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"Ich habe versucht, mit Bitcoins reich zu werden"

Angeblich lässt sich mit Bitcoins und anderen Kryptowährungen ziemlich gut und schnell Geld machen. Unser Redakteur wagte den Test.

Heute Redaktion
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Heute existieren über 1.000 Kryptowährungen und immer wieder schießen deren Werte innerhalb von Stunden in die Höhe oder versinken im Nichts. Hier kann man rasch Kohle machen – und noch schneller verlieren.

Ich kaufe mir für umgerechnet 435 Euro rund 0,13 Bitcoin. Das Ziel: 1.740 Euro, eine Vervierfachung. Um dahin zu gelangen, suche ich stundenlang coole Krypto-Channels auf Slack, Telegram, Discord, 4chan und Reddit, chatte mit Entwicklern und Nerds und teste mit einfachen Tools aus Spaß eine eigene Kryptowährung. Nach drei Tagen Lektüre starte ich dann meinen Feldzug zum Reichtum.

1. Woche: Potential entdecken

Ich habe vier vielversprechende Coins gefunden – für die Nerds: WTC, OMG, ZRX, XMR – und stecke da mein digitales Geld rein. Die nächsten Tage verbringe ich damit, alle fünf Minuten die Kurse zu checken. Das kostet verdammt viel Nerven, aber immerhin sehe ich beinahe ausschließlich grüne Zahlen.

Eine Woche später halte ich mich für den größten Investor seit Jordan Belfort. Die Kurse sind explodiert, mein Portfolio ist jetzt 1.305 Euro wert. Schön. Vom Erfolg gepusht versuche ich mich an weiteren Strategien.

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2. Woche: Daytrading

Auf dem Papier klingt das leicht: Da die Kurse innerhalb eines Tages üblicherweise immer wieder steigen und sinken, soll man schlicht an jeweiligen Tiefpunkten kaufen und an Höchstpunkten verkaufen. Ich versuche mit umgerechnet 260 Euro Bitcoins pünktlich zu kaufen und zu verkaufen und schalte mir Handy-Benachrichtigungen für grobe Kurswechsel ein.

Aber: Ich habe das Gefühl dieser Markt verarscht mich. Wenn ich verkaufe, steigt der Kurs den restlichen Tag, wenn ich kaufe fällt er. Nach zwei Tagen bin ich 175 Euro ärmer, habe aber immerhin verdammt viel über Daytrading gelernt. Beispielsweise: Don't do it!

3. Woche: Abwarten

Eine Woche später macht die Meldung die Runde, dass China Kryptowährungen verbieten wolle. Und obwohl sich das kurzzeitig später schlicht als Einschränkung für chinesische Trader herausstellt, fallen die Kurse brutal. Auf Slack und Discord schiebt die Szene Panik, was den Preis nur weiter in die Tiefe treibt. Ich bin mittlerweile wieder bei 785 Euro angelangt. Seufz.

Ich lasse mich aber nicht von der Panik anstecken und denke an ein Krypto-Gebot, dass ich auf 4chan gelesen habe: Das Schwierigste, aber oft auch Beste, ist es, nichts zu tun. Ich sehe mir den Bitcoin-Kurs des letzten Jahres an. Er hat sich vervierfacht, ist zwischendrin aber noch extremer gecrasht als dieser Tage. Ich atme tief durch, investiere meine Kohle in langfristig vielversprechende Projekte (für die Nerds: ETH, XMR, IOTA) und trete aus diversen Krypto-Chats aus.

An die 1.740 Euro komme ich irgendwann eh noch – aber lieber mit ruhigem Kopf als mit halbprofessionellem Trading. Bevor man das Zuhause versucht: Das sind keine Investitionstipps. Also lesen Sie sich bitte zuerst tief in die Materie ein (Stichworte: Blockchain, Kryptowährungen, Mt. Gox), bevor Sie Ihr Erspartes verpulvern.