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"So erlebte ich den Anschlag in der Synagoge"

Heute Redaktion
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"profil-Journalistin Christina Feist (29).
"profil-Journalistin Christina Feist (29).
Bild: EPA

Ein Neonazi stürmte in Halle (D) eine Synagoge und wollte Juden töten. Die Wiener "profil"-Journalistin Christina Feist befand sich im Gebäude. Jetzt sprach sie über die bangen Stunden.

Der Neonazi von Halle schoss mit seinen Waffen auf die Eingangstüre, legte mehrere Sprengsätze, warf Handgranaten – zwei Menschen starben ("Heute" berichtete).

Kantor verhinderte Schlimmeres

In der ungeschützten Synagoge: 50 Gläubige, darunter viele Kinder. Am Jom-Kippur-Gottesdienst nahm auch "profil"-Journalistin Christina Feist (29) teil. Beim Lesen der Thora, um 12.16 Uhr, dann das Drama: "Ich hab einen lauten Knall gehört, Rauchschwaden gesehen."

Der Kantor (Vorbeter) verhinderte Schlimmeres: "Er sah den schießenden Rechtsextremen auf der Überwachungskamera, schrie ‚Alles raus, alle sofort raus'", berichtet Feist gegenüber dem "profil". Sofort retteten sich die Menschen in den ersten Stock, warfen sich auf den Boden.

Kampf ums Überleben

Während der Angreifer von draußen auf die Türe schoss, wurde innen ums Überleben gekämpft. "Mit anderen Gemeindemitgliedern verbarrikadierte der Kantor die Eingangstüre [mit Kästen]. Ich selbst habe die Mitteltüre abgeschlossen, andere den Hinterausgang verriegelt. Dann haben wir die Polizei gerufen."

Die Synagoge war auch am höchsten jüdischen Feiertag ungeschützt. Erst um 17 Uhr konnten die Gemeindemitglieder in Sicherheit gebracht werden. Per Bus fuhr man ins Krankenhaus. "Dort haben wir gebetet und gefeiert, dass wir das überstanden haben."