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"So erlebte ich den Luftalarm in Jerusalem"

Heute Redaktion
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Der wieder aufgeflammte Nahost-Konflikt zwischen Israel und den Palästinensern droht sich immer mehr in einen handfesten Krieg auszuweiten. Der Österreicher Andreas A. studiert im Augenblick mitten in der Raketenhölle. "Heute.at" schilderte er die Lage in Jerusalem.

auszuweiten. Der 30-jährige Österreicher Andreas A. studiert im Augenblick mitten in der Raketenhölle. "Heute.at" schilderte er die Lage in Jerusalem.

"Keine Sorge, Jerusalem ist angeblich der sicherste Ort in Israel", versucht Andreas A., der dort gerade sein Doktoratsstudium finalisiert, zu beruhigen. Dennoch hat am Freitag.

"In Jerusalem gibt es zu viele Heiligtümer aller drei Weltreligionen, als dass hier irgendjemand mit ungelenkten Raketen herumballern würde wie in Tel Aviv." Solange es keinen Krieg zwischen Israel und der Palästinensischen Autonomiebehörde gebe, sei Jerusalem also mehr oder weniger sicher, so die Einschätzung von A.

Zimmer des Österreichers ist ein Luftschutzbunker

"Ich hoffe nicht, dass es dazu kommt. Denn dann würde die Front nämlich genau durch mein Studentenheim verlaufen, und dann gäbs wahrscheinlich wieder Autobomben und drive-by-shootings. Das soll zuletzt 2007 in unmittelbarer Nachbarschaft meines Heims recht arg gewesen sein."

Den Luftalarm am Freitag hat Andreas unmittelbar miterlebt. "Als die Sirene losging und uns die Studentenheim-Leitung über Intercom über die verfügbaren Luftschutzanlagen informiert hat, war das schon ein bissel gruselig. Ich schätze jetzt bin ich ganz froh, dass mein Zimmer gleichzeitig der gesetzlich vorgeschriebene WG-Bunker ist."

Die Menschen in Jerusalem leben mit der Bedrohung

Laut israelischem Gesetz muss wegen der ganzjährigen Gefahr von Raketenagriffen jede Wohnung einen Bunker haben, und im Fall eines Studentenheims sind dies bestimmte Zimmer, wie eben das des Österreichers. "Ich habe eine Panzertür, ein Panzerschott beim Fenster, eine Bunker-Belüftung, und ein rotes Notlicht, das sich auch bei Nacht nicht abschalten lässt."

Das Leben auf den Straßen Jerusalem habe sich durch die jüngsten Luftangriffe nicht wesentlich verändert. "Die Leute bleiben recht ruhig, gleich nach dem Alarm ist vor meinem Fenster schon wieder ein Jogger vorbeigelaufen. Die Menschen sind in verblüffender Weise an das ständige Bedrohungsgefühl gewöhnt."

Geht es nach A., ist die nahe Jerusalem niedergegangene Rakete ein kleines Säbelraseln gewesen. "Das war sicher nicht die Norm. Die Rakete ist irgendwo in der Pampa niedergegangen, also ungelenkter Eigenbau. Ich schätze, die Hamas wollte zeigen, was sie für eine Reichweite hat, welche Ziele sie mit ihren Raketen theoretisch erreichen kann."

baf/mle