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„Ich mache Google Assistant menschlich"

Heute Redaktion
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Künstliche Intelligenz, gepaart mit dem "Futter" kultur- und sprachpezifischer Worte ist das Geheimnis von Googles Assistenten. "Heute" sprach mit dem Mann, der den Charakter dieses Sprachroboters formt.

Bis Ende 2018 hilft und plaudert Google Assistant mit Menschen in über 80 Ländern und 30 Sprachen. Er gibt Antworten, erledigt Dinge, wie Licht abdrehen, und: Hat eine menschliche Anmutung. Aber was macht diesen Sprachroboter konkret aus?

Benjamin Dorvel verleiht dem berühmten Helferlein der Internet-Suchmaschine, das weltweit auf rund 500 Millionen Geräten installiert ist, seine Persönlichkeit. Er und sein Team, das in New York arbeitet und unter anderem aus Sprachwissenschaftlern, Schauspielern, Kabarettisten besteht, analysieren die jeweilige Kultur eines Sprachraums und passen die "Persönlichkeit" des Roboters dann an Sprache und Gepflogenheiten an - so auch an die des deutschsprachigen Assistenten.

"Heute" wollte von dem 32-jährigen Germanisten, der mit einer Wienerin verheiratet ist, und perfekt Deutsch spricht, wissen, was denn den "deutschen Sprachraum" so ausmacht. Und, warum es kein speziell österreichisches Helferlein gibt, schließlich definieren wir Österreicher uns ja auch über die Abgrenzung von unserem Nachbarland.

Beispiel für eine österreichische Antwort von Google Assistant:
"Kannst du Wiener Schmäh?"

"Das muss ich noch lange üben. Da fühle ich mich wie der Deutsche bei der Soko Donau".

"Ich liebe euer Klugscheißen"

"Grundsätzlich besitzt der Assistant Eigenschaften, die Google für sich beansprucht: Dazu zählen Freundlichkeit, Optimismus, das Spielerische, Empathie, und Hilfsbereitschaft. Dabei ist er immer da, ohne zu stören", erklärt Dorvel, und nippt in einer Wiener Cocktailbar an einem Glas Wasser. "Jedoch haben diese Eigenschaften nicht in jedem Kulturkreis die gleiche Bedeutung. Was in den USA freundlich ist, kann in Österreich als aufdringlich empfunden werden", erklärt der Sprachwissenschaftler. Hier gelte es, die Antworten, die die künstliche Intelligenz gibt, zu modifizieren. Zusätzlich hat sein Team dem deutschsprachigen Assistenten spezifische Eigenschaften zugeschrieben, wie Direktheit, Poesie, philosophische Veranlagung, und: Hang zum Besserwissen. "Ich liebe das Klugscheißen an der deutschen Kultur".

Dabei gebe es für eine Fragen bis zu zehn verschiedene Antwortoptionen. Welche Fragen werden weltweit am häufigsten gestellt?, will ich wissen. "Liebst du mich? Kann ich dich küssen?". "Und was sind die häufigsten Fragen an den deutschsprachigen Assistenten?" "Ihr seid sehr auf Fäkalien fixier", schmunzelt Dorvel.

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So sehen die Google-Sprachentwickler uns Österreicher. (Bild: Google)

"Mein Lieblingsausdruck: 'Na geh'"

Bereits jetzt kennt der Assistent österreichische Ausdrücke, wie "haklich" (heikel, Anm.) oder "aufmascherln" (herausputzen). Als nächster Schritt wird ein eigenständiger Assistant für Österreich entwickelt. Wo unterscheiden wir uns da von den Deutschen? "Ihr seid gemütlicher, lässiger, indirekter, traditionsbewusster. Und: Ihr seid titelversessen". Dorvels Lieblingsausruck der Österreicher? "Ich hätte gerne, dass der Assistant 'Na geh' sagt."

"Mal Kind, mal Superstar"

"Wie sieht der Assistant aus?" "Das ist künstliche Intelligenz, der hat kein Gesicht", weicht Dorvel geschickt der Frage aus. "Seine negativen Eigenschaften?" "Aufgrund der Technologie versteht er nicht alles, muss sich also oft entschuldigen. Mal ist er wie ein Kind, mal wie ein Superstar".

Persönlicher Assistent als großes Ziel

"Wie können wir uns die Zukunft dieser künstlichen Intelligenz vorstellen?" Die künstliche Intelligenz werde künftig auf die Bedürfnisse und Persönlichkeit der einzelnen Nutzer eingehen können. Dabei wird die Stimme immer menschlicher, ohne den Anspruch zu erheben, Mensch zu sein. "Die "Text-To-Speech Software" (TTS) etwa verleiht der Stimme noch mehr Ausdruckskraft. Wir arbeiten intensiv an der Natürlichkeit der Stimme, dafür muss man sich mit der Synthetik auseinandersetzen. Da stehen wir aber erst am Anfang."

(jem)