Politik
"Elli" Köstinger, die neue Frau an der ÖVP-Spitze
Elisabeth „Elli" Köstinger ist neue ÖVP-Generalsekretärin. Sie ersetzt Werner Amon als Parteimanager. Und Türkis wird das neue Schwarz.
Die 38-jährige Kärntnerin Köstinger ist als Generalsekretärin das neue feminine Gesicht der ÖVP nach außen. Gleichzeitig muss sie auch die kämpferische Polit-Speerspitze geben – ein delikater Balanceakt.
Köstinger gilt als enge Vertraute von Sebastian Kurz, obwohl sie ihre politische Heimat nicht wie die meisten Kurz-Adlaten in der Jungen Volkspartei hat. Die karriere-bewusste schwarze Vorzeige-Frau wuchs auf einem Biobauernhof im idyllischen Kärntner Granitztal auf und war früh in der Landjugend aktiv, deren Bundesleiterin sie 2002 wurde.
60.000 Vorzugsstimmen
Bei der EU-Wahl 2009 wurde sie vom Bauernbund als Spitzenkandidatin aufgestellt. Glaubwürdig steht sie für Europäische Werte, Umweltschutz, gesunde Nahrungsmittel und Frauenrechte. Bei ihrer Wiederwahl 2014 durfte sie sich über fast 60.000 Vorzugsstimmen freuen. Wer sich insgeheim weniger freute war ÖVP-Delegationsleiter Othmar Karas. Zwischen der lockeren „Elli" und dem anerkannt steifen Karas stimmte offenbar die Chemie nicht.
Seit 2015 ist sie Stellvertreterin von Sebastian Kurz an der Spitze der Politischen Akademie der ÖVP. „Elli" war stets als Edelreservistin der ÖVP präsent. Sollte Kurz gewinnen, hat sie auch Chancen auf das Amt der Landwirtschaftsministerin. Köstinger kann gut mit den Medien: Ein Szene-Magazin reihte sie auf Platz Eins der schönsten Gesichter unter Kärntens Politikerschar.
Neuer Stil: Türkis wird das neue Schwarz
Jetzt kündigte sie bei ihrem Auftritt mit Sebastian Kurz einen "neuen Stil" für die ÖVP an, sie will die Volkspartei in eine „neue Generation führen und Denkverbote brechen". Als erste Tat wechselt das ÖVP-Outfit: Die Farbe Türkis wird das althergebrachte Schwarz ersetzen.
"Manches davon wird populär sein, manches nicht, beides werden wir aushalten", assistierte der designierte Parteichef Kurz. Als "Quotenfrau" sieht sich die Kärntnerin nicht und verwies auf ihre inhaltlichen Kompetenzen. Außerdem will sie ihren Sitz im Europäischen Parlament behalten.
Das Leben aus dem Koffer
Die Balance zwischen Politik und Privatleben bleibe für sie eine Kunst, sagte sie einst der „Kleinen Zeitung": „Ich lebe wochenlang aus dem Koffer und bin pro Woche vier bis fünf Tage in Straßburg oder Brüssel. Die knappe Freiheit verbringe ich daheim. Mein Freund ist meine stärkste Kraftquelle." Ansonsten hält sich Köstinger über Privatleben eher bedeckt. Sie wird künftig ohnehin meist an der Seite von Sebastian Kurz zu sehen sein.
Außerdem wurde Axel Melchior als neuer ÖVP-Bundesgeschäftsführer eingesetzt. Der langjährige enge Kurz-Vertraute war bisher stellvertretender Kabinettsleiter von Kurz im Außenministerium.
(gp)