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"Loredana hat von der Betrugsaffäre profitiert"

Heute Redaktion
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Rapperin Loredana wird vorgeworfen, einem Ehepaar viel Geld abgeknöpft zu haben. Ein Branchenexperte erklärt, wie der Vorwurf die Karriere von Loredana beeinflusst hat.

Elia Binelli, Sie sind Geschäftsleiter von "Lyrics", dem größten Schweizer Hip-Hop-Magazin, und kennen sich in dieser Branche gut aus. Wie hat der mutmaßliche Betrug Loredanas Karriere beeinflusst?

Im Großen und Ganzen hat Loredana sehr von der Betrugsaffäre profitiert. Wie man so schön zu sagen pflegt: Auch schlechte Promo ist gute Promo. Stellt euch vor: Sogar meine Mutter kennt Loredana jetzt.

Hat Loredanas Image denn gar nicht gelitten?

Klar, ihr Image und ihre Marke haben stark gelitten. Doch Loredana ist heute die erfolgreichste Künstlerin der Schweiz. Und das wäre sie auch, wenn es Petra Z. und den Betrugsvorwurf nicht gegeben hätte. Sie hat seit dem Vorfall die Kunst – ihre Musik – für sie sprechen lassen, und dies muss man ihr hoch anrechnen.

Was spricht dafür, dass sie auch ohne den Betrugsvorwurf so erfolgreich gewesen wäre?

Einen Beweis dafür liefert ihr Status in Deutschland. Dort feiert sie ihre großen Erfolge. Und in unserem Nachbarland hat dieser Betrugsvorwurf keine Debatte ausgelöst, sie war nur für kurze Zeit in den Schlagzeilen, trotzdem hat sie den Sprung zu den erfolgreichsten Künstlern in Deutschland geschafft, und das ist ihrem musikalischen Schaffen zu verdanken. Ihre Songs treffen den Puls der Zeit und sind zeitgenössische Hymnen für die junge Generation.

Der Fall Loredana

Loredana und ihr älterer Bruder Berat sollen laut den Aussagen der Schweizerin Petra Z. und ihres Mannes Hans ihnen zusammen über 900.000 Franken (ca. 855.000 Euro) abgeknöpft haben. Das Ehepaar hat Anzeige gegen Loredana und ihren Bruder eingereicht.

Die Anzeige gegen Loredanas Bruder wurde jedoch fallen gelassen. Grund: Die Zahlungen in Höhe von rund 200.000 Franken seien freiwillig erfolgt. Außerdem habe Petra Z. die grundlegendsten Vorsichtsmaßnahmen missachtet.

Gegen Rapperin Loredana führt die Staatsanwaltschaft weiterhin eine Untersuchung, wobei bezüglich einer Deliktsumme von 350.000 Franken und nicht 700.000 Franken ermittelt wird. Gegenüber dem Paar gab sich Loredana als Anna Landmann, Tochter von Staranwalt Valentin Landmann, aus. Sie habe gegenüber Petra Z. beteuert, dass sie ihr und ihrem Ehemann helfen wolle, das Geld von Berat zurückzubekommen. Stattdessen soll die Rapperin Petra Z. unter Druck mehrere Hunderttausend Franken abgeknöpft haben. Es gilt die Unschuldsvermutung.

Weitere Details zum Fall findest du hier.

Elia Binelli ist Geschäftsleiter von "Lyrics", dem größten Schweizer Hip-Hop-Magazin.

Video: 20Min

Nun etwas spezifischer: Welchen Einfluss hatte denn der Vorwurf auf Loredanas Buchungen, ihre Deals und ihre Streams?

Auf ihre Buchungen hatte der Vorwurf keinen langfristigen Effekt. Loredana war beim Open Air Frauenfeld und den Swiss Music Awards gebucht und hätte diesen Frühling eine ausverkaufte Tour durch Deutschland, die Schweiz und Österreich gespielt. Das ist alles, was man sich als Schweizer Künstlerin wünschen würde.

Negativen Einfluss hatte der Vorwurf auf ihre Werbedeals in der Schweiz. Ich denke mir nicht, dass es sich ein Brand leisten könnte, hierzulande mit Loredana als Botschafterin zu werben. In Deutschland sieht es dabei schon anders aus. Ich könnte mir vorstellen, dass Loredana sich für die deutsche Zielgruppe als Ambassador perfekt eignen könnte. Doch auch ohne Werbedeal macht Loredana genug Geld mit ihrer Musik. Gar keinen Effekt hatte der Vorwurf auf ihre Streams. Ihre Musik spricht für sich und bringt somit den verdienten Streamingerfolg mit sich. Diese Streamingzahlen hätte sie auch, wenn es den Betrugsfall nie gegeben hätte.

Es scheint, dass der Vorwurf Loredanas Karriere kaum negativ beeinflusst hat. Hat den niemand Mitleid mit Petra Z.?

Wir leben in einer solch schnelllebigen Zeit und sind stets einem Informationsüberfluss ausgesetzt, was leider oftmals zur Folge hat, dass Menschen vergessen. Vor allem im Rapkosmos ist man es auch gewohnt, Musik von "kriminellen" Künstlern zu konsumieren. Ein Betrugsfall ist dabei noch harmlos. Rapfans differenzieren zwischen Künstlerfigur, Werk und Privatperson. Und solange kein Urteil gefällt ist, gilt die Unschuldsvermutung. Das ist ein Grundsatz, der tief in unserem Rechtsstaat verankert ist.

Die Ermittlungen sind laut dem betroffenen Ehepaar Z. kaum vorwärts gegangen. Wie wirkt sich diese Warterei auf Loredanas Karriere aus?

Für Loredana ist das positiv. Sie hat Zeit gewonnen, mit Musik und Entertainment zu überzeugen. Zeit heilt bekanntlich Wunden. Würde sie aber zu einer Freiheitsstrafe verurteilt werden, würde die gerade erläuterte Sachlage einiges anders aussehen, und ihre Karriere stände vor einer heiklen Herausforderung.

Inwiefern?

Hat man sich strafbar gemacht, helfen auch Musik und Erfolg nicht. Dann muss man dafür gerade stehen und für die begangenen Taten büßen. Doch solange dies nicht endgültig geklärt ist, darf und soll Loredana genau so weitermachen wie bisher.

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