"Heute" übernahm das Steuer der neuen Linie 11

Seit rund einem Monat verbindet die Straßenbahnlinie 11 Favoriten mit Simmering. Am Montag durfte "Heute" für zwei Stunden das Steuer eines Flexity übernehmen.

Seit 2. September verbindet die Straßenbahnlinie 11 Favoriten mit Simmering – "Heute" hat berichtet. Mit der neuen, erweiterten Linie 11 hat Kaiserebersdorf (Simmering) eine neue Anbindung mit zwei Straßenbahnlinien. Der 11er ist zwischen Kaiserebersdorf (Simmering) bis zum Otto-Probst-Platz (Favoriten) unterwegs und bindet Kaiserebersdorf an die U1 und U3 an. Die neue Linie entlastet zusätzlich die Linie 6: Im stark frequentierten Streckenabschnitt im Bereich Quellenstraße-Reumannplatz-Absberggasse stehen den Fahrgästen nun zwei Linien und damit mehr Kapazitäten zur Verfügung.

Zur Feier des ersten Monats durfte "Heute" für zwei Stunden das Steuer der Flexity übernehmen, wenn auch ohne Fahrgäste. Los geht es im Betriebsbahnhof Favoriten in der Gudrunstraße. Hier treffen wir unseren Fahrlehrer Gerald Ehmig (46). Er ist seit zwölf Jahren in der betrieblichen Ausbildung bei den Wiener Linien tätig.

Unterstützt von dem Profi dürfen wir den neuen Flexity von Favoriten quer durch den 10. und 11. Bezirk bis nach Kaiserebersdorf und wieder zurück fahren. "Die Steuerung ist einfach. Drückt man den Steuerhebel nach vorne, fährt die Straßenbahn, drückt man ihn nach hinten, bremst sie. Wichtig ist, immer den Druckknopf am Hebel gedrückt zu lassen, denn sonst denkt die Bim, der Fahrer ist bewusstlos und bleibt stehen", so Ehmig.

Nach einem kurzen Briefing, in dem wir lernen, die über den Gleisen angebrachten Geschwindigkeitsbeschränkungen oder Ampeln – drei waagrechte Lichter bedeuten Stehenbleiben, zwei senkrechte Fahren – geht es dann endlich los. Die Steuerung ist einfach, nur das Halten einer konstanten Geschwindigkeit ist ganz klar etwas, das ein wenig Übung erfordert.

Mit 60 Sachen durch Simmering

Anfangs noch vorsichtig bewegt sich der Zug aus der Remise, Ehmig hilft beim Lesen der Vorgaben. "In der Kurve darf man nur 15km/h fahren, Stationen werden mit maximal 25km/h durchfahren. Daneben muss man aufpassen, dass die Bim nicht den Verkehr blockiert", so der Fahrlehrer. Besonders dann, wenn bereits eine Bim in der Station steht. Zu nahe an den Vorderzug heranzufahren, könnte Querungen oder Abbiegespuren für Autofahrer blockieren.

Neben dem Gefühl die neue Superbim durch Wien zu steuern, ist vor allem der damit verbundene Perspektivenwechsel spannend. Denn erst wenn man selbst im Cockpit sitzt, merkt man, wie problematisch es sein kann, wenn ein Fußgänger spontan vor der Straßenbahn über die Straße läuft oder zu nahe am Gehsteigrand steht. "Bei einer Geschwindigkeit von 30 km/h hat der Flexity einen Bremsweg von etwa 25 Metern. Mit einem Gewicht von rund 41 Tonnen schiebt der Zug hier nochmal an. Je nach Witterung, etwa wenn es regnet oder Laub auf den Gleisen liegt, variiert auch der Bremsweg", erklärt Ehmig.

(Video: Heute)

Eine Gefahr, die viele Fußgänger unterschätzen. Umso wichtiger ist das Mitdenken und das vorausschauende Handeln der Bim-Fahrer. Bis diese eine Straßenbahn lenken dürfen, müssen sie eine rund dreimonatige Ausbildung absolvieren. Ihre theoretischen und praktischen Kenntnisse müssen sie in einer Prüfung beweisen. Bei ihren Ausfahrten sind auch Fahrgäste dabei, denn Teil der Ausbildung ist auch der Umgang mit den Öffi-Nutzern. "Wir schauen uns auch an, wie die Fahrer auf die Passagiere reagieren", so Ehmig.

"Heute"-Sonderzug geht als normale Bim durch

Bei der "Heute"-Ausfahrt sind wir ohne Fahrgäste unterwegs, auch wenn an manchen Haltestellen Menschen, trotz des Hinweises "Sonderzug", versuchen zuzusteigen. Spricht offensichtlich für unsere Fahrkünste. Zumindest sind wir offensichtlich so sicher unterwegs, dass die Fahrgäste keinen Unterschied zwischen "Heute" und den Wiener Linien-Fahrern bemerken. Lob vom Profi gibt es auch für unsere "sanften" Bremsvermögen.

Nur die entgegenkommenden Straßenbahnfahrer sehen den Unterschied sofort und werfen uns fragende Blicke zu. Als sie aber Fahrlehrer Ehmig neben uns auf dem "Beisitz" sehen, sind die vorübergehenden Kollegen der Wiener Linien beruhigt, die Neugier bleibt aber.

Zurück im Betriebsbahnhof Favoriten dann die Bewertung unserer Leistungen. Fahrlehrer Ehmig scheint mit uns zufrieden: "Tadellos, wann wollen Sie bei uns anfangen?", fragt er mit einem Lächeln im Gesicht. Doch, obwohl der Ausflug in die Fahrerkabine einer Flexity Spaß gemacht hat, bleiben wir lieber bei unseren journalistischen Leisten. Unsere Wertschätzung für all die Öffi-Fahrer, die uns jeden Tag sicher und schnell in die Arbeit und wieder nach Hause bringen, ist durch das Abenteuer auf jeden Fall gestiegen.

Der neue 11er in Zahlen

Seit ihrer Inbetriebnahme Anfang September erfreue sich die Linie 11 schon großer Beliebtheit, heißt es bei den Wiener Linien. In rund einem Monat hätten fast zwei Millionen Fahrgäste mit dem 11er ihre täglichen Wege erledigt. Insgesamt legte die Bim im ersten Monat rund 125.000 Kilometer zurück und sei rund 10.000 Mal zwischen Simmering und Favoriten hin und her gependelt.

Nicht nur die gestärkte Verbindung zwischen Simmering und Favoriten, sondern auch die Anbindung von Kaiserebersdorf an die U3 (Stationen Enkplatz/Grillgasse und Simmering) sowie an die U1 Reumannplatz kommen laut den Wiener Linien sehr gut bei den Fahrgästen an. Die Linie 11 bietet insgesamt 35 Umsteigemöglichkeiten, davon acht am Reumannplatz.

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