Wien

1. Corona-Impfstoff "made in Vienna" vor Zulassung

Seit zwei Jahren forscht "Valneva" im Campus Vienna Biocenter an einem Serum gegen Covid19. Schon ab April könnte der Totimpfstoff verfügbar sein.

Louis Kraft
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    Der erste Impfstoff "made in Vienna" steht vor der Zulassung. Bei einem Besuch bei Valneva im Vienna Biocenter machte sich Wirtschaftsstadtrat Peter Hanke (SPÖ, l., hier am Bild mit Valneva-Geschäftsführer Peter Bühler) selbst ein Bild.
    Der erste Impfstoff "made in Vienna" steht vor der Zulassung. Bei einem Besuch bei Valneva im Vienna Biocenter machte sich Wirtschaftsstadtrat Peter Hanke (SPÖ, l., hier am Bild mit Valneva-Geschäftsführer Peter Bühler) selbst ein Bild.
    PID/David Bohmann

    Seit Ausbruch der Coronapandemie wird weltweit an Impfstoffen und Medikamenten gegen Covid19 geforscht. Auch im Vienna BioCenter (Landstraße). Das Impfstoffunternehmen Valneva Austria hat hier ihren weltweit größten Standort, auch das Forschungs- und Entwicklungszentrum ist im Biocenter. Im Programm hat Valneva etwa Impfstoffe gegen FMSE, Reisekrankheiten wie Cholera sowie gegen Tollwut oder Influenza.

    Seit Frühjahr 2020 forschen die rund 250 Mitarbeiter auch mit Hochdruck an einem Corona-Inpfstoff. Nun steht das erste Serum "made in Vienna" kurz vor der Zulassung. VLA2001 ist ein Totimpfstoff, das heißt es werden inaktivierte und gereinigte Coronaviren verimpft. Im Oktober wurde die Phase 3 abgeschlossen, derzeit ist man in der Finalphase vor den Zulassung durch die Europäische Arzneimittelbehörde EMA und der britischen Gesundheitsbehörde MHRA. In Bahrain ist der Impfstoff bereits zugelassen.

    Wiener Impfstoff weist bessere Immunantwort und Verträglichkeit auf

    VLA2001 ist als Initialdoppelimpfstoff konzipiert. Das heißt innerhalb vier Wochen wird zweimal geimpft, eine Auffrischung nach sechs bis sieben Monaten ist bereits in Prüfung. Der Impfstoff wurde gegen einen bereits von der EMA zugelassenen Impfstoff getestet. Laut Olivier Jankowitsch, VP Program Director Covid19 und Prokurist bei Valneva, habe der Impfstoff dabei eine bessere Immunantwort bei den Testpersonen sowie eine deutlich bessere Verträglichkeit gezeigt. Und da der Impfstoff gegen Corona den Impfstoffen gegen Influenza ähnlich sei, könne dieser - wie bei den Grippeimpfungen bereits der Fall - an neue Mutationen angepasst werden. Bei der Alpha- und Omikronvariante wurde für VLA2001 eine Neutralisierung gestätigt.

    Wien unter Top5 Life Science-Standorten weltweit

    Im Rahmen eines Betriebsbesuchs machte sich heute, Mittwoch, Finanz- und Wirtschaftsstadtrat Peter Hanke (SPÖ) selbst ein Bild von dem Unternehmen. "Valneva steht stellvertretend für den sehr erfolgreichen Life Science-Sektor in Wien. Schon jetzt zählt Wien zu den Top5 der Life Science-Standorte weltweit".

    Seit 2014 geben es in Wien um ein Viertel mehr einschlägige Unternehmen und ein Plus bei den Beschäftigtenzahlen von rund 15 Prozent. Der Umsatz der Life-Sciences-Branche sei in den letzten sechs Jahren um ein Drittel angewachsen. Die aktuellsten Kennzahlen, die im Zuge der Studie "Life Sciences in Vienna 2021/22" erhoben wurden, zeigen 13,3 Milliarden Umsatz, 600 ansässige Organisationen und 41.000 Arbeitsplätze.

    "Steigende Umsätze, eine kontinuierlich wachsende Zahl an ansässigen Unternehmen und über 40.000 Beschäftigte sind Parameter, die Wien als den österreichischen Life Science Hotspot manifestieren und den Wirtschaftsstandort Wien in das Visier internationaler Pharmaunternehmen rücken", betonte Hanke.

    Europäische Kommission bestellte Millionen Dosen des "Wiener Impfstoffs"

    Bei Valneva rechnet man noch im März mit einer Zulassung, ab Mitte April könnten die ersten Chargen ausgeliefert werden.  Mit der Europäischen Kommission wurde bereits im November 2021 ein Liefervertrag für bis zu 60 Millionen Dosen abgeschlossen. Valnevas Wiener Standort trug dabei maßgeblich zur Erforschung und Entwicklung des Impfstoffs bei. "Ich bin besonders stolz darauf, dass Valneva hier in Wien an international so begehrten Produkten wie an dem Ganzvirus-Corona-Impfstoff arbeitet. Für mich beweist das, dass die Maßnahmen zur Unterstützung der Life-Sciences-Branche durch die Stadt Wien zu 100 Prozent ein richtiger Schritt war", so Hanke.

    Hanke hält Aus für Impfpflicht für "unverständlich"

    Für das vorläufige Aus für die umstrittene Impfpflicht, wir haben berichtet, zeigt Hanke Unverständnis. Er sei gegen Strafen und würde Argumente für und eine Bewerbung der Impfung bevorzugen, um die Pandemie zu bewältigen. Dennoch zeigt er angesichts der "kurzfristigen Horuck-Aktion" skeptisch. "Das Gesetz der Impfpflicht wurde mit großer Mehrheit beschlossen", erinnerte Hanke. Das jetzt einfach zurück zu ziehen, sieht er kritisch. 

    Am Wiener Coronaweg will er - wie auch Stadtchef Michael Ludwig (SPÖ) aber festhalten: "Angesichts der hohen Infektionszahlen ist der vorsichtigere Weg ein guter". Davon profitiere auch der Tourismus: Die Buchungslage sei gut, weil Wien als sichere Destination erkannt werde, so Hanke.