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"Heute"-Reporter in der Hölle von Bagdad

Heute Redaktion
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Es riecht nach Schwarzpulver und Benzin, vereinzelt sind Schüsse zu hören. Schon bei der Ankunft in Bagdad wird klar: Das ist die gefährlichste Dienstreise von Außenminister Michael Spindelegger (VP). Bei der heiklen Mission will der Vizekanzler Geschäfte für österreichische Firmen einfädeln und sich für die christliche Minderheit im Irak stark machen.

. Bei der heiklen Mission will der Vizekanzler Geschäfte für österreichische Firmen einfädeln und sich für die christliche Minderheit im Irak stark machen.

Im gepanzerten Konvoi geht es vom Flughafen zum Hotel Ishtar. Ein mitfahrender, irakischer Sicherheitsbeamter sagt: "Das ist die gefährlichste Straße im Irak." Hintergrund: In den blutigsten Jahren des Bürgerkriegs zwischen 2003 und 2008 starben hier nahezu täglich Menschen. Ein Blick auf die Statistik bestätigt das: 2006 starben im Schnitt 73 Menschen jeden Tag durch Bombenterror und bei Gefechten. Heute sind es immer noch elf pro Tag.

Schutzwall errichtet

Deshalb haben die Amerikaner meterhohe Mauerblöcke aufgestellt, ein Schutzwall, der bis tief nach Bagdad hineinreicht – bis zur "Green Zone", dem Regierungsviertel Bagdads. Ein Gebiet, das von Panzerfahrzeugen, schwerer Artillerie und Hunderten Soldaten vor Angriffen der Extremisten bewacht wird.

Hiobsbotschaft

Über eine Brücke überqueren wir den Fluss Tigris. Laut Altem Testament bewässert er das "Paradies". Doch auch hier eine Hiobsbotschaft: Seit zwei Jahren plagt den Irak eine Trockenperiode. Der Tigris droht in den nächsten drei Jahrzehnten auszutrocknen. Auch das eine Gefahr für das so instabile Irak nach Saddam Hussein (†).

Freudenschüsse wegen WM-Quali

Endlich kommen wir beim Hotel an. Österreichs Delegation aus 30 Unternehmern, 16 Journalisten, acht Mitarbeitern Spindeleggers und dem Team der Polizei-Spezialeinheit Cobra hat die erste Verschnaufpause und erhält eine gute Nachricht: Die vernommenen Schüsse dürften heute niemanden getötet haben. Es waren Freudenschüsse: In der Qualifikation zur Fußball-WM hat Irak Jordanien besiegt.

Am Abend fliegen wir nach Erbil in der Region Kurdistan. Die Lage ist deutlich entspannter. Dennoch: Der Irak-Krieg ist zwar offiziell seit acht Jahren beendet, zumindest auf den Straßen Bagdads fließt aber immer noch Blut.