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"Es hätte jeden treffen können, einfach aus Zufall"

Nach dem Anschlag steht Straßburg unter Schock. Anwohner erzählen einem Reporter, wie sie die Tat erlebt haben und wie sie damit umgehen.

Heute Redaktion
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Wo sonst fröhlich gelacht wird, wo Glühwein ausgeschenkt und Weihnachtsgeschenke verkauft werden, herrscht Stille. Am Tag, nachdem Chérif Chekatt (29) das Feuer auf Besucher des Straßburger Weihnachtsmarkts eröffnete und mindestens zwei Menschen tötete, bleiben die Hütten des berühmten Weihnachtsmarkts geschlossen. Die Stimmung ist gedrückt, die Innenstadt wirkt teilweise wie ausgestorben.

Auch die meisten Läden in der Innenstadt sind geschlossen. Auf der Place Kleber in der Nähe des Tatorts liegen Dutzende Blumen und Kerzen, Bewohner zünden im Minutentakt weitere an. "Je suis Strasbourg" und "Tous Unis Contre La Barbarie" schreiben sie auf Zettel. In den Straßen patrouillieren schwer bewaffnete Soldaten und Polizisten, die ohnehin schon strengen Kontrollen auf den Brücken der Stadt wurden noch einmal verschärft.

So erlebt ein Reporter des "Heute"-Schwesternmediums 20 Minuten die Stimmung in Straßburg. (Video: nzy)

"Ich war zu Hause, als ich Waffenlärm hörte", sagt Musikstudentin Adeline (23) zu 20 Minuten. "Ich sah, wie die Leute wegrannten. Mein Vater war auf der Straße. Wir haben aus dem Fenster gerufen: 'Rennt weg!'", sagt sie. Vor ihrem Haus sei jemand gestorben. "Wir haben das Licht ausgeschaltet und konnten nur noch warten, bis es vorbei war."

Viele hier haben den Anschlag miterlebt. "Wir sassen draußen, als plötzlich Polizisten vorbeikamen", sagt ein Kaffeebesitzer. "Sie sagten uns, wir müssten jetzt fort. Es könne sein, dass ein Attentäter vorbeikomme."

"Die ganze Nacht kreisten Helikopter über meinem Haus"

"Die Situation ist sehr schwierig", sagt Catherine (54) aus Straßburg. "Die ganze Nacht kreisten die Helikopter über meinem Haus. Die Anspannung war riesig." Sie wolle nun weiterleben. "Ich glaubte nicht, dass jemand so etwas machen könnte. Das hat mich zum Nachdenken gebracht."

Nicht alle haben die schreckliche Tat überlebt. Mit krakliger Schrift gedenkt ein kleines Kind eines Todesopfers. "Ich will sagen, dass ihr sehr mutig wart", hat es auf ein Schild geschrieben, das neben den Blumen liegt. "Danke."

(red)