Politik

"Zum Fremdschämen": Kritik am Historikerbericht

Heute Redaktion
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Am 23. Dezember wurde der FPÖ-Historikerbericht präsentiert. Renommierte Experten haben das 700 Seiten lange Werk nun analysiert. Das Urteil fällt vernichtend aus.

Vor zwei Jahren wurde die Liederbuchaffäre der Burschenschaft des niederösterreichischen FPÖ-Politikers Udo Landbauer publik. 2019 gab es einen weiteren Skandal rund um den steirischen Freiheitlichen Wolfgang Zanger.

"Um heikle Fragen gedrückt"

Erst Ende Dezember wurde der Historikerbericht der FPÖ präsentiert, der Termin zuvor bereits etliche Male verschoben. Renommierte Historiker, u.a. Oliver Rathkolb von der Universität Wien, haben den Bericht nun analysiert. Und das Urteil fällt alles andere als erfreulich aus.

Der Bericht habe sich laut Rathkolb "um heikle Fragen der Vergangenheit gedrückt." Teile davon seien sogar "zum Fremdschämen", wie Gerhard Baumgartner, Uniprofessor und wissenschaftlicher Leiter des Dokumentationsarchivs des österreichischen Widerstandes (DÖW), erklärte.

Bei einer Pressekonferenz am Montagvormittag wurde das 700 Seiten lange Werk der FPÖ heftig kritisiert. Dabei sei nur Bekanntes reproduziert worden. Rathkolb etwa glaubt, dass aus parteitaktischen Gründen keine echte Aufarbeitung stattgefunden hat: "Es ist ein Sammelsurium von Einzelmeinungen". Es fehle an wissenschaftlicher Seriosität.

"Themenverfehlung, bitte setzen"

Die jüngere Parteigeschichte sowie auch der Einfluss von Burschenschaften und rechtsextremen Bewegungen wurden nur wenig thematisiert. Auch fehle die Aufarbeitung der neonazistischen Aktivitäten von Ex-FPÖ-Obmann Heinz-Christian Strache.

Margit Reiter meinte, der Bericht sei eine "Themenverfehlung, sorry, bitte setzen! Quantität ist nicht Qualität", so die Zeitgeschichte-Professorin angesprochen auf die Länge des Berichts. "Relativierung statt Leugnung ist wohl die neue Strategie der FPÖ".

Die freiheitliche Partei reagierte auf die Kritik gelassen. "Jedem Menschen recht getan, ist eine Kunst, die keiner kann", kommentierte Klubchef Herbert Kickl. Die Frage, warum in dem Bericht etwa die Aufarbeitung über die Verbindung zu den Identitären fehle, wollte der Ex-Innenminister nicht kommentieren.