Laut EU-Renaturierungsverordnung sollen bis 2030 unionsweit mindestens 25.000 Flusskilometer zu frei fließenden Strecken renaturiert werden. Österreich könnte dazu einen wichtigen Beitrag leisten. Eine WWF-Analyse des Gewässernetzes zum Verbauungszustand lässt nun aufhorchen.
Mehr als 1.000 Kilometer der größeren Flüsse in Österreich haben demnach ein "hohes Potenzial, durch Renaturierungsmaßnahmen wieder frei fließen" zu können. Dies entspricht der dreifachen Länge des Donau-Abschnitts Passau - Wien.
3.200 Kilometer weisen zumindest ein "mittleres" und 3.700 Kilometer noch ein "mäßiges Wiederherstellungspotenzial" auf. 2.000 Kilometer werden mit "geringem Potenzial" eingestuft, und nur 600 Kilometer entfallen auf die Kategorie "sehr geringes Potenzial".
21 Prozent der bewerteten Fließgewässer liegen in Augebieten und 26 Prozent in Natura-2000-Gebieten, welchen in der Wiederherstellungsverordnung ebenso eine wesentliche Rolle zukommt.
In einem nächsten Schritt sollten jene 1000 Kilometer mit hohem Potenzial im Detail dahingehend geprüft werden, welche Maßnahmen konkret für die Erreichung des Zielzustandes "frei fließend" gesetzt werden müssen.
Der Begriff "frei fließend" berücksichtigt nicht nur, ob der Fluss der Länge nach frei fließen kann, sondern auch, ob er ungestört Material transportieren und sich in die Breite entwickeln kann.
Denn Abbruchufer und Anlandungen sind wichtige Elemente für die "Bewegungsfreiheit" in einem frei fließenden Fluss. Eingeschränkt sind Fließgewässer, wenn ein Querbauwerk den Fluss unterbricht, sein Bett befestigt ist oder seine Ufer begradigt und verbaut sind.
Von den in der Studie berücksichtigten 12.000 Kilometern Fließgewässern mit einem Einzugsgebiet größer als 100 Quadratkilometern erfüllen derzeit nur 12 Prozent (ca. 1.500 Kilometer) die Kriterien eines frei fließenden Flusses.
Geschichte umkehren: Jahrzehntelang wurde ein Großteil der österreichischen Flüsse verbaut, begradigt und aufgestaut. Das Abflussverhalten habe sich dadurch stark verändert, wie auch die Fähigkeit, Sedimente zu transportieren.
Natürliche Lebensräume wurden durch Wasserkraftwerke, Wehranlagen und Schwellen, aber auch durch Uferverbauungen zerschnitten und massiv verändert oder sind sogar komplett verloren gegangen - mit dramatischen Folgen für die Natur.