Österreich

"Armlehnen in U4-Station menschenverachtend"

Nach einem Jahr ist die U4-Station Pilgramgasse wieder geöffnet. Der fehlende Lift und die neuen Lehnen der Sitzbänke sorgen für Polemik.

Heute Redaktion
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Einheitlich euphorisch zeigten sich am Montag Anrainer und Öffi-Fahrer über die Wiedereröffnung der U4-Station Pilgramgasse. Wegen einer Grundsanierung war die Station ein ganzes Jahr gesperrt gewesen. Zwei Punkte sorgen jedoch für Polemik. "Es gibt hier keinen barrierefreien Zugang", so die Durchsage in der U4 bei der Station Pilgramgasse Richtung Heiligenstadt. Das heißt, mit Kinderwagen oder Rollstuhl sollte man diese Station lieber weiterhin meiden.

Richtung Hütteldorf wurde eine witterungsgeschützte Rampe an der Seite der Ramperstorffergasse errichtet. Die Steigung beträgt hier jedoch abschnittsweise bis zu zehn Prozent und ist daher besonders schwierig für Rollstuhlfahrer alleine zu bewältigen.

Weitere Kritik hagelt es für die neuen silbernen Sitzlehnen. In der Twitterblase wird darüber geschrieben, dass es sich hier um "hostile architecture" handle. Feindliche Architektur sozusagen, die es Menschen verunmöglichen soll, dort zu schlafen. Die Wiener Linien kontern, dass es sich hier um eine Hilfe für ältere Menschen handelt, damit diese aufstehen können.

"Menschenverachtend, schwierig bis hin zu schön weiß"

Anrainer und U4-Fahrer äußerten im Gespräch mit "Heute" geteilte Meinungen. "Es ist so schön weiß hier und ohne Werbung", sagte die Deutsch-Lehrerin Andrea Adamek (57) über die neue Station. Die Pensionistin Lieselotte R. (70) zeigte sich entsetzt, dass es keinen Lift gebe: "Junge Mütter oder Omas mit Kinderwägen, auch Junge, die vielleicht einen Gipsfuß tragen, werden hier nicht herkommen".

Viele wussten sofort, dass die Armlehnen problematisch seien. Die Bankangestellte Fiona I. (23) stellte klar: "Die Armlehnen sind unnötig und menschenverachtend. Wir haben es noch immer nicht zusammengebracht, dass in einem reichen Land wie Österreich, Menschen nicht mehr auf der Straße leben müssen. Und dann nehmen wir ihnen auch noch die Möglichkeit, sich auszurasten. Das ist menschenverachtend und das muss nicht sein." Während die Pensionistin Helga G. (78) meint, dass die Lehnen für sie eine Erleichterung seien: "Ich brauche die Armlehne zum Aufstehen, damit ich mich abstützen kann."

Die jungen Studentinnen Christina P. und Viktoria H. (beide 21) kennen die Lehnen bereits aus anderen Ländern, wie Frankreich: "Ich finde das blöd, weil da können Obdachlose nicht schlafen. Es ist echt gemein eigentlich und unnötig. Sie wollen nicht, dass Obdachlose bei der U-Bahn schlafen. In Frankreich ist es auch oft so, dass sie Parkbänke einsperren. In Wien gibt es ja nicht so viele Obdachlose wie in Paris."