Politik

"Mein Privatleben möchte ich nicht inszenieren"

Jüngster Staatssekretär, VP-Außenminister, Parteichef: Nun spricht Sebastian Kurz über Politik, Ehe und seltsame Begegnungen mit einem Hund.

Heute Redaktion
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Sebastian Kurz (Archivfoto)
Sebastian Kurz (Archivfoto)
Bild: Helmut Graf

Im zweiten Teil der Ö3-Sommergesprache in "Frühstück bei mir" war am Sonntag (18.6.) Außenminister und ÖVP-Spitzenkandidat Sebastian Kurz zu Gast. Er kommentierte den derzeitigen Hype um seine Person, die guten Umfragewerte und hohen Erwartungen seiner Partei im Gespräch mit Claudia Stöckl:

"Ich weiß, wie volatil das in der Politik ist. Und ich habe ja das genaue Gegenteil auch schon erlebt. Als ich Staatssekretär wurde, gab es innerhalb von Stunden Zehntausende, die auf Facebook Gruppen gebildet haben und sich dagegen ausgesprochen haben, dass ich mit nur 24 Jahren Staatssekretär werden soll. Das heißt, ich habe massive Kritik erlebt und ich habe auch sehr viel Unterstützung und Zuspruch erlebt."

"Schwerer Fehler"

Und der 30-Jährige bekräftigt weiter: "Ich kann Ihnen ganz genau sagen, dass sich die Unterstützung besser anfühlt als die Kritik. Aber wenn man eins davon zu nah an sich heran lässt, dann hat man schon einen schweren Fehler begangen."

Der neue designierte Parteiobmann sprach auch über sein Verhältnis zu seinem Vorgänger Reinhold Mitterlehner, der sich ja bei seinem überraschenden Rücktritt deutlich dagegen ausgesprochen hat, "Platzhalter" für die ÖVP-Hoffnung sein zu wollen. Kurz: "Wir sind miteinander im Reinen."

Ob es keine Ressentiments gibt, da Kurz ja nachgesagt wurde, schon monatelang an Mitterlehners Entthronung gearbeitet zu haben? Seine Antwort: Reinhold Mitterlehner hat mir vor einiger Zeit schon signalisiert, dass er aller Voraussicht nach nicht Spitzenkandidat bei der nächsten Nationalratswahl sein möchte. Der Zeitpunkt seines Rückzugs kam allerdings sehr überraschend." Er habe mit Mitterlehner gleich nach dessen Rücktritt SMS ausgetauscht, Gespräche seien gefolgt. Ressentiments des Ex-Vizekanzlers seien ein Gerücht: "Unsere Gespräche sind freundschaftlich."

Kurz' Beraterstab war ebenfalls oft Anlass für Spekulationen – angeblich sei Wolfgang Schüssel der Mastermind hinter Kurz' Forderungen an die ÖVP gewesen, mit denen er seiner Wahl zum Obmann zugestimmt hatte. "Wolfgang Schüssel ist der ehemalige Bundeskanzler, aber er ist nicht mein Berater. Meine engsten Berater sind mein Team – mein Kabinettschef, eine Referentin bei mir im Büro. Also eine Runde von Personen, mit denen ich täglich zusammenarbeite."

Erwin Wurm und Tobias Moretti seien für Kurz wichtige Gesprächspartner in Sachen Kulturpolitik genauso wie Künstlermanager Herbert Fechter: "Fechter ist jemand, den ich sehr schätze und der, als ich ihn einmal gebeten habe, mir die Möglichkeit zu geben, mich mit Künstlern auszutauschen, viele eingeladen hat. Ich habe da teilweise stundenlange, interessante Diskussionen geführt, wo ich auch die Möglichkeit hatte, gerade was die Flüchtlingskrise betrifft oder meine Politik, dies Menschen zu erklären, die das sehr kritisch gesehen haben."

Eigene Kinder?

Ob er sich Kinder wünsche, wurde er gefragt. Das werde er "eher zuhause besprechen und nicht auf Ö3". Einer seiner Lebensträume sei jedenfalls eine "Familie zu gründen ... verheiratet sein möchte ich auf jeden Fall".

Seine Beziehung zu einer Wirtschaftspädagogin, die er mit 18 Jahren kennengelernt hat, möchte Kurz im Wahlkampf nicht ausbreiten: "Um ganz ehrlich zu sein, meine Eltern und auch meine Freundin haben kein Interesse medial vorzukommen, es ist auch nicht Teil ihrer Jobs. Und ich halte es auch nicht für notwendig, da als Politiker das eigene Privatleben zu inszenieren. Ich möchte gerne nach meiner Arbeit beurteilt werden, und muss da nicht meine Familie vor den Vorhang holen."



Aber, sagt Kurz dazu: "Ich halte es legitim, wenn man es so macht wie Kern. aber auch, wenn man es so macht wie ich".

Hund aufgegabelt

Zumindest ein neues Familienmitglied steht für den Politiker schon fest. Den Straßenhund, der seiner Freundin und ihm bei ihrem letzten Urlaub auf Madeira zugelaufen ist, hat er zwar schweren Herzens dort gelassen, aber spätestens nach dem Wahlkampf soll ein Hund in Kurz' Terrassenwohnung in Meidling einziehen. "Ich bin ein Tiernarr", so Kurz.

An die Begegnung mit dem Hund auf Madeira erinnere er sich noch genau. "Es ist eine unglaubliche Geschichte. Da ist uns ein Hund über den Weg gelaufen. Er hat uns eisern bis zum Gipfel begleitet und ist danach wieder mit uns nach unten gegangen. Wanderer, die uns entgegen gekommen sind, haben uns zu unserem schönen Hund gratuliert. Keiner hat geglaubt, dass wir ihn erst aufgegbelt haben" (Red)