Politik

100 reichste Österreicher bekamen Brief von AK-Chefin

Arbeiterkammer-Präsidentin Renate Anderl wandte sich dieser Tage mit einem Brief an die 100 reichsten Österreicher.

Leo Stempfl
AK-Chefin Renate Anderl verschickte 100 Briefe.
AK-Chefin Renate Anderl verschickte 100 Briefe.
Helmut Graf

"Wussten Sie, dass Sie gemeinsam mit den anderen 99 Reichsten etwa gleich viel Vermögen haben wie 5,5 Millionen Menschen in Österreich zusammen?" Diesen Satz fanden 100 Österreicher dieser Tage einleitend in einem Brief, den ihnen Arbeiterkammer-Präsidentin Renate Anderl zuschickte. Denn "besonders herausfordernde Zeiten erfordern unkonventionelle Schritte".

Vor allem für jene 5,5 Millionen Österreicher sind sie besonders herausfordernd. Alle paar Monate trudelt derzeit in Wien eine Mieterhöhung ein, die Energiepreise sind sowieso explodiert, der Einkauf von Lebensmitteln verteuerte sich um bis zu 20 Prozent. Und immer noch beträgt die Inflation rund elf Prozent.

Gleichzeitig werden knapp 85 Prozent des Staatshaushalts durch Steuern auf Arbeit und Konsum generiert.  Vermögensbezogene Steuern machen hingegen nur 1,4 Prozent aus. Zeitgleich müssen 1,5 Millionen mit weniger als 1.400 Euro netto im Monat auskommen.

5 Milliarden Euro winken

"In einer gerechten, solidarischen Gesellschaft gibt es keine Armut. In einer solidarischen Gesellschaft müssen die Wenigen mit sehr viel Vermögen mehr zum allgemeinen Wohlstand beitragen", mahnt Anderl ihre Empfänger deswegen im Brief. Zwar unterstützen manche auch Hilfsorganisationen, doch die soziale Sicherheit der Menschen sollte nicht von privatem Wohlwollen abhängig sein.

5 Milliarden Euro – so viel Geld könnte der Staat jährlich zusätzlich durch die Einführung einer Vermögenssteuer einnehmen. Mit diesen zusätzlichen Einnahmen soll auch das Gesundheitssystem verbessert werden, damit regulärer Versicherte im Vergleich zu privat Versicherten nicht Wochen oder Monate länger auf bestimmte Arzttermine warten muss.

Mehr Sicherheit für alle

"Damit das gelingt, muss unser Sozialstaat von allen und gerecht finanziert werden – denn er nutzt ja auch uns allen. Mehr Sozialstaat bedeutet mehr Sicherheit für alle, er stärkt den sozialen Frieden und ermöglicht ein gutes Zusammenleben für alle", erklärt die AK-Chefin. Das komme auch Unternehmen zugute, indem der Standortfaktor gestärkt wird. 

"Wir sind der festen Überzeugung, dass Ihnen der Sozialstaat und der soziale Frieden in Österreich genauso am Herzen liegen wie uns. Aus diesem Grund würde ich mich sehr freuen, wenn Sie öffentlich und gegenüber der Politik erklären, dass Sie es gerecht finden, wenn Reiche künftig mehr Steuern bezahlen als bisher", appelliert Anderl abschließend.