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"Sie werden mich 7 Tage nach dem Video töten"

Heute Redaktion
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Ein Video, das den im Jemen verschleppten Österreicher zeigt, ist bereits vor zwei Tagen auf dem Video-Portal youtube im Internet aufgetaucht. Entsprechende Medienberichte bestätigte das finnische Außenministerium am Telefon am Samstag.

Der am 21. Dezember im Jemen entführte Österreicher Dominik N. hat in einem Video an die Regierungen des Jemen, Österreichs und anderer Staaten appelliert, Lösegeldforderungen seiner Entführer zu erfüllen. Andernfalls werde er sieben Tage nach Veröffentlichung des Videos getötet, so N., dem ein Gewehr an den Kopf gehalten wurde und der offensichtlich unter großer Anspannung stand.

Der Österreicher war am 21. Dezember gemeinsam mit einem Paar aus Finnland mitten in der Hauptstadt Sanaa verschleppt worden. Augenzeugen berichteten, dass die drei auf dem Tahrir-Platz von bewaffneten Männern in ein Auto gezerrt worden seien.

Wörtlich sagte die österreichische Geisel in dem Video: "Mein Name ist Dominik N. Ich bin ein österreichischer Staatsbürger. Ich wurde am 21. Dezember 2012 von einem jemenitischen Stamm als Geisel genommen. Sie wollen Lösegeld. Ich appelliere an die jemenitische Regierung, die österreichische Bundesregierung, die Europäische Union und alle anderen Staaten, ihre Forderungen zu erfüllen. Andernfalls werden sie mich sieben Tage nach Veröffentlichung dieses Videos töten".

Unter Tränen fügte N. auch eine persönliche Botschaft hinzu: "Mama, Papa, Lukas und Angela - ich liebe Euch über alles. Bis jetzt bin ich in guter Gesundheit."

Das Video wurde am vergangenen Donnerstag (21. Februar) auf dem Video-Portal YouTube im Internet veröffentlicht. Nach Angaben des Außenministeriums handelt es sich um das erste Lebenszeichen seit der Entführung. Das Video sei authentisch und werde von Experten genau untersucht, hieß es. Die österreichische Regierung stimme sich eng mit den Regierungen Finnlands und des Jemen ab.

Das finnische Außenministerium betonte, es habe keine Lösegeldforderung erhalten. Die finnische Jemen-Expertin Susanne Dahlgren vermutet, dass sich das gleichzeitig mit N. entführte finnische Paar in den Händen einer anderen Entführergruppe befindet. Darauf deute unter anderem hin, dass der Österreicher seine Schicksalsgenossen in dem Video nicht erwähnt.

Am Sonntag trat erneut ein Krisenstab im Außenministerium zusammen. Bereits am Samstag hatte dieser mehrere Stunden lang getagt. Bei der Sitzung am Minoritenplatz waren auch Vertreter des Innen- und Verteidigungsministeriums sowie des Bundeskanzleramts zugegen. Ein geplantes Pressestatement nach dem Treffen wurde kurzfristig wieder abgesagt. Die Lösegeldforderung und das Ultimatum in dem Video seien "sehr unkonkret" und müssten geprüft werden, sagte Außenamts-Sprecher Martin Weiss am Sonntag zur APA. Weitere Details wolle und könne man derzeit nicht nennen.

Nach Bekanntwerden des Videos war bereits am Samstag der zuständige österreichische Botschafter in Saudi-Arabien, Gregor Kössler, mit dem jemenitischen Außenminister Abu Bakr al-Kirbi zusammengetroffen, wie das Außenministerium in Wien bestätigte. Die Regierung in Sanaa versicherte demnach, dass man keine Mühen scheue, die Geisel unversehrt freizubekommen.

Lesen Sie weiter: Chronologie Entführungen von Österreichern In politisch brisanten Regionen der Welt kommt es immer wieder zu Entführungen westlicher Touristen, Geschäftsleuten und Journalisten. Im Folgenden ein Überblick über Ereignisse der vergangenen Jahre, in die Österreicher involviert waren.

   27. Februar 1998 - Nach fast zwei Wochen in der Gewalt von Geiselnehmern im westafrikanischen Sierra Leone kommen fünf europäische Missionare, unter ihnen der Vorarlberger Arzt Andreas Erhard (36), wieder frei. Die Entwicklungshelfer des Ordens der Barmherzigen Brüder waren am 14. Februar aus ihrem Spital in Lusar verschleppt worden. Die Entführung ereignete sich zwei Tage nach dem Sturz der Militärjunta.

   23. April 2001 - Eine Geiselnahme pro-tschetschenischer Rebellen in einem Istanbuler Luxushotel geht noch am gleichen Tag ohne Blutvergießen zu Ende. Die bewaffneten Kidnapper lassen die 120 Menschen in ihrer Gewalt - unter ihnen auch bis zu acht Österreicher - nach fast zwölf Stunden frei und ergeben sich der Polizei.

   13. Mai 2003 - Alle zehn in der algerischen Sahara entführten Österreicher werden nach fast zwei Monaten aus der Hand ihrer Geiselnehmer - der Salafisten-Gruppe für Predigt und Kampf (GSPC) - befreit und kehren nach Österreich zurück. Gemeinsam mit den acht Salzburgern und zwei Tirolern kommen sechs Deutsche und ein Schwede frei. Damit befinden sich noch 15 der ursprünglich insgesamt 32 entführten Europäer in der Gewalt von Geiselnehmern. Bei ihnen handelt es sich um zehn weitere Deutsche, vier Schweizer und einen Niederländer. Sie kommen Mitte August 2003 frei, eine deutsche Geisel überlebt die Strapazen nicht.

   13. Juli 2005 - Ein im Gaza-Streifen entführter Österreicher und ein Brite werden nach wenigen Stunden wieder freigelassen. Der Steirer Volker Mitterhammer, der für eine Tiroler Firma als Ingenieur für Wasseraufbereitungsanlagen arbeitet, war gemeinsam mit seinem britischen Kollegen von zwei Personen in ein Auto gezerrt und in das Flüchtlingslage Al Bureij gebracht worden. Beide Männer werden freigelassen, nachdem hohe palästinensische Offizielle einschreiten.

   24. Dezember 2005 - Während einer ganzen Serie von Einführungen von Ausländern im Jemen geraten auch die beiden österreichischen Architekten Barbara Meisterhofer (31) und Peter Schurz (52) in die Hände von Geiselnehmern. Nach wenigen Tagen kommen sie nach Verhandlungen zwischen Stammesführern und der Zentralregierung in Sanaa am 24. Dezember unversehrt wieder frei.

   4. April 2006 - Die Leichen der seit Jänner 2006 vermissten österreichischen Touristen Peter Kirsten Rabitsch (28) und Katharina Koller (25) werden in der bolivianischen Hauptstadt La Paz gefunden. Sie waren von Kriminellen entführt, ausgeraubt und ermordet worden. Das auf Weltreise befindliche Wiener Paar war von der bolivianischen Stadt Copacabana am Titicacaca-See kommend, am 26. Jänner in La Paz verschwunden. Im August 2006 werden die mutmaßlichen Mörder gefasst und ein Jahr später zu langjährigen Haftstrafen verurteilt.

   16. November 2006 - Der 25-jährige Oberösterreicher Bert Nussbaumer wird gemeinsam mit vier US-Bürgern und neun ortsansässigen Mitarbeitern der US-Sicherheitsfirma Crescent Security im Irak entführt. Nach ersten Video-Botschaften, die die Entführer den Behörden bzw. Medien zuspielen, gab es monatelang kein Lebenszeichen der Geiseln mehr. Im März 2008 werden mehrere Leichen im Irak gefunden. Eine davon wird in den USA als Bert Nussbaumer identifiziert.

   Februar 2008: Zwei Touristen aus Österreich - die Halleiner Wolfgang Ebner (51) und Andrea Kloiber (43) - werden im tunesisch-algerischen Grenzgebiet gekidnappt und in den Norden Malis verschleppt. Die beiden Österreicher befinden sich 252 Tage lang in Geiselhaft des nordafrikanischen Zweigs des internationalen Terrornetzwerks Al-Kaida "Al-Kaida im islamischen Maghreb" (AQMI). Nach langen Verhandlungen gibt das Außenministerium in Wien Ende Oktober ihre Freilassung bekannt.

   Jänner 2012: Bei einem Überfall auf europäische Touristen im Nordosten Äthiopiens werden fünf Menschen getötet. Bei einem Opfer handelt es sich um einen Österreicher. Bei den Tätern soll es sich der Landesregierung zufolge um von der eritreischen Regierung ausgebildete Banditen gehandelt haben. Eritreische Diplomaten weisen diese Vorwürfe zurück.

   21. Dezember 2012: Ein 26-Jähriger, der in Jemens Hauptstadt Sanaa einen Sprachkurs macht, wird - gemeinsam mit einem finnischem Paar - von jemenitischen Stämmen entführt. Später werden sie nach unbestätigten Berichten an das Terrornetzwerk Al-Kaida verkauft. Für das Außenministerium in Wien sind unterdessen "alle Szenarien möglich".

   17. Jänner 2013: Ein 36-jähriger Niederösterreicher wird auf einem Ölfeld in Algerien an der Grenze zu Libyen entführt. Insgesamt halten die Geiselnehmer mehr als 40 Personen fest. Die Tat sei eine Reaktion auf den "Kreuzzug der französischen Truppen" in Mali, so die offizielle Erklärung der Islamisten. Mittlerweile ist ein Video aufgetaucht, welches den im Jemen verschleppten Österreicher zeigt. In dem Video appelliert der Österreicher, dessen Identität laut Jouni Molsa vom finnischen Außenministerium und von den österreichischen Behörden bestätigt wurde, unter anderem an die Regierungen Jemens, Österreichs und an die EU, die Lösegeldforderungen der Entführer zu erfüllen. Andernfalls würden ihn die Kidnapper sieben Tage nach der Publikation des Videos töten. Das Video wurde offenbar am 21. Februar (vergangenen Donnerstag) online gestellt.

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