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Diese Frau legte ganz Silicon Valley herein

Heute Redaktion
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Sie galt als weiblicher Steve Jobs. Die Unternehmerin Elizabeth Holmes wurde die jüngste Selfmade-Milliardärin der Welt - durch einen groß angelegten Betrug.

"Fake it until you make it" ist ein beliebtes Motto der Silicon Valley Start-up-Szene. Die meisten der selbsternannten Prediger unter den Erfindern verschwinden jedoch so schnell, wie sie aufgetaucht sind. Nicht so Elizabeth Holmes. Um die charismatische Unternehmerin konstruiert sich die vielleicht unglaublichste Geschichte der kalifornischen Technologie-Szene.



Alle unterlagen ihrem Charme


Die Liste ihrer männlichen Gönner, Mentoren und Wegbegleiter ist lang - und prominent. Unter ihren durchwegs älteren, männlichen Stützen befanden sich die beiden Ex-Außenminister Henry Kissinger und George Shultz sowie der spätere Verteidigungsminister Jim Mattis im Verwaltungsrat ihres Unternehmens.

Das iPhone der Medizin

Sie wollte der Steve Jobs der Medizin sein und kleidete sich auch wie ihr Idol immer mit schwarzem Rollkragenpullover. Diese Besessenheit kam mit ehrgeizigen Nebeneffekten. Als iPhone der Medizin stellte sie einen Minicomputer vor, der mit einem einzigen Bluttropfen mehr als 200 Krankheiten innerhalb von wenigen Minuten diagnostizieren können sollte. So ein Verfahren hätte aufwendige, teure Laboranalysen und regelmäßige Blutabnahmen überflüssig gemacht. Die Methode ist von Diabetes-Messtechniken inspiriert.

Während Elizabeth Holmes Großvater selbst ein erfolgreicher Unternehmer war, verprasste dessen Nachfolgegeneration das Erbe. Elizabeth galt als ausgezeichnete Schülerin. 2002 wurde sie in der Stanford University aufgenommen, wo sie Chemietechnik studierte und die Aufmerksamkeit eines renommierten Professors erregte. Nach zwei Semestern brach sie das Studium ab und gründete das Unternehmen "Theranos".

Revolution des Bluttests

Das Auftreten der glühenden Jobs-Verehrerin klang aufrichtig. Um älter zu wirken, sprach sie mit künstlicher, tiefer Stimme. Was sie allerdings tatsächlich mit ihrem Vorbild verbunden zu haben scheint, ist ein hohes Maß an Charisma und hierarchischen Arbeitsstrukturen. 2014 waren sie hoch im Kurs. Der geschätzte Wert des (in Realität wertlosen) Unternehmens lag bei umgerechnet acht Milliarden Euro. Das Gerät behauptete die Revolution bei Bluttests zu bringen und lieferte dabei Ergebnisse, die nicht stimmten und gefälschte Testresultate wurden an die Aufsichtsbehörde verschickt. Im Unternehmen selbst herrschte eine Angstkultur.

Verhandlung beginnt im Juli 2019

Die Verhandlung der jüngsten Selfmade-Milliardärin der Welt

beginnt am 8.7.2019. Vorwürfe massiven Betruges prasseln nun auf sie und ihr Unternehmen ein. Alles aufgrund der scheinbar revolutionären Idee einer Frau, der eine Genie-Rolle zugesprochen wurde. Darüber hat HBO im März eine Dokumentation gestartet: "The Inventor: Out for Blood in Silicon Valley".