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"Größtmögliche Distanz" zu Breivik

Heute Redaktion
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Der norwegische Regierungschef Jens Stoltenberg will den Attentäter Anders Behring Breivik nicht im Gefängnis besuchen, sollte er zu einer Haftstrafe verurteilt werden. "Ich habe nicht das geringste Bedürfnis, ihn zu sehen. Ich gebe ihm nicht mehr Aufmerksamkeit, als ich muss", sagte Stoltenberg der deutschen Zeitung Bild am Sonntag. "Er hat Menschen in meinem Büro getötet, Menschen, die ich gut kannte." Behring Breivik sei ein Mensch, zu dem er "größtmögliche Distanz haben" wolle, sagte Stoltenberg.



Die Anschläge von Oslo und Utöya haben den norwegischen Ministerpräsidenten nach eigenen Worten persönlich sehr verändert. "Das Attentat ist Teil meiner Identität geworden", sagte . Er schätze demokratische Werte heute mehr als früher. "Die Redefreiheit, die Freiheit, ein aktiver Politiker sein zu können. Das alles schien selbstverständlich in Norwegen, aber diese Werte sind am 22. Juli angegriffen worden." Stoltenberg übt sich demnach seitdem auch in Demut. "Wann immer mich Selbstmitleid überkommt, rufe ich mir ins Gedächtnis: Meine Sorgen sind sehr klein, sie sind nichts im Vergleich zu denen der Opfer", sagte er der Zeitung.

Anders Behring Breivik hatte am 22. Juli zunächst im Regierungsviertel von Oslo eine Autobombe gezündet und damit acht Menschen getötet. Anschließend eröffnete er in einem Sommerlager der regierenden Arbeiterpartei auf der Insel Utöya das Feuer und erschoss 69 überwiegend jugendliche Teilnehmer. Er wurde am selben Tag festgenommen und sitzt seither in einem Hochsicherheitsgefängnis nahe Oslo in bereits mehrfach verlängerter Untersuchungshaft. Psychologischen Gutachtern zufolge war der Norweger bei seinen Taten nicht zurechnungsfähig.
APA/red.