Österreich

Borderline! Bloggerin verlor Beziehung und Jobs

Seit 15 Jahren leidet Bloggerin Leonie-Rachel Soyel (29) unter dem Borderline-Syndrom. Mit ihren Erfahrungen will sie nun anderen Mut machen.

Heute Redaktion
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Im Rahmen der Kampagne "Reden wir darüber" will die Stadt über psychische Krankheiten aufklären und Stigmata abbauen. Wie schwer es für die Betroffenen ist, mit mentalen Problemen fertig zu werden und wie das Umfeld darauf reagiert, weiß Bloggerin Leonie-Rachel Soyel (29).

Seit fünfzehn Jahren betreibt die Wienerin ihren Blog. Darin widmete sie sich lange den Themen Beauty und Mode. Doch hinter der strahlenden Insta-Welt lauert auch eine Schattenseite. "Mit 15 habe ich gemerkt, dass ich anders bin. Ich trug einen Weltschmerz mit mir herum, hatte Suizidgedanken und verletzte mich selbst", erzählt sie gegenüber "Heute". Ihre Mutter fand Soyels Tagebücher – und brachte ihre Tochter zu einem Therapeuten. Die Diagnose: Borderline-Syndrom.

"Stimmung kippt innerhalb weniger Sekunden"

Betroffene erleben schnelle Stimmungsschwankungen, kippen von Euphorie in tiefe Trauer. "Das ist wirklich manchmal von himmelhochjauzend bis zu zu Tode betrübt. Bei mir geht das manchmal innerhalb von Sekunden", schildert Soyel. Es gebe Tage, an denen sie kaum aus dem Bett komme. "Aber wie erklärst du jemanden, dass du einfach nicht kannst. Wie erklärst du das einem Chef?"

Vor rund vier Jahren entschied sie sich, ihre Erkrankung publik zu machen. "Das hat mich viele Kunden gekostet, für die meine Krankheit nicht mit der perfekten Bilderbuchwelt auf Instagram zusammen passte", erzählt die Wienerin. Manche Kunden hätten aber auch ihren Mut geschätzt, die Chance gesehen und blieben der Bloggerin treu.

"Hund Waldi hilft mir in der Früh aufzustehen"

Dank Yoga und Therapiestunden hat Soyel nun für sich einen Weg gefunden, mit ihrer Krankheit, so gut es geht, zu leben. "Ich habe gelernt meine Triggerpunkte (Auslöser für Stimmungsumschlag, Anm.) zu erkennen und einzudämmen. Leicht war das aber nicht. Es hat mich Jobs, Beziehungen und Freundschaften gekostet". Erst vor kurzem machte ihr Freund mit Soyel Schluss, er kam mit der Krankheit nicht zurecht. "Der lange geplante Paar-Urlaub in Vietnam wird jetzt halt zum Solotrip", seufzt die Wienerin.

Treu an ihrer Seite steht aber seit fünf Jahren Hund Waldi. Der Jack Russell-Terrier (5) helfe ihr, Routine in den Tag zu bringen und gebe ihr einen Grund zum Funktionieren, so die Bloggerin. Ihr großer Traum ist es, irgendwann eine Familie zu gründen. "Ich will irgendwann auch Mutter sein. Da muss ich mich dann soweit im Griff haben, dass ich diese Verantwortung tragen kann", so Soyel.

Auch sie habe sich zu Anfang gegen eine Therapie gewehrt, weiß, wie viel allein das Eingestehen einer Krankheit von den Betroffenen abverlangt. Dennoch gehe am darüber reden kein Weg vorbei. Daher appelliert sie an andere, ehrlich zu sich selbst zu sein, über ihre Probleme und Symptome zu reden und sich Hilfe zu holen.

Mehr Informationen dazu findest du hier.