eine neue Perspektive bereichern können.

Daneben wird sich der kommerzielle Bereich explosionsartig entwickeln. Schon heute gibt es eine Vielzahl von Einsatzmöglichkeiten. Ganz neue Berufszweige sind heute schon entstanden, wie zum Beispiel der Commercial Drone Operator oder der Drohnen App Entwickler. Die Bandbreite der Anwendungsgebiete ist enorm, genauso wie die Kostenersparnis beim Einsatz dieser Technologie.

Verschiedene Anbieter arbeiten an Post- und Paketzustellmöglichkeiten mit Drohnen. Ein Vorhaben, das für Sie realistisch erscheint? In welchem konkreten Anwendungsbereich sehen Sie das größte Potential?

Das Thema Drohnen-Logistik geistert schon seit etlichen Jahren durch die Gazetten der Zeitungen. Für mich, als früheren Piloten, ist es schwer vorstellbar, dass Massenlogistik mit Drohnen uneingeschränkt möglich sein wird. Es gibt nämlich eine Ressource, die sehr begrenzt, hoch reguliert und stark abgeschirmt ist und das ist der Luftraum. Hinzu kommen Einschränkungen wie die allgemeine Sicherheit, Umwelt- und Lärmschutz.

Eine Drohnen-Logistik muss in dicht besiedelten Gebieten dargestellt werden, mit tausenden Lieferungen am Tag. Man kann sich ausmalen, wie es beispielsweise in München oder in Wien in den Wohngebieten zugeht, wenn tausende Pakete per Drohne an die Haustüren geliefert werden. Ich denke, es wird Logistik aus der Luft geben. Aber diese wird eingeschränkt sein und sich auf exklusive Lieferungen beschränken, beispielsweise, wenn Gefahr im Verzug ist, die Erreichbarkeit des Lieferziels aufgrund der Topographie kompliziert ist oder der Faktor Zeit enorm wichtig ist.

Immer wieder wird die Sorge laut, speziell bei Geräten mit Kameras könnten die aufgezeichneten Daten missbraucht werden. Wie kann man Kunden die Berührungsangst mit neuen Technologien nehmen und wie sicher sind die Daten?

Jede Technologie, und so auch unsere, muss verantwortungsvoll eingesetzt werden. Diese Verantwortung liegt beim Operator. Wir müssen also dafür sorgen, dass die Bedienenden aufgeklärt sind, über das, was geht, was man darf und über das, was nicht geht und was man nicht darf. Natürlich können Piloten, bei nicht verantwortungsbewussten Gebrauch, mit einer Drohne Persönlichkeitsrechte einer Person verletzten. Aber das kann ich mit meiner Spiegelreflex- oder Handykamera auch.

Wie sicher sind die Daten?

In jedem Fall so sicher, wie die Daten in jeder anderen Kamera auch, denn die Drohne ist letztendlich eine fliegende Kamera. Es ist unbestritten, dass es Risiken gibt, aber diese sind keinesfalls außergewöhnlich. Sie werden beherrscht durch vernünftige Regeln und Gesetze, eine umfassende Aufklärung und natürlich auch durch eingebaute technische Einschränkungen in der Drohne, wie zum Beispiel Flugverbotszonen.

Unsere Drohnen lassen sich beispielsweise nicht in Frankfurt auf dem Flughafen starten oder in ein Atomkraftwerk fliegen. Diese sensiblen Objekte sind durch intern programmierte Flugverbotszonen geschützt. Insgesamt halte ich es für wichtig, dass es sinnvolle Gesetze gibt, dass eine Registrierung der Objekte erfolgt und die Drohnenpiloten aufgeklärt sind.

Was werden Drohnen in Zukunft können? Sind Visionen von Drohnen-Taxis oder –Beförderungsmöglichkeiten von Menschen Science Fiction?

Die gesamte Bandbreite ist heute nicht absehbar. Drohnen werden die Welt neu vermessen, zahlreiche Industriezweige revolutionieren und auch bei zukünftigen Logistikaufgaben eine Rolle spielen. Bereiche, wie "Search & Rescue", Polizei, Feuerwehr und Katastrophenschutz werden andere, schnellere und günstigere Möglichkeiten haben, ihre Aufgaben zu erledigen.

Darüber hinaus kann die Medikamentenversorgung, Exploration, Netzwerktechnik sowie die Darstellungstechniken im Bereich Immobilien, Bauwirtschaft anderes organisiert werden. Und wenn man sich vor Augen hält, dass mutige Startups wie zum Beispiel Uber oder große Konzerne wie Intel sich mit Drohnen, oder besser gesagt mit autonom bewegende Geräte beschäftigen, dann ist die Vision von einem Drohnen-Taxi kaum noch Science Fiction.

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