Österreich

"Du Opfer!": Pfarrerin lädt zum YouTube-Gottesdienst

Die angehende evangelische Pfarrerin Julia Schnizlein (41) setzt bei der Ausübung ihres Berufes ganz auf YouTube, Instagram & Co.

Heute Redaktion
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Die angehende Pfarrerin Julia Schnizlein (41) setzt auf die digitale Kirche.
Die angehende Pfarrerin Julia Schnizlein (41) setzt auf die digitale Kirche.
Bild: privat

Sie ist studierte Theologin, zweifache Mutter und in Kürze evangelische Pfarrerin in der Lutherischen Stadtkirche (City): Unter dem Namen @juliandthechurch ist Julia Schnizlein (41) erfolgreich auf Instagram aktiv – nicht erst seit der Corona-Krise. Immerhin 1.885 Abonnenten folgen den Alltags-Schilderungen der gebürtigen Deutschen.

Mit Humor, Offenheit und einer gehörigen Portion Lebensnähe versucht die Pfarramts-Kandidatin, den christlichen Glauben über digitale Kanäle zu verbreiten: "Wohl auch, weil ich früher Journalistin war, interessiere ich mich seit langem für die 'digitale Kirche' und habe auch schon vor Corona versucht, christliche Gedanken und Werte sowie Einblicke in den Pfarrberuf und das kirchliche Leben online zu verbreiten. Ich merke grundsätzlich, dass der Bedarf nach Glaube und Religion gerade ziemlich stark ist – die digitale Kirche ist mehr gefragt denn je", meint Schnizlein.

"Online-Gottesdienste werden gut angenommen"

Vor kurzem ist nach Instagram auch YouTube dazugekommen. Auf dem YouTube-Kanal der Lutherischen Stadtkirche wird jeden Sonntag ein Gottesdienst und zweimal pro Woche eine Abendandacht gezeigt: "Die Online-Gottesdienste werden gut angenommen. Dafür, dass wir vor 18 Tagen noch nicht mal einen YouTube-Kanal hatten, ist es wirklich toll, dass mittlerweile bis zu 1.000 Menschen zuschauen", freut sich die 41-Jährige.

Am Karfreitag (15 Uhr) plant Schnizlein, die am 4. Mai ihr Pfarr-Examen macht, eine Innovation: Einen Jugendgottesdienst zum Thema "Du Opfer!", bei dem Instagram und YouTube kombiniert werden: "Wir fordern Jugendliche über Instagram auf, uns Antworten auf die Fragen zu geben: 'Was bedeutet: Du Opfer?', 'Wann warst Du schon mal Opfer?' und 'Was ist ein Opfer für Dich?'. Die Antworten werden dann anonym im Gottesdienst vorgelesen."

Auch digitale Seelsorge funktioniert gut

Auch die digitale Seelsorge funktioniert gut: Auf Instagram bietet die werdende Pfarrerin an, dass ihr Menschen von ihren Sorgen und Hoffnungen schreiben. Schnizlein versucht dann, so gut wie möglich auf die Probleme einzugehen. "Das Beichtgeheimnis gilt natürlich auch im Internet", stellt die 41-Jährige klar.

"Ich bin davon überzeugt, dass es eine große Sehnsucht nach Spiritualität gibt, aber dass viele von den Vorstellungen einer verstaubten Kirche abgeschreckt sind oder einfach gar nicht kirchlich sozialisiert sind, sodass sie bei uns einfach nicht reinschnuppern. Und wenn die Menschen nicht zu uns kommen (oder aktuell kommen können), dann müssen wir eben zu ihnen kommen", ist Schnizlein überzeugt.