Österreich

"In dieser Wohnung steckt mein Leben"

Heute Redaktion
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Ihnen blieb nur das, was sie gerade am Leib trugen: Von einer Minute auf die andere wurden 370 Bewohner eines Mehrparteienhauses in Wien-Simmering obdachlos.

Eine Frau mit Säugling, aber ohne Windeln. Eine Pensionistin, halb blind, ohne ihre Augengläser. Ein Herzkranker ohne lebenswichtige Arznei. Hunderte ohne frisches Gewand – und ohne Dach über dem Kopf.

Die Simmeringer Hauptstraße in Wien ist nach einem massiven Brand zur Heimat der Heimatlosen geworden. Die Bewohner müssen am Muttertag dabei zusehen, wie die Feuerwehr das geschmolzene Dach in Teile schneidet und wegbringt und wie ein Schutzgerüst himmelwärts wächst. Sie alle warteten wie auf Nadeln auf Informationen.

Die eine Frage, die diese Menschen quält, kann ihnen aber niemand von den unermüdlich schuftenden Helfern beantworten. "Wann können wir endlich zurück in die Wohnungen?" Dutzendfach gestellt bei einer Versammlung der Hausbewohner in der "SimmCity". Ein Saal voller Verzweifelter. Sie haben nichts – außer das, was sie anhaben.

"Ja, es ist ein Katastrophenfall. Wir tun das Beste, aber derzeit ist die Sicherheit einfach nicht gewährleistet", sagt ein Behördenvertreter traurig. Und der Hausverwalter spricht das aus, was sich viele denken, aber niemand hören will: "Die Wohnungen werden nicht zeitnah wieder bewohnbar sein."

Zehn Stiegen (190 Parteien) sind betroffen. Nur wenige Bewohner dürfen schnell einige Habseligkeiten holen. Dreifach-Mama Ludmila B. hat dieses Glück nicht: "Ich wohne jetzt mit einem Säugling in einer Pension. Ohne Windeln, ohne Babykost, ohne Geld."

(C. Oistric)