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"Ich werde mich gegen 12-Stunden-Tag wehren"

Heute Redaktion
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Gabriele Graumann leitet die Wiener Pensionisten-Häuser. Der 12-Stunden-Tag würde ihrer Meinung nach die Qualität der Senioren-Betreuung verschlechtern.

"Wir haben vor zwei Jahren den 12-Stundentag abgeschafft", sagt Gabriele Graumann. Die Geschäftsführerin des "Kuratoriums für Wiener Pensionisten-Wohnhäuser" (KPW) betont, dass derzeit in ihrem Unternehmen ausschließlich 10 Stunden pro Tag gearbeitet werde. In ihren 30 Pensionisten-Häusern leben rund 8.900 ältere Menschen, die von 4.100 Mitarbeitern betreut werden. Rund 80 Prozent der Mitarbeiter sind Frauen.

"Bei uns nicht möglich"



"Ein 12-Stunden-Tag ist bei uns nicht möglich. Wenn man – wie wir – mit älteren Menschen arbeitet, geht es immer auch um Beziehungsarbeit", sagt Graumann zu "Heute". Wegen dieser intensiven Arbeit mit den Senioren bräuchten die Mitarbeiter Rückzugsmöglichkeiten. "Wer am Tag 10 Stunden nicht nur einfach einen Job macht, sondern Menschen betreut, pflegt oder wäscht, der gerät an seine Grenzen. Das ist dann eine Energiefrage", unterstreicht die Geschäftsführerin. Die Qualität der Betreuung würde sich verschlechtern, wenn tagsüber 12 Stunden gearbeitet werden müsste.

Ausnahme Nachtschicht

Einzige Ausnahme ist die Nachtschicht, die immer noch 12 Stunden dauert. "Aber da schlafen die Leute", erklärt Graumann, ein Großteil der Arbeitszeit bestehe aus Rufbereitschaft.

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Psychische Gesundheit leidet



Das Durchschnittsalter ihrer Mitarbeiter liege bei 45 Jahren. Viele müssten sich auch um die Familie kümmern, sie hätten zuhause noch einen "zweiten Job". Unter dieser Überbelastung leide die psychische Gesundheit der Mitarbeiter. Der Beleg: Die Krankenstände seien um 15 Prozent zurück gegangen, seit nur mehr 10 Stunden gearbeitet werde, so die Geschäftsführerin.



"Ich werde mich wehren"

"Ich werde mich gegen das neue 12-Stunden-Gesetz wehren, so lange es geht", kündigt Graumann an. Wenn allerdings alle anderen Trägergesellschaften ihre Pensionistenhäuser auf den 12-Stunden-Tag umstellen, könne es sein, dass finanzieller Druck entstehe, sich der Entwicklung anzupassen. Gegen ihren Willen, sagt sie.

Außerdem müsse die Gesellschaft den Wert der Pflegearbeit erkennen und besser schätzen lernen. Die Wertigkeit der Pflege müsse sich in Euro ausdrücken. Wenn es in manchen Bundesländern Pflegeeinrichtungen gebe, die ohne ehrenamtliche Mitarbeiter nicht funktionieren würden, "dann haben wir ein Problem", so Graumann.



(GP)