Politik

"Für die nächsten Monate bin ich sehr optimistisch"

Dass der Misstrauensantrag durchgeht, hat Sebastian Kurz seit Tagen erwartet. Nun blickt er überzeugt in die Zukunft.

Heute Redaktion
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Ex-Kanzler Sebastian Kurz.
Ex-Kanzler Sebastian Kurz.
Bild: picturedesk.com

"Heute": Herr Kurz, haben wir eine Staatskrise?

Sebastian Kurz: Nein. Österreich ist ein robustes Land mit einer wohlüberlegten Verfassung. Ich bin überzeugt, dass wir diese Phase gut überstehen.

Wann haben Sie gespürt, dass der Misstrauensantrag durchgeht?

Ich habe das seit Tagen erwartet. Spätestens, als Landeshauptmann Doskozil gesagt hat, wir können nicht mehr zurück, die Partei erwartet das von uns. Überrascht war ich, dass die SPÖ nach dem historisch besten Ergebnis der ÖVP bei der EU-Wahl noch nachgelegt, den Antrag auf die ganze Regierung ausgedehnt hat.

"Wenn er mich kritisieren wollte, würde er mir das auch persönlich sagen."

Der Bundespräsident hat gestern gesagt: "Es reicht nicht, wenn man mit den anderen nur redet, wenn man sie gerade braucht." Fühlen Sie sich davon angesprochen?

Mit dem Bundespräsidenten habe ich immer sehr gut zusammengearbeitet. Wenn er mich kritisieren wollte, würde er mir das auch persönlich sagen. Ich glaube nicht, dass es bei der Abstimmung über den Misstrauensantrag darum gegangen ist, wie regelmäßig man sich auf einen Kaffee trifft.

Wie ist Ihr Gefühl, nachdem Sie sich nach dem Misstrauensantrag im Parlament verabschiedet haben?

Für die nächsten Wochen und Monate bin ich eigentlich sehr optimistisch.

"Ich bin derselbe Mensch, der ich vorher war."

Wie war das erste Aufwachen als Nicht-Kanzler? Schon Entzugserscheinungen?

(lacht) Um ehrlich zu sein, hat es sich nicht anders angefühlt als an anderen Tagen auch. Ich bin derselbe Mensch, der ich vorher war. Ich bin überzeugt, dass unser Weg für Österreich ein guter war. Jetzt werden wir in der Bevölkerung dafür werben, dass wir diesen Weg fortsetzen dürfen.

Wie geht's jetzt unmittelbar weiter? Urlaubspläne?

Meine oberste Priorität ist jetzt, die neue Übergangsregierung zu unterstützen und eine ordentliche Amtsübergabe zu gewährleisten.

"Im letzten Wahlkampf habe ich erlebt, wozu Menschen wie Tal Silberstein, der von der SPÖ engagiert war, fähig sind."

Sind Sie schon im Wahlkampf-Modus?

Ich freue mich, dass ich wieder mehr mit den Menschen in Kontakt kommen und wieder ausführlichere Gespräche führen kann. In den vergangenen Jahren war ich in Sitzungen, Terminen und Verhandlungen auch international so viel unterwegs, dass oftmals der Kontakt mit den Menschen auf wenige Sätze reduziert war.

Auf einer Skala von eins bis zehn: Wie schmutzig wird der Wahlkampf?

Im letzten Wahlkampf habe ich erlebt, wozu Menschen wie Tal Silberstein, der von der SPÖ engagiert war, fähig sind. Stichwort antisemitische Facebook-Seiten, die mir in die Schuhe geschoben wurden. Ich hoffe, dass uns das diesmal erspart bleibt. Ob ich's glauben kann, weiß ich noch nicht.

Was ist im September Ihr Wahlziel?

Unser klares Ziel ist es, dass wir als ÖVP gestärkt werden, damit wir auch die Kraft haben, unseren Kurs für Österreich fortzusetzen. (bob)