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"Würde mich auch betrogen fühlen"

Heute Redaktion
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Seit Mitte Jänner in irischer Lasagne Pferdefleisch gefunden wurde, fliegen die Anschuldigungen quer durch Europa und wieder zurück. In Österreich sieht die Lage anders aus: Hier hat Pferdefleisch Tradition.

Seit , fliegen die Anschuldigungen quer durch Europa und wieder zurück. In Österreich sieht die Lage anders aus: Hier hat Pferdefleisch Tradition.

In Wien hat Pferdefleisch eine lange Tradition. In der Nachkriegszeit gab es noch 600 Pferdefleischhauer in der österreichischen Hauptstadt. Heute sind es noch zwei, die das cholesterinarme Fleisch verarbeiten. Margarete Gumprecht, Chefin der Gumprecht-Pferdefleischhauerei-Kette, glaubt nicht, dass der europäische Skandal Auswirkungen auf die Essgewohnheiten der Österreicher haben wird.

"Kein Pferdefleischskandal, sondern falsch deklarierte Ware"

Pferdefleisch statt Rindfleisch in Tiefkühlkost - in einigen Ländern Europas, vor allem in Großbritannien hat die Entdeckung für einen kollektiven Aufschrei der Verbraucher und deren Schützer gesorgt. "Ganz ehrlich, wenn so etwas passiert, würde ich mich auch betrogen fühlen", sagt Margarete Gumprecht, die aber sofort ergänzt: "Es handelt sich dabei aber nicht um einen Pferdefleischskandal, sondern um falsch deklarierte Ware."

"Teilweise sogar teurer" als Rind

Wobei sich natürlich auch stets die Qualitätsfrage stelle. "In Österreich ist Pferdefleisch ein hochwertiges Produkt, dass teilweise sogar teurer ist als etwa Rindfleisch", so Gumprecht. Dies liege einfach daran, dass es zum Beispiel keine Massentierhaltung gebe. Dies jedoch wäre absolut unrentabel, weil erst nach drei Jahren geschlachtet werde. Und auch da nur Tiere, denen keinerlei Medikamente gefüttert wurden - wie etwa Sportpferden.

600 Pferdefleischhauer in 50ern in Wien

"Früher galt Pferdefleisch als minderwertig und war billig. In Wien gab es in der Nachkriegszeit 600 Pferdefleischhauer." Heute sind es nur noch zwei. Doch die Beliebtheit sei wieder am Wachsen, immerhin hätte Pferdefleisch den niedrigsten Fettanteil von allen Sorten, außerdem wenig Cholesterin.

"Zwiebelrostbraten vom Pferd würde niemand erkennen"

Für Gumprecht steht fest: Der "Pferdefleischskandal" werde auf die Essgewohnheiten der (Ost-)Österreicher keinerlei Auswirkungen haben, zumal das Produkt hierzulande strengen Kontrollen unterliege. Der Anteil am Gesamtfleischverbrauch betrage auch nur maximal drei bis vier Prozent. Eine Spezialität für Kenner sozusagen. Auf den Teller oder ins Semmerl kommen übrigens fast ausschließlich Haflinger oder Norika. Geschmacklich sei Pferdefleisch dem Rind sehr ähnlich, also lange nicht so intensiv wie etwa Schaf. Gumprecht: "Einen Zwiebelrostbraten vom Pferd würde niemand erkennen."

APA/red.