Österreich

Ein Linzer (24) steht im Halbfinale der Fußball-WM

Heute Redaktion
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Zwei Siege fehlen dem in Linz geborenen Mateo Kovacic noch zum WM-Titel mit Kroatien. "Heute" fieberte mit seinem Jugendtrainer beim Viertelfinal-Sieg mit.

Er hat drei Mal die Champions League mit Real Madrid gewonnen, war mit erst 24 Jahren bereits bei zwei Welt- und einer Europameisterschaft dabei und hat einen Marktwert von 30 Millionen Euro (transfermarkt.at) – dem gebürtigen Linzer Mateo Kovacic fehlen mit Kroatien jetzt nur noch zwei Siege zum großen WM-Wunder.

"Heute"-Reporter Michael Prieschl traf nun seinen Jugendtrainer Igor Pavlovic (55) in Wels. Der 55-Jährige formte Kovacic in der U-13 des LASK zum Superstar. "Ich habe ihn zwei Jahre lang trainiert. Ich wusste gleich, dass es Mateo zu einem Spitzenklub schaffen wird. Er war in der Jugend eine Granate. Der Ball war immer sein bester Freund", so Pavlovic.

Mehrere Hundert Kroatien-Fans beim Public-Viewing

Mateo Kovacic (* 6. Mai 1994 in Linz) ist ein kroatisch-österreichischer Fußballspieler. Seit 2015 steht er bei Real Madrid unter Vertrag.
Seine Karriere als Fußballer begann er im Oktober 1999 beim ASKÖ Ebelsberg, von wo er nach einem Jahr in die Nachwuchsabteilung des LASK Linz, wechselte. Sieben Jahre später folgte der Wechsel in die Heimat seiner Eltern, wo er in der Jugendabteilung von Dinamo Zagreb aufgenommen wurde. Aus dieser schaffte er den Sprung in den Profikader des kroatischen Rekordmeisters.
Zur Saison 2015/16 wechselte Kovacic für eine kolportierte Ablösesumme in Höhe von 30 Millionen Euro in die spanische Primera División zu Real Madrid. Er erhielt beim Rekordmeister einen Sechsjahresvertrag bis zum 30. Juni 2021.

Um seinem früheren Schützling noch einmal genauer auf die Beine zu sehen, treffe ich mich mit dem zweifachen Familienvater Samstagabend zum Public-Viewing in seinem Stammlokal "M & G" unweit der Welser Innenstadt.

Schon bei meiner Ankunft sind die Kroatien-Fans kaum zu übersehen. Der Gastgarten sowie zahlreiche Autos sind mit heimischen Fahnen geschmückt. Fast jeder trägt ein rot-weiß-gemustertes Trikot seines Landes. Alle fiebern dem Anstoß im Viertelfinale gegen Gastgeber Russland entgegen.

Pavlovic, der sich schon eine Stunde vor Anpfiff seinen Stammplatz gesichert hat, muss aber gleich zu Beginn den ersten Schock verdauen. Ex-Schützling Kovacic sitzt wegen einer Schulter-Verletzung nur auf der Bank. "Das ist bitter. Mateo ist technisch extrem stark, geht der Mannschaft wirklich ab", sagt er.

Pavlovic rechnet mit einem ganz schweren Spiel



Die Stimmung beim Public-Viewing ist top. Immer wieder stimmen die Fans Gesänge an, feuern ihre Mannschaft an. Pavlovic hat aber kein gutes Gefühl. Er sagt: "Mein Tipp ist ein knappes 1:0. Ich hoffe, wir steigen auf. Aber es wird eine ganz schwere Aufgabe."

Und er sollte recht behalten. In Minute 31 wird es erstmals mucksmäuschenstill. Die Russen gehen durch Cheryshev in Führung. "Drei Fehler in fünf Sekunden. Wir waren zu weit weg von den Gegenspielern", analysiert der 55-Jährige trocken.

Aber nur acht Minuten später wird es richtig laut. Kramaric trifft per Kopf zum 1:1. Ich stehe mittendrin in einer Jubeltraube, werde umarmt von Kroatien-Fans. Die Freude ist riesig. "Ganz wichtig", atmet der Kovacic-Entdecker durch.

Nach der Pause plätschert die Partie dahin. Beide Teams agieren abwartend, wollen keine Fehler machen. Doch in Minute 60 liegen sich alle schon in den Armen. Bei einem Schuss aus wenigen Metern von Perisic sind alle von der Führung überzeugt, der Ball sprang aber von der Innenstange zurück ins Feld. Pavlovic schüttelt den Kopf: "Das Tor muss er machen. Warum tun wir uns so schwer. Mit diesem Kader musst du ins Finale kommen."

Erst wenige Minuten vor dem Ende kann der Welser wieder schmunzeln. Sein früherer Schützling wird jetzt endlich eingewechselt. "Das ist zu spät", erklärt er mir.

Nach zwei weiteren Treffern in der Verlängerung endet die Partie mit 2:2. Die Entscheidung muss im Elfmeterschießen her. Pavlovic: "Jetzt ist es reine Glückssache. Ich will gar nicht hinsehen."

Als sich Kovacic als zweiter Schütze zurecht legt, warnt Pavlovic: "Das ist keine gute Idee. Er war schon bei mir in der Jugend vom Punkt nicht der sicherste." Und tatsächlich: Er verschießt und Russland ist wieder im Spiel.

Als danach aber ein weiterer Russe neben das Tor ballert, zittern sich die Kroaten doch noch ins Halbfinale. Kurz vor 23 Uhr ist es endgültig fix – Kroatien steht unter den Top-Vier. Die Freude ist ungebrochen. Die Fans singen, zünden Bengalen und vorbeifahrende Autos veranstalten Hup-Konzerte. Auch die angrenzenden Nachbarn wissen jetzt: Kroatien ist eine Runde weiter.

Der Traum vom WM-Titel lebt. Pavlovic atmet durch: "Jetzt wollen wir Weltmeister werden. Aber bitte nächste Runde mit etwas weniger Dramatik." Und vielleicht ist der dann wieder voll genesene Linzer Kovacic in der Startelf vertreten.

Ausschreitungen bei Feiern in Wien



Übrigens: In Wien gingen die Aufstiegsfeiern nicht so friedlich über die Bühne. Bei Krawallen gab es mehrere Verletzte und zahlreiche Anzeigen (wir berichteten).

(mip)