Österreich

"Glöckner vom Steffl" läutet uns ins neue Jahr

Heute Redaktion
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Seit über 50 Jahren läutet die Pummerin im Wiener Stephansdom Österreich ins neue Jahr. Dass die Glocke pünktlich läutet, ist Aufgabe von Dom-Elektriker Niko Blaževic.

Was wäre Silvester ohne das Läuten der Wiener Pummerin? Seit dem 1952 läutet Österreichs größte und schwerste Glocke das neue Jahr ein. Damit die "Stimme Österreichs" pünktlich zu Mitternacht erklingt, muss 20 Sekunden vorher ein Schalter betätigt werden.

Diese Ehre wird dem "Glöckner von Stephansdom" Niko Blaževic (48) zuteil. Seit 20 Jahren ist der Elektriker im Stephansdom für sämtliche elektrische Anlagen zuständig, seit zehn Jahren darf er zu Silvester die Pummerin läuten.

Taekwondo-Meister startet die Pummerin

Während sich Hunderttausende Wiener und Gäste auf dem Wiener Silvesterpfad amüsieren, tanzen und singen, steht für Niko Business auf dem Programm: Etwa eine Stunde vor Mitternacht, also gegen 23 Uhr, macht sich der Elektriker und ehemalige Staatsmeister im Taekwondo auf den Weg in den Nordturm. Hier, direkt neben der Pummerin, führt er dann verschiedene Kontrollen durch. "Dazu zählen visuelle und manuelle Checks. Wenn wir merken, dass irgendwas nicht funktioniert, haben wir noch Zeit, das zu beheben", erzählt Niko im Gespräch mit "Heute".

Die Pummerin im Wiener Stephansdom ist Österreichs größte und schwerste Glocke. Auch europaweit ist sie weit vorne: Nur die Glocke im Kölner Dom ist größer.

Die 21.383 Kilogramm schwere Pummerin hängt seit 1957 im Nordturm. Die alte" Pummerin aus dem Jahre 1711 stürzte 1945 beim Brand des Stephansdoms in die Tiefe. Die neue" Pummerin wurde – teilweise aus altem Material – 1951 in St. Florian neu gegossen und 1952 wieder nach Wien gebracht. Sie war ein Geschenk des Bundeslandes Oberösterreich an den Stephansdom.

"Immer toll die Freude der Kinder zu sehen"

"Am Anfang war das sehr aufregend, mittlerweile ist das aber zur Routine geworden", lacht Niko. Toll findet es der "Glöckner" aber, wenn zu Silvester Kinder den Knopf betätigen dürfen. "Es ist immer toll zu sehen, wie sehr sich die Kinder freuen. Letztes Jahr hatten wir einen etwa 8-jährigen Buben mit Behinderung hier. Heuer ist mein jüngerer Sohn dran." Dieser wird am 25. Dezember 12 Jahre alt, das Läuten der Pummerin ist also Weihnachts- und Geburtstagsgeschenk zugleich.

Nach dem Drücken des Knopfes darf aber aus Sicherheitsgründen nur Niko bei der Pummerin bleiben. "Die Glocke in dieser Nähe ist schon sehr laut, daher trage auch ich einen Gehörschutz", so Niko.

Von Betätigen des Knopfes bis zu ersten Ton vergehen 20 bis 21 Sekunden. "Das hängt davon ab, ob der Klöppel zuerst nach Osten oder nach Westen ausschlägt". Zwei Motoren, die links und rechts der Pummerin abgebracht sind und eine Übertragungswelle, sorgen für einen harmonischen Schwung des Klöppels.

Leichterer Klöppel erhöht Lebensdauer der Glocke

Im März 2011 hat die Pummerin einen neuen, leichteren Klöppel bekommen. "Der alte wog rund 900 Kilogramm, bei jedem Anschlag entstanden dadurch bei der Glocke feine Mikrorisse. Seit dem Tausch auf den neuen, mit 750 Kilogramm deutlich leichteren Klöppel wurde die Lebensdauer der Pummerin zumindest um das Zehnfache verlängert", erklärt Dombaumeister Wolfgang Zehentner gegenüber "Heute".

Neben den baulichen Agenden ist seine Dombauhütte, die seit Oktober 2018 gemeinsam mit der Dombauhütte des Linzer Mariendoms auch Teil des immateriellen Kulturerbes der UNESCO ist, auch für die Erhaltung der Pummerin zuständig.

Auch er hat das Läuten der Pummerin schon aus unmittelbarer Nähe erlebt: "Der Klang der Glocke ist eine Summe von Frequenzen, wobei einer dominiert. Bei unser Pummerin ist das das C", erzählt Zehetner.

Pro Jahr läutet Pummerin bis zu zehn Mal

Auch wenn viele das Läuten der Pummerin vor allem mit Silvester und Neujahr in Verbindung bringen, läutet die Glocke natürlich viel öfter. "Zum Beispiel läutet sie zur Christmette am 24. Dezember, aber auch zu Ostern, Fronleichnam, Allerseelen oder andere katholischen Feiertagen sowie dem Nationalfeiertag ertönt die Pummerin", erzählt Niko.

Unterschiede gibt es aber in der Dauer des Glockengeläuts: Zu Silvester erklingt die Pummerin etwa zehn Minuten lang, an anderen Feiertagen sind es zwischen fünf und sieben Minuten.