Life

"Wir kennen die Viren, wir wissen was sie brauchen"

Heute Redaktion
Teilen
Picture

Im Kampf gegen das Coronavirus läuft weltweit die Suche nach Medikamenten und einem Impfstoff. Das Ebola-Präparat "Remdesivir" liefert bisher scheinbar vielversprechende Ergebnisse.

Das antivirale Mittel "Remdesivir" wurde ursprüngliche gegen Ebola entwickelt und stammt aus den Laboren des US-Pharmariesen Gilead Sciences. Einer klinischen Studie zufolge soll es auch bei Corona-Patienten anschlagen und deren Genesungsdauer um rund 30 Prozent verkürzen, wie das amerikanische Nationale Institut für Allergien und Infektionskrankheiten (NIAID) am Mittwoch mitteilte. "Das wird die Standardbehandlung", zeigte sich NIAID-Chef Anthony Fauci positiv beeindruckt.

Maßgeblich an der Entwicklung von "Remdesivir" beteiligt ist ein Österreicher. Biochemiker und "Tamiflu"-Erfinder Norbert Bischofberger (64) ist seit 1990 bei Gilead tätig und mittlerweile zum Vizepräsident aufgestiegen. Am Donnerstag stellte sich der Vorarlberger per Studio-Schaltung aus Kalifornien den Fragen von "ZiB2"-Moderator Armin Wolf.

Im Interview gibt sich der Arzneimittelforscher zuversichtlich. Er glaube, dass es nicht schwierig sein werde, ein wirksames Mittel gegen das Coronavirus zu finden. "Das Problem war in der Vergangenheit, dass man keine klinischen Studien durchführen konnte", erklärt Bischofberger. Das sei aufgrund der weltweiten Ausbreitung jetzt aber auch international möglich. Erst dadurch könne der Beweis erbracht werden, ob ein Mittel wirksam und auch sicher ist. "Ich bin überzeugt, dass es schnell ein Medikament geben wird. Wir kennen die Viren, wir wissen was sie brauchen".

Je früher, desto besser

Das Ebola-Medikament "Remdesivir", das Bischofberger mitentwickelt hat, könne Coronapatienten nicht heilen, sondern nur ihren Aufenthalt im Krankenhaus verkürzen, merkt Wolf an. Der Moderator will wissen: Sind die bisherigen Erwartungen an "Remdesivir" zu hoch?

Der österreichische Biochemiker lenkt ein, weist aber daraufhin, dass die Studienteilnehmer bisher alle Covid-19-Patienten in einem fortgeschrittenen Stadium der Krankheit gewesen seien. Prinzipiell gelte für "Remdesivir" und andere antivirale Mittel, dass sie umso wirksamer seien, desto früher sie eingesetzt würden. Im Idealfall würden sie sofort nach Diagnose der ersten Symptome und einem positiven Corona-Test verabreicht. "Ich glaube, das ist die Chance für Remdesivir", so Bischofberger.

Wann kommt ein Impfstoff?

Während der Experte sicher ist, dass bald ein wirksames Medikamente gefunden werde, könne sich die Suche nach einem Impfstoff noch länger ziehen. Da gebe es drei kritische Fragen zu beantworten: 1) produziert der Impfstoff immunisierende Antikörper? 2) Wie lange sind diese haltbar? Und 3) Ist der Impfstoff sicher? Immerhin werde dieser ja völlig gesunden Menschen injiziert. "Man muss sich sehr, sehr sicher sein, dass der Impfstoff keine Nebenwirkungen hat", schärft Bischofberger nach.

Die Chance, dass es einen solche Impfstoff gegen das Coronavirus geben werde, sei aber sehr hoch, so der Gilead-Vizepräsident. Gleichzeitig müsse man sich bewusst sein, dass es bei manchen Viren (zB. HIV) auch nach Jahren der Forschung noch keinen Impfstoff gebe.

"Wir werden so etwas wieder erleben."

Wäre eine Impfpflicht sinnvoll, will Wolf wissen. "Wenn man den Großteil der Bevölkerung immun machen könnte, dann wird das Coronavirus aussterben", bejaht der Experte. Alternativ könne man hauptsächlich Personen impfen, die größerer Gefahr durch durch Covid-19 ausgesetzt sind. Als Beispiel nennt Bischofberger ältere Menschen und auch etwa Ärzte. "Wir wissen allerdings auch heute immer noch nicht, wie viele Leute tatsächlich infiziert sind". Erst mit Antikörpertests ließe sich auch die Dunkelziffer feststellen.

Das Coronavirus sei übrigens keine Ausnahmeerscheinung. Die Warnung des Experten: "Es ist sicher nicht das letzte Virus, das von einem Tier kommt und Menschen infiziert. Wir werden so etwas wieder erleben."