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"Ich erfand das Navi, bekam dafür aber keinen Cent"

Heute Redaktion
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Bild: Korkmaz Gözütok

Knapp 90 Sekunden einer ZiB aus dem Jahr 1993 könnten eine Milliarde Euro wert sein. Denn der Beitrag beweist, dass Werner Liebig ein Welthit abgeknöpft wurde. Jetzt kann er sich endlich wehren.

In einer ZiB vor 23 Jahren ließ Moderator Hans Georg Heinke aufhorchen: "Die kleine Wiener Software-Firma bitMAP könnte bald Großaufträge bekommen. Denn von ihr stammt der erste elektronische Stadtplan der Welt mit Satelliten-Navigator." Im Film dazu erfuhren staunende ORF-Seher: "In das System kann man eine Zieladresse eingeben, und der Computer sucht dann auf der elektronischen Karte den richtigen Weg, zeigt Einbahnen an und kennt die Hausnummerierung."

bitMAP-Chef Werner Liebig hatte das Kfz-Navi mit digitaler Straßenkarte erfunden. Aber der Top-Programmierer ist wohl ein mäßiger Vermarkter. Denn Großaufträge blieben aus. Als der Wiener im selben Jahr seinen Hit auf der Computermesse "Comtex" in Las Vegas präsentierte, waren Software-Riesen neugierig auf jedes Detail, Partner fand er aber keinen. Enttäuscht stieg Liebig aus seinem bisherigen Leben aus und zog nach Venezuela um. Dort leitete er das Hotel eines Freundes.

Bitter für den Erfinder: 1993 gab es für Software noch keine Patente. Und so traf Liebig "fast der Schlag", als das Internet 1999 auch seine kleine Welt auf der Isla Margarita erreichte und ihm zeigte: Konzerne hatten ihm sein Navi abgeknöpft und verkauften 40 Millionen Geräte – pro Jahr. Lange Jahre schien der Wiener wehrlos. Denn Millionen-Klagen gegen globale Giganten sind schwierig, sündteuer, und nur wenige Anwälte sind dafür qualifiziert.

Aber nach seiner Rückkehr nach Wien mit 60 Jahren hatte Liebig einmal Glück. Denn die renommierte Kanzlei DLA Piper Weiss-Tessbach will ihm helfen – der dortige Spezialist Christoph Mager ist ein Kämpfer. Nach Prüfung der Unterlagen knüpft er bereits international Fäden zu Kollegen. Es ist der letzte Schritt vor Prozessen hin zum Ziel "Zahltag". "Mir geht es um den Sieg", sagt Liebig: "Das Geld schenke ich meinen Kindern."