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Betrugsverdacht: "Loredana, bitte sag die Wahrheit"

Heute Redaktion
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Im Juni soll die Rapperin Loredana einvernommen werden. Ihr wird vorgeworfen, ein Paar um viel Geld gebracht zu haben. Für die Betroffenen ist der lang ersehnte Termin ein Lichtblick.

"Ich habe keine Angst mehr", sagt Petra Z. zum "Heute"-Schwestermedium "20 Minuten". Deutlich entspannter als noch vor einem Jahr sitzt die Schweizerin in ihrer Küche, sie lächelt. Auch ihr Gesicht sieht voller, gesünder aus, nicht mehr aschfahl und knochig. Die Traurigkeit, die beim letzten Besuch von "20 Minuten" den ganzen Raum erfüllte, scheint verschwunden zu sein . "Es ist endlich jemand da – unser Anwalt – der sich um alles kümmert. Die Ermittlungen laufen. Das gibt uns Hoffnung, dass wir das Geld zurückbekommen."

Petra Z. und ihr Mann Hans Z. werfen Loredana vor, sie um rund 700.000 Schweizer Franken (etwa 664.000 Euro) gebracht zu haben. Der Fall wurde vor rund einem Jahr aufgedeckt. Letzten Mai fand eine Hausdurchsuchung bei der Rapperin statt. Loredana wurde daraufhin festgenommen, befragt und gleich wieder freigelassen. Die Staatsanwaltschaft leitete eine Untersuchung wegen Verdachts auf Betrug ein. Ermittelt wird in Bezug auf eine mögliche Deliktsumme von 350.000 Franken (332.000 Euro). Für Loredana gilt weiterhin die Unschuldsvermutung.

Rückblick

Loredana und ihr älterer Bruder Berat sollen dem Ehepaar zusammen über 900.000 Franken abgeknöpft haben. Der Bruder rund 200.000 und Loredana rund 700.000. Die Walliserin hat Anzeige gegen Loredana und ihren Bruder eingereicht.

Die Anzeige gegen Loredanas Bruder wurde jedoch fallen gelassen. Grund: Die Zahlungen in Höhe von rund 200.000 Franken seien freiwillig erfolgt. Außerdem habe Petra Z. die grundlegendsten Vorsichtsmaßnahmen missachtet.

Gegenüber dem Paar soll sich Loredana als Anna Landmann ausgegeben haben, Tochter von Star-Anwalt Valentin Landmann. Sie habe gegenüber Petra Z. beteuert, dass sie ihr und ihrem Ehemann helfen wolle, das Geld von Berat zurückzubekommen. Stattdessen soll die Rapperin Petra Z. unter Druck mehrere Hunderttausend Franken abgeknöpft haben.

Video: 20 Minuten

Einvernahmen mehrmals verschoben

Auf juristischer Ebene ist laut dem Paar seither nicht viel passiert: "Noch am Abend der Festnahme boten mir Loredanas früherer Anwalt und ihr Management zuerst 200.000 Franken und dann 350.000 Franken an", erinnert sich Petra Z. "Doch ich lehnte ab. Loredana schuldet mir mindestens das Doppelte." Kurz darauf seien die Konten der Rapperin – auf denen sich mehrere Hunderttausend Franken befinden sollen – gesperrt worden. Danach sei den ganzen Sommer nichts geschehen, bis Petra Z. im Herbst ihre Handys abgeben musste. "Es wurde untersucht, was noch alles drauf ist. Erst nach rund acht Wochen erhielt ich sie zurück." Ob und was genau darauf gefunden worden ist, wisse sie nicht.

Leben am Existenzminimum

Simon Kopp, Sprecher der Staatsanwaltschaft Luzern, versichert, dass "die Untersuchung aktiv geführt" wird. Er bestätigt, dass demnächst eine Befragung mit Loredana stattfinden werde. Kopp: "Wie das Verfahren weiterläuft, hängt auch von dieser Befragung ab."

Das Ehepaar ist zuversichtlich, dass die Staatsanwaltschaft Luzern den Fall aufklären wird. Es hofft aber, dass es bald zügiger voran geht. "Wir wissen, dass es sehr kompliziert ist und dass es auch viel Material gibt", sagt Petra Z. "Aber ohne einen Entscheid haben wir kein Geld. Wir werden weiterhin am Existenzminimum leben müssen." Auch an die Rapperin wendet sich die Walliserin: "Du hast immer gesagt: 'Ich schwöre bei Gott, bei meiner Tochter und meiner Familie: ich sage die Wahrheit.' Loredana, bitte sag jetzt die Wahrheit."

Gelernt habe das Paar, dass man niemandem richtig vertrauen könne, sagt Petra Z. Sie wolle anderen gern etwas mit auf den Weg geben: "Wenn euch jemand droht oder nötigt, geht direkt zur Polizei. Auch ich hätte das viel eher machen sollen."

Und wie lief es bei Loredana so?

Beruflich hat die Rapperin im letzten Jahr abgesahnt: Sie veröffentlichte mehrere Singles, die Millionen Klicks erzielten. Mitte September veröffentlichte sie ihr Debütalbum "King Lori". Ihre Singleauskopplung "Kein Plan" zusammen mit Rapper Mero erreichte im September 2019 zum ersten Mal Platz eins der deutschen Singlecharts.

Sie staubte den MTV Europe Music Award 2019 ab. Kurz darauf – im Jänner 2020 – veröffentlichte Loredana den Song "Kein Wort", den sie gemeinsam mit der deutschen Rapperin Juju performt. Der Song wurde sofort zum Hit und brach mit über zwei Millionen Streams den Rekord des meistgestreamten Songs weiblicher Künstlerinnen am Release-Tag.

Deutlich schlechter lief es privat: Kurz nachdem der Fall im Mai publik wurde, verstarb ihr Vater. Im Herbst wurde bekannt, dass sich Loredana und der kosovarische Rapper Mozzik getrennt hatten. Beide gaben bisher den Grund für die Trennung nicht bekannt, jedoch gab es eine Menge Anspielungen. Seither kümmert sich vorwiegend Loredana um die gemeinsame Tochter Hana.