Klima-Horror total: Dänemark wird wegen Mega-Hochwasser als Überflutungsgebiet evakuiert. Diese düstere Klima-Vision steht hinter der neuen, siebenteiligen ARD-Serie des dänischen Kult-Regisseurs Thomas Vinterberg (56).
Die Schiffe im Kopenhagener Hafen sind mit panischen Klima-Flüchtlingen komplett überfüllt, Angst und Schrecken in den Gesichtern. In der neuen deutsch-dänischen Serie "Families Like Ours" des Oscar-Gewinners (2021, "Der Rausch") ist der Klimawandel bedrückende Gegenwart, kein fernes Zukunftsszenario.
Mit der spektakulären Evakuierung aus Dänemark startet die Serie. "Auf lange Sicht rentiert es sich nicht, uns zu sichern", verrät ein Regierungsangestellter seinem Bruder. Es sei deshalb besser, unverzüglich "geordnet umzuziehen, als wenn es zu spät ist".
Ein ebenso radikales wie beispielloses Unterfangen, das Regisseur Thomas Vinterberg nach eigenem Drehbuch zur Odyssee einer Patchwork-Familie durch fünf Länder verdichtet. Im Zentrum steht Schulabsolventin Laura (Amaryllis August), der mit neuem Freund die Welt (scheinbar) offensteht.
Da sechs Millionen Flüchtlinge auch die Barmherzigkeit befreundeter Nachbarn wie Norwegen oder Deutschland strapazieren, entbrennt ein Kampf um Solidarität und Asyl, in dem es einflussreiche, privilegierte und vermögende Gruppen aufgrund ihres Einflusses leichter haben.
Seine Serie sei ein Aufruf zu Mitgefühl, sagt Regisseur Thomas Vinterberg. In Krisenzeiten könne Empathie verloren gehen, sowohl bei Einzelnen als auch bei ganzen Gesellschaften. Aber er sei überzeugt davon, dass Empathie und Solidarität zurückkommen und nicht tot zu kriegen sind. Das sei seine Hoffnung, sagt der dänische Regisseur.
Erzählt wird in der Serie auch, dass Lauras geschiedene Mutter ein Visum für Frankreich verweigert wird. Man bekäme es "nur mit sehr hohem Mindesteinkommen plus Beschäftigungsverhältnis" erklärt die Auswanderungsbeamtin. Ersatzweise wartet ein Heim in Bukarest – "acht Personen pro Wohnung".
Schlechte Zeiten herrschen in der Serie für Mittellose. Doch je näher der Untergang ihrer wohlhabenden Heimat rückt, desto weniger Schäfchen bringt die Elite ins Trockene. Das Einzige, was Halt bietet, scheint da die Familie zu sein.
"Mir geht es in meinen Filmen immer um Menschen, Familien, um menschliche Zerbrechlichkeit und Verletzlichkeit. Außerdem interessiert mich der Elefant im Raum. Worüber wird nicht gesprochen, was wollen wir nicht sagen. Das will ich ansprechen", so der Kult-Regisseur.
Der "Elefant im Raum" ist in "Families Like Ours" natürlich der Klimawandel, der das ganze Szenario der Serie erst auslöst: "Es ist, als wären wir in der ersten Klasse der Titanic. Wasser kommt in der dritten und vierten Klasse rein, und die Menschen von dort schreien, aber wir hören nicht hin. Wir essen, trinken und feiern. So gesehen ist die Serie ein Hilfeschrei", sagt Vinterberg.