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"Vegane Ernährung ist nicht kindgerecht"

Manche Kinder wachsen ohne Fleisch und Milch auf, weil ihre Eltern sich vegan ernähren. Ihnen wird damit auch ein Stück Kindheit genommen.

Heute Redaktion
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Vegane Ernährung liegt im Trend. Experten kritisieren die spezielle Ernährungsweise bei Kindern, weil sie rasch Mangelerscheinungen mit sich bringen kann.
Vegane Ernährung liegt im Trend. Experten kritisieren die spezielle Ernährungsweise bei Kindern, weil sie rasch Mangelerscheinungen mit sich bringen kann.
Bild: iStock (Symbolbild)

Wir leben in einer Zeit mit immer extremer werdenden Ideologien rund um das Thema Ernährung. Die einen glauben, dass wir wie die Steinzeitmenschen viel Fleisch essen sollten, andere postulieren, dass Veganismus der Schlüssel für ein gesundes Leben sei. Ernährung wird so zum Merkmal, das den eigenen Lebensstil von anderen unterscheidet. Je puristischer wir diesen einhalten, desto bessere Menschen sind wir, denken immer mehr Personen. Wer nicht den eigenen Lebensstrukturen entspricht wird kritisiert.

Es geht gar so weit, dass die eigene Ernährungsweise beinahe missionarisch verbreitet wird. Solange dies Erwachsene untereinander tun, scheinen die Folgen absehbar. Schließlich ist jeder alt genug und darf so viel Unfug mit dem eigenen Körper treiben, wie er will. Anders ist es, wenn diese Ernährungsweisen Kindern aufgezwungen werden. Oft zerstören sie das wichtigste Gut unseres Lebens: das Kindsein.

Die Ernährungsintuition schulen

In der ersten Lebensspanne lernen Kinder, wer sie sind. Durch Spielen lernen sie sich selber besser kennen. Intuition und Bedürfnisse werden geschult. Kinder verarbeiten und ordnen unendlich viele Sinneseindrücke neu ein. Auch Geschmacks- und Geruchssinn gehören dazu.

Die mentalen Denkstrukturen entwickeln sich. Kinder können nicht immer verstehen, warum etwas gemacht wird. Sie vertrauen ihren Eltern, übernehmen Einstellungen und Glaubenssätze. Statt Glaubenssätze gebetsmühlenartig zu kopieren, wäre es wichtig, dass sie gerade in dieser Phase des Lebens die eigene Ernährungsintuition schulen.

Erste vegane Kita

In Deutschland wurde nun die erste Kita für Veganer eröffnet, was für mich eher nach einem Lager für Andersdenkende als nach einer sinnvollen Einrichtung tönt. Natürlich ist eine bedarfsgerechte vegane Ernährung möglich, sie erfordert meiner Meinung nach aber monatliche Bluttests und optimal zusammengestelltes Essen mit den besten und sicherlich auch teuersten Lebensmitteln. Essen Kinder nicht ausgewogen und genug, sind Mangelerscheinungen die direkte Folge.

Wo bleibt hier noch die Intuition und die Schulung des Gefühls? Eine Ernährungsform, die einen Mangel – vor allem von Vitamin B12 – einschließt, kann physiologisch nicht sinnvoll sein. Sie ist es sicherlich für das rationale Denkmodell der Eltern. Vielleicht für unsere Ökologie. Aber leider nie für den Körper und die Entwicklung der Selbstwahrnehmung eines Kindes. Was ist, wenn ein Kind in der Kita Lust auf Fleisch oder Milch hat? Wird es gemassregelt oder stigmatisiert?

Essen soll keine Religion sein

Es ist richtig und wichtig, dass wir uns in unserer Kindheit mit dem Essen auseinandersetzen. Doch sollte dies auch der kognitiven Entwicklung des Kindes entsprechen. Gedankenmodelle haben in der Ernährung nichts zu suchen. Die Kindheit ist der Abschnitt, in dem Sinnlichkeit gefestigt und nicht die eigene Intuition mit Lehrsätzen vergiftet werden soll.

Wir alle wissen, wie unterschiedlich wir beim Essen sind, wie wenig wir uns reinreden lassen. Einem Kind in seiner Entwicklung eine ganze Gruppe von Lebensmitteln vorzuenthalten und es der Erfahrung zu berauben, ist im eigentlichen Sinne pervers, denn es entspricht nicht dem menschlichen Naturell.

Kinder sind das höchste Gut, das wir haben. Sie sind ein Geschenk, aber sie sind nie ein Eigentum, das unseren eigenen Einstellungen zu folgen hat. Ernährungsaufklärung in der Schule ist sicherlich wünschenswert, aber Religiosität hat in der Ernährung von Kindern rein gar nichts zu suchen.

Wie stehen Sie zu veganer Ernährung bei Kindern? Schreiben Sie uns im Kommentarfeld. (red)