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"Sebastian Kurz ist der Kandidat der Konzerne"

Heute Redaktion
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Ein Pilz, Peter Pilz und Bruno Rossmann in ihrer Wahlkampfzentrale, dem "MushRoom".
Ein Pilz, Peter Pilz und Bruno Rossmann in ihrer Wahlkampfzentrale, dem "MushRoom".
Bild: picturedesk.com

Sebastian Kurz sei der "Kandidat der Konzerne", wettert Peter Pilz. Der ÖVP-Spitzenkandidat wolle großen Unternehmen bis zu 8 Mrd. € schenken.

Peter Pilz wittert das "unverschämteste Geschenk in der Geschichte der 2. Republik". Denn ÖVP-Spitzenkandidat Sebastian Kurz plane, die Körperschaftssteuer auf nicht entnommene Unternehmensgewinne zu streichen.

Das könnte bis zu 8 Milliarden Euro kosten, warnt der Listengründer. Dafür würden die kleinen Steuerzahler zur Kasse gebeten, betonten Pilz und sein Mitstreiter, der vormals grüne Ökonom Bruno Rossmann, am Montag in Wien.



Weniger Gewinne ausgeschüttet

Im Budget 2017 seien Einnahmen von rund 7,5 Mrd. € durch die Körperschaftssteuer vorgesehen. Im Schnitt seien bisher die Hälfte der Unternehmensgewinne an die Eigentümer ausbezahlt worden, die andere Hälfte sei in der Firma verblieben, erklärte Pilz. Mit der Abschaffung der Besteuerung werde jetzt ein Anreiz für Unternehmen geschaffen, die Gewinnausschüttungen zu reduzieren, um der Körperschaftssteuer von 27,5 Prozent zu entgehen.

Kleine "schauen durch die Finger"

Pilz ärgert, dass nur die Großkonzerne von den Kurz-Geschenken profitieren. Die kleinen GmbHs würden "durch die Finger schauen", klagte er und brachte ein Beispiel: Eine GmbH mache mit einem Umsatz von 1 Mio. Euro einen Gewinn von rund 100.000 Euro vor Steuern. Für diese Kleinunternehmen bestehe gar keine Möglichkeit, Geld in der Firma zu lassen, da man es zum Leben brauche.

Geldspeicher

Vermögende könnten aber künftig ihre Reichtümer in eine Holding (z. B. in GmbH-Form) einbringen. In dieser Holding, die "wie ein Geldspeicher" funktioniere, könne sich das Vermögen steuerfrei vermehren, warnt Pilz. Die Besteuerung erfolge erst bei der Entnahme, das sei wie im "Paradies für Reiche".

Faktischer Steuersatz sinkt

Pilz und Rossmann brachten ein weiteres Beispiel: Eine 100-Mio-Holding erwirtschafte Erträge von 400.000 Euro. Würden nur 200.000 Euro entnommen, so fallen 55.000 Euro oder 13,75 Prozent Kapitalertragssteuer an. Bei einer 100-Mio-Holding und 400.000 Euro Entnahmen sinke der faktische Steuersatz auf 2,75 Prozent.

Würden aber die Begünstigten einer 1-Milliarde-Holding 720.000 Euro im Jahr entnehmen, reduziere sich der Steuersatz gar auf 0,5 Prozent, schimpfte Pilz. Das sei ein "Ungerechtigkeits-Programm par excellence". Kurz gefährde mit seinen Plänen die "soziale Sicherheit in Österreich und in der EU".

(GP)