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107 Lungenärzte gegen Feinstaub-Hysterie

Heute Redaktion
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Der "Luft-100er" auf österreichischen Autobahnen.
Der "Luft-100er" auf österreichischen Autobahnen.
Bild: keine Quellenangabe

Diesel ist gefährlich, Fahrverbote müssen her, wird vielerorts propagiert. Doch deutsche Lungenfachärzte wehren sich jetzt – die wissenschaftlichen Beweise fehlen.

>>> Update am 15.2.2019: Wie nun bekannt wurde, dürfte dem Argument der Lungenärzte ein grober Rechenfehler zugrunde liegen.

>>> Originalbericht:

Deutschland ist europaweit führend im Erlassen von Dieselfahrverboten. Die Umwelthilfe setzt diese teilweise mit Klagen durch und beruft sich auf das Überschreiten von Grenzwerten. Doch daran gibt es immer wieder Kritik: Etwa weil Messgeräte in Stuttgart direkt am Straßenrand und nicht weiter entfernt bei Wohnhäusern aufgestellt wurden, oder weil Messgeräte in Oldenburg Grenzwertüberschreitungen an Tagen aufweisen, an denen die Straßen großräumig gesperrt waren.

Jetzt haben sich 107 Klinikleiter, Chef- und Oberärzte, alle Mitglieder der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP), in einem Aufruf gegen die Hysterie um Feinstaub ausgesprochen – und die Zahl der Unterzeichner steigt, berichtet die Bild-Zeitung.

Kein Vergiftungsmuster

Die Ärzte sehen keine wissenschaftliche Begründung für die aktuellen Grenzwerte für Feinstaub und NOx (Stickoxide). Wenn die Luftverschmutzung so gefährlich wäre, müsste sie ein typisches Vergiftungsmuster verursachen. Doch dieses Muster fehlt vollkommen, was gegen eine Gefährdung spricht.

Laut deutschem Umweltbundesamt sollen durch Stickoxide 6000 bis 13 000 und durch Feinstaub 60 000 bis 80 000 zusätzliche Sterbefälle pro Jahr entstehen. Doch die Ärzte sagen, es sei wahrscheinlich, dass die wissenschaftlichen Daten dazu einen systematischen Fehler enthalten.

Prof. Dr. Dieter Köhler, der die Initiative gestartet hat, erklärt: "Lungenärzte sehen in ihren Praxen und Kliniken täglich Todesfälle an Lungenkrebs und [die echronisch obstruktive Lungenerkrankung] COPD, jedoch Tote durch Feinstaub und NOx auch bei sorgfältiger Anamnese nie."

Raucher als lebender Beweis

Die Daten wurden immer einseitig interpretiert, immer mit der Zielvorstellung, dass Feinstaub und NOx schädlich sein müssen, glaubt Köhler. Bewegungsmangel, Alkoholkonsum, Rauchen, medizinische Betreuung – all das sei vernachlässigt worden, sagt er der Bild-Zeitung. Normalerweise müsste man eine Studie mit verschiedenen Dosierungen am Menschen machen, um Grenzwerte zu bestimmen, doch dies sei natürlich ethisch nicht vertretbar.

Aber: "Raucher liefern uns diese Studie aber quasi freiwillig." Der Rauch einer Zigarette ist um das Mehrfache giftiger als Luft. Wer eine Schachtel Zigaretten pro Tag raucht, erreicht in weniger als zwei Monaten die Feinstaubdosis und fast die Stickoxiddosis, die ein 80-jähriger Nichtraucher in seinem Leben einatmen würde.

"Würde die Luftverschmutzung ein solches Risiko darstellen, müssten die meisten Raucher nach wenigen Monaten alle sterben, was offensichtlich nicht der Fall ist", sagt Köhler.

Erfahrungen in der Praxis

Dr. Joachim Vogt, Chefarzt der Pneumologie am Brüderkrankenhaus Trier, stimmt zu: "In meiner annähernd 30 jährigen klinischen Tätigkeit als Pneumologe kann ich mich an keinen Patienten erinnern, der durch umweltbedingte inhalative Belastung mit NOx oder Feinstaub zu Schaden gekommen ist. Ganz im Gegensatz zu den vielen (Ex-)Rauchern, die an COPD und Lungenkarzinom erkranken und leider allzu oft daran versterben."

Prof. Dr. Matthias Griese, Leiter der Kinderpneumologie an der Haunersche Klinik in München, sagte ebenfalls zur Bild-Zeitung: "Wir können nicht sicher wissen, dass Feinstaub und NOx die ihnen hier zugeschriebenen Gefahren bewirken. Sonst wären Landbewohner lungengesünder als Städter, doch das kann ich nicht bestätigen."

Die Ärzte fordern daher ein Aussetzen der aktuellen Grenzwerte – nicht nur der deutschen sonder auch der EU-weiten – und neue wissenschaftliche Studien. Dr. Thomas Hering, Internist und Pneumologe in Berlin: "Es ist unverständlich, dass der Staat hier auf dünner wissenschaftlicher Basis Gesundheitsschutz durchsetzen will, während er viel höhere Gesundheitsgefahr beim Rauchen hinnimmt." (red)

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