Politik

"Wollen liberale Moschee in Österreich gründen"

Anwältin und Imamin Seyran Ates ist eine Vorkämpferin für einen liberalen Islam. Sie will eine Moschee in Österreich gründen.

Heute Redaktion
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Menschenrechte, Frauenrechte und Völkerverständigung seien ihr eine Herzensangelegenheit, sagte die Rechtsanwältin Seyran Ates einmal. Sie liebe Deutschland als Heimat. Sie liebe aber auch die Türkei, wo sie zur Terroristin erklärt worden sei. Ates ist die Tochter eines kurdischen Vaters und einer türkischen Mutter.

Ibn-Rushd-Goethe-Moschee

Anwältin Ates (55) ließ sich zur Imamin ausbilden und gründete in Berlin eine liberale Moschee. Der Name: Ibn-Rushd-Goethe-Moschee. Dort können Frauen und Männer zusammen beten, wenn sie wollen. In der Ibn-Rushd-Goethe-Moschee wird auch nicht nach Sunniten, Schiiten oder Alawiten unterschieden.

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Seit der Moschee-Gründung braucht Seyran Ates Polizeischutz. Sie sieht in ihrer Moschee aber keinen Angriff auf traditionelle Moscheen, sehr wohl aber gegen einen politischen Islam und die Islamisten. Einer ihrer Kernsätze ist: „Wir dürfen das öffentliche Bild des Islam nicht länger den konservativen islamischen Verbänden überlassen." Deshalb hat sie in Deutschland die „Initiative säkularer Islam" gegründet. Auch dafür wird sie von konservativen Muslimen angefeindet.

Das Interview

Gegenüber "Heute" erklärt sie, warum sie ein Kopftuchverbot für kleine Mädchen befürwortet und was sie sich von Österreichs Regierung wünscht.

Heute: Warum brauchen Sie Personenschutz?



Seyran Ates: Durch meine Arbeit erfahre ich zwar unglaublich viel Zuspruch, es gibt aber einzelne Personen, die mir nach dem Leben trachten. Ich wurde mehrfach bedroht – auch im persönlichen Kontakt. Das hat das Landeskriminalamt Berlin veranlasst, mir Personenschutz zu gewähren und ich danke den Beamtinnen bzw. Beamten, dass sie ihren Job machen. Sie ermöglichen mir weiter frei sprechen zu können.



Heute: Haben Sie versucht, die „Initiative säkularer Islam" auch in Österreich zu starten?



Ates: Wir haben diese Initiative anlässlich der deutschen Islamkonferenz gestartet – gemeinsam mit vielen Mitstreiterinnen und Mitstreitern. Es würde mich natürlich freuen, wenn sich auch in Österreich eine ähnliche Gruppe bilden würde, ich habe aber keine Schritte dazu gesetzt.



Heute: Wo liegen die Probleme für Ihre Initiative in Österreich? Ist der Druck der konservativen Muslime zu stark? Oder gibt es zu wenig aufgeklärte Gläubige?



Ates: Ich denke, dass es auch hier die liberalen Muslime gibt. Es gibt sie auf der ganzen Welt, aber natürlich sind die konservativen Islamverbände, von Atib über Milli Görüs und die Muslimbrüder auch hier sehr einflussreich. Vielleicht ergibt sich auch in Österreich in Zukunft ein Anlass wie in Deutschland die Islamkonferenz, um eine solche Initiative ins Leben zu rufen.

Liberale Moschee und Kopftuchverbot

Heute: Planen Sie, eine liberale Moschee in Österreich zu gründen?



Ates: Es laufen diesbezüglich Gespräche und wir sind guter Dinge, dass wir das Projekt realisieren können. Wir benötigen noch Zeit, aber es melden sich laufend Personen, die uns unterstützen möchten. Das sind sehr ermutigende Signale.



Heute: Wie kann Ihnen die österreichische Regierung helfen?



Ates: Die österreichische Regierung hat einige wichtige politische Signale gesetzt. Ich halte auch das Kopftuchverbot für jüngere Kinder für richtig. Schön wäre es, wenn man hierzulande versucht liberale Islambewegungen zu stärken. Solange im Wesentlichen die IGGÖ die Kontrolle über „den Islam" in Österreich hat, können liberale Pflänzchen nicht so wachsen, wie das wünschenswert wäre. Also mehr Pluralismus zulassen oder sogar fördern.





(GP)