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"Medienschütze": Warum schoss dieser Mann?

Heute Redaktion
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Während der "Medienschütze", der am Montagmorgen einen Foto-Assistenen im Gebäude der Tageszeitung "Libération" in Paris niedergeschossen hat, weiter flüchtig ist, geht es seinem Opfer inzwischen besser. Der 23-Jährige wurde aus dem künstlichen Koma geholt, wie die Zeitung am Dienstagnachmittag per Kurzbotschaftendienst Twitter mitteilte. Der junge Mann sei "wach", werde aber weiter intensiv medizinisch betreut.

, weiter flüchtig ist, geht es seinem Opfer inzwischen besser. Der 23-Jährige wurde aus dem künstlichen Koma geholt, wie die Zeitung am Dienstagnachmittag per Kurzbotschaftendienst Twitter mitteilte. Der junge Mann sei "wach", werde aber weiter intensiv medizinisch betreut.

Der Foto-Assistent war am Montagmorgen in der Eingangshalle von "Libération" lebensgefährlich verletzt worden, als ihn der unbekannte Schütze in Brust und Unterleib schoss. Der Täter ist weiterhin flüchtig. In Paris läuft seit Montag eine Großfahndung der Polizei. Der Schütze hatte danach auch vor einer Bank mehrere Schüsse abgefeuert und einen Autofahrer zeitweise als Geisel genommen. Bereits am Freitag war er ins Bürogebäude eines Fernsehsenders eingedrungen und hatte Journalisten mit seinem Gewehr bedroht, dann allerdings nicht geschossen.

Die Ermittler fürchten nun, dass der unbekannte Mann noch einmal zuschlagen könnte. Wo und wann dies der Fall sein könnte, gilt jedoch als völlig unklar. Die Hintergründe der Taten liegen nach wie vor völlig im Dunkeln. Ein Rachefeldzug? Die Taten eines psychisch kranken Mannes, der einfach nur Aufmerksamkeit will? Oder doch politisch motivierte Attentate? In Frankreich wird über das Motiv weiter gerätselt.

Entschlossener Täter

Anlass zu Sorge geben der Polizei vor allem die Aussagen der Zeugen der beiden ersten Überfälle. Sie berichten von einem ruhig und entschlossen wirkenden Mann, der genau zu wissen scheint, was er tut. "Der Kerl hat ein Gewehr aus seiner Umhängetasche gezogen und zweimal auf die erste Person gefeuert, die er gesehen hat. Das hat nicht länger als zehn Sekunden gedauert", zitierte die Zeitung "Liberation" am Dienstag einen Mitarbeiter, der die Tat am Vortag miterleben musste.

Ähnlich äußerte sich BFMTV-Chefredakteur Philippe Antoine, der am Freitag im Redaktionsgebäude seines Senders von dem Täter bedroht worden war. Der Mann habe mit präzisen Bewegungen, ganz ohne Panik gehandelt, berichtete er. Im Gegensatz zu dem Fotoassistenten kam Antoine letztendlich mit dem Schrecken davon. Der Täter bedrohte ihn zwar mit seiner Pumpgun, drückte aber nicht ab. Erst nach dem blutigen Überfall am Montag habe er wirklich realisiert, welch großes Glück er gehabt habe, berichtete der Journalist. Das nächste Mal sei er dran, habe der Attentäter kurz vor seiner Flucht gedroht.

Polizei hofft aus Hinweise

Bei der Fahndung nach dem mysteriösen Unbekannten hofft die Polizei weiter auf Hinweise aus der Bevölkerung. Die Ermittler veröffentlichten am Dienstag ein weiteres Bild des unbekannten Mannes. Es zeigt ihn wesentlich deutlicher als die zuvor publizierten. Bereits zu den drei am Montag veröffentlichten Aufnahmen hatte es mehrere Hundert Hinweise gegeben. Sie führten zunächst allerdings nicht zur Identifizierung des Attentäters. Mehrere Personen seien zwischenzeitlich vorläufig festgenommen worden, der Täter sei allerdings nicht darunter, hieß es von der Polizei.

"Diese Person ist ohne Zweifel äußerst gefährlich. Das ist niemand, der in Panik gerät, aufgibt oder sich versteckt", kommentierte der Kriminalpsychologe Jean-Pierre Bouchard in einem Interview des Radiosenders France Info. Der Experte vermutet, dass eine "persönliche Geschichte" hinter den Taten des Mannes stecken könnte.