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Viraler Post: "So sehen Depressionen aus"

Das Facebook-Posting einer jungen Frau, das den Alltag mit Depressionen darstellt, ging viral.

Heute Redaktion
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Brittany Erntsperger teilt ihre Geschichte.
Brittany Erntsperger teilt ihre Geschichte.
Bild: Screenshot Facebook

Fast 300 Millionen Menschen weltweit leiden an Depressionen.

In berührender und echter Weise schilderte eine junge Frau den Verlauf ihrer Depressionen in einem Facebook-Posting. Mit dem breiten Feedback, das diesem ehrlichen Bericht folgte, hätte sie nicht gerechnet. Bisher wurde ihr Posting über 350.000 Mal geteilt. Fast 17.500 Menschen haben es kommentiert.

«So sehen Depressionen aus.

Nein, nicht das saubere Geschirr. Sondern dass da überhaupt so viel Geschirr liegt; dass ich es zwei Wochen lang nicht geschafft habe, es abzuwaschen.

Vor drei Tagen saß ich auf dem Küchenboden und starrte das Geschirr an, während ich weinte. Ich wusste, ich müsste es abwaschen. Ich wollte es so gerne machen. Aber die Depressionen zogen mich runter. Sie haben mich in ihren Bann gezogen. Wie ein schwarzes Loch; schnell, sinkend, Treibsand-ähnlich.

Ich sah das Geschirr am Morgen, am Abend, ging den ganzen Tag daran vorbei. Und sah es nur an. Ich sagte mir, du schaffst das. Und fühlte mich jeden Tag niedergeschlagen, weil ich es nicht schaffte. Aufgaben nicht zu schaffen, ist ein Misserfolg – und der macht die Depressionen noch viel schlimmer.

Wertlos. Versagen. Ein Stück Scheiße. Inkompetent. Dumm. Faul. Alles Gedanken, die im Kopf von jemandem mit Depressionen herumschwirren. Jeden einzelnen Tag.

Wenn weitere Ängste dazu kommen, beginnt erst das Vergnügen. Du fürchtest, dass dein Mann dich verlässt, weil er das Gefühl hat, du seist faul. Du fürchtest dich davor, Leute in dein Haus zu lassen, weil sie denken könnten du seist widerwärtig. Das Gefühl, deine Kinder zu enttäuschen, weil du schon wieder kein sauberes Geschirr hast, um zu kochen. Also gibt es Pizza. Schon wieder.

Und das Schlimmste daran: Es geht nicht nur um das Geschirr. Waschen, putzen, sich anziehen, duschen, die Kinder anziehen, Zähne putzen – alles normale Alltagsaufgaben. Alles wird zu einem Albtraum. Du bringst es nicht fertig.

Depressionen sind etwas, worüber ‹starke› Menschen nicht sprechen, weil sie nicht wollen, dass die Leute meinen, sie seien ‹schwach›.

Du bist nicht schwach. Du bist so lange stark gewesen, dass dein Körper jetzt eine Pause braucht.

Es ist mir egal, wenn du es heute nur geschafft hast, Deo zu benutzen. Ich bin stolz auf dich. Gute Arbeit. Ich bin auf deiner Seite.

Ich will kein Mitleid, nicht im Geringsten. Aber ich will alle wissen lassen, dass ich für sie da bin. Wenn du jemanden zum Reden brauchst, bin ich immer da, um dir zu helfen.»

Damit hat sie einen Nerv getroffen. Bei der Depression handelt es sich um ein Thema medialer Präsenz. (GA)