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"Mörder"-Rufe für Barroso auf Lampedusa

Heute Redaktion
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Jose Manuel Barroso und EU-Innenkommissarin Cecilia Malmström wurden am Mittwoch beim Besuch auf der italienischen Insel Lampedusa nach der Flüchtlingskatastrophe mit Buh-Rufen und Wörtern wie "Schande" und Mörder" empfangen. Die EU stellt Italien 30 Millionen Euro zur Verfügung.

Jose Manuel Barroso und EU-Innenkommissarin Cecilia Malmström wurden am Mittwoch beim Besuch auf der italienischen Insel Lampedusa mit Buh-Rufen und Wörtern wie "Schande" und Mörder" empfangen. Die EU stellt Italien 30 Millionen Euro zur Verfügung.

Begleitet wurden die EU-Spitzenpolitiker vom italienischen Ministerpräsidenten Enrico Letta und Innenminister Angelino Alfano. Barroso kündigte an, die EU werde Italien zusätzliche Mittel in Höhe von 30 Millionen Euro zur Verfügung stellen. Das Geld soll für die Renovierung der Flüchtlingszentren eingesetzt werden. Die Einwanderer hatten am Dienstag gegen die Lebensbedingungen in der überfüllten Unterkunft auf Lampedusa protestiert. "Wir wissen aber, dass noch viel mehr getan werden muss", fügte Barroso hinzu.

Die EU dürfe sich nicht abwenden und zulassen, dass tausende Menschen an ihren Grenzen ums Leben kommen. "Es sind größere Anstrengungen nötig und eine engere Zusammenarbeit zwischen den Mitgliedsstaaten", sagte Barroso. "Das Problem eines unserer Länder, wie jetzt Italien, muss als ein Problem von ganz Europa wahrgenommen werden", betonte der Kommissionspräsident. Barroso zeigte sich bestürzt über das Ausmaß der Tragödie. "Ich werde den Anblick dieser Särge niemals vergessen", sagte er.

Staatsbegräbnis für die Toten

Auch Letta, der ein Staatsbegräbnis für die mehr als 300 Opfer akündigte, sprach von einem "europäischen Drama". Es handle sich um die schlimmste menschliche Tragödie im Mittelmeer. Für die Verstorbenen werde ein Staatsbegräbnis organisiert. Die Opfer hätten ein Recht auf ein solches Begräbnis, sagte Letta. Er bat um Entschuldigung "für die Fehlleistungen unseres Landes". Malmström mahnte Reformen des Asylrechts und eine Abkehr von der restriktiven Einwanderungspolitik der EU an.

Die EU-Grenzschutzagentur Frontex stellt bereit, um die Mission "Hermes" im Mittelmeer bis November zu verlängern. Zwei Millionen Euro würden dafür umgeschichtet, sagte der Vize-Direktor von Frontex, Gill Arias, der italienischen Nachrichtenagentur Ansa. Diese Entscheidung sei schon vor dem jüngsten Unglück und nicht auf Druck der Politik getroffen worden. Frontex unterstützt im Rahmen der Mission die italienischen Behörden bei der Bewältigung des Flüchtlingsandrangs aus Nordafrika.