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"VS"-Chef soll Models sexuell belästigt haben

Eine New York Times-Recherche zeigt, wie frauenfeindlich es bei der berühmtesten Dessous-Marke der Welt zugeht. Auch Bella Hadid ist involviert.

Heute Redaktion
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Eigentlich ist das Unterwäschelabel bereits am Tiefpunkt seiner 42-jährigen Geschichte angekommen: Victoria's Secret kämpft seit Jahren mit sinkenden Umsätzen und schließt eine Filiale nach der anderen. Der Aktienkurs des Mutterkonzerns L Brands befindet sich im Sturzflug und die Fashion Show wurde vergangenes Jahr sogar abgesagt.

Im Sommer kam heraus, dass Leslie Wexner, CEO von L-Brands, ein enger Freund des Sexualstraftäters Jeffrey Epstein war. Epstein verwaltete Wexners milliardenschweres Vermögen und soll junge Frauen angelockt haben, indem er sich als "Recruiter" für Victoria's-Secret-Models ausgab.

Ein am Wochenende veröffentlichter Artikel der "New York Times" mit dem treffenden Titel "Angels in Hell" bringt nun weitere schlimme Details ans Licht. So sollen Leslie Wexner und sein Kollege – Marketingchef Ed Razek (oben im Bild) – ihr Unternehmen mit einer "Kultur von Frauenfeindlichkeit, Mobbing und Belästigung" geführt haben.



In Unterwäsche zum Dinner eingeladen


Ein paar schockierende Beispiele aus der investigativen Recherche gefällig? Im März soll eine Angestellte Wexner in einem Meeting gefragt haben, was er darüber denke, verschiedene Body Types zu zeigen. "Niemand geht zu einem Schönheitschirurgen und sagt: 'Bitte, mach mich dick'", soll der 82-Jährige schroff geantwortet haben.

Sein 71-jähriger Kollege Edward Razek ist noch ekelhafter drauf, wie der Artikel zeigt: An Castings soll er regelmäßig Frauen nach ihrer Handynummer gefragt oder zum Dinner eingeladen haben – während sie in Unterwäsche vor ihm standen. Gleich mehrere Zeuginnen berichten, dass Razek Models gezwungen haben soll, sich auf seinen Schoß zu setzen.

"Lasst das Höschen einfach weg"

Das 33-jährige Model Andi Muise sagt im Artikel, Razek habe sie nach einer Reihe anzüglicher E-Mails und Gesprächen zu intimen Treffen eingeladen und mehrfach probiert, die damals erst 19-Jährige zu küssen. Als Muise den Casting-Chef abwies, wurde sie plötzlich nicht mehr als VS-Engel gebucht.

Auch Topmodel Bella Hadid blieb nicht von Razeks sexistischen Äußerungen verschont, wie gleich drei Zeugen berichten. 2018 war die damals 21-Jährige bei einem Fitting für die VS-Show. Razek soll währenddessen auf einer Couch gesessen und alles beobachtet haben: "Lasst das Höschen doch einfach weg", habe er gerufen. Am gleichen Tag soll er einem Model in den Schritt gefasst haben.

Nach Beschwerde freigestellt

Laut "New York Times" soll VS-Chef Wexner seinen Kollegen Razek gedeckt haben. Er habe auf interne Beschwerden nie reagiert. Genauso wenig wie die Personalabteilung, welche immer wieder Hinweise erhielt, die das Fehlverhalten Razeks dokumentierten – von Mobbing am Arbeitsplatz bis hin zu Missbrauchsvorwürfen. Eine Kader-Angestellte reichte bei einem ehemaligen Vorstandsmitglied von L Brands eine Beschwerde wegen Belästigung gegen Razek ein, weil sie der Personalabteilung nicht vertraute. Einen Tag später wurde sie vom HR-Chef per sofort freigestellt.

Während Wexner sich nicht zu den Vorwürfen äußern will, weist Razek, der vergangenen Sommer in Pension ging, alle Schuld von sich: "Die Anschuldigungen sind falsch oder aus dem Zusammenhang gerissen." Vor wenigen Tagen wurde bekannt, dass auch VS-Chef Wexner bald zurücktreten soll. Die neuen Enthüllungen zeigen jedenfalls, dass die Ära von Victoria's Secret ein für alle mal vorbei ist. Genau wie jene der beiden Herren an der Spitze.