Niederösterreich

1180 € billiger! EVN-Kunden sollen mit Abschluss warten

300.000 EVN-Kunden werden gekündigt und bekommen einen neuen Vertrag. Aber ein Experte rät zum Zuwarten und vor allem Vergleichen.

Im
Bild das EVN-Kraftwerk Theiß (Symbol)
Im Bild das EVN-Kraftwerk Theiß (Symbol)
HERBERT PFARRHOFER / APA / picturedesk.com

Per eingeschriebenem Brief werden in den nächsten Wochen 300.000 EVN-Kunden, die einen "Optima-Klassik"-Tarif haben, gekündigt und bekommen zugleich ein neues Angebot.

Was sich ändert

Konkret zahlen betroffene EVN-Kunden mit "Optima Klassik" derzeit für Strom 32,2922 Cent pro Kilowattstunde (Optima) oder 32,7722 Cent pro kWh (Optima Natur) und einen Grundpreis von 2,82 Euro im Monat. Ab 1. Juli 2023 zahlen diese Kunden dann für Strom 31,80 Cent pro kWh, aber mit 4,80 Euro im Monat einen höheren Grundpreis. Der Tarif gilt dann für ein Jahr und heißt Optima Garant Natur 12. 

Beim Gas sieht es so aus: Jetzt zahlen die betroffenen Klienten 14,33862 Cent pro kWh (Optima Gas) oder 14,8662 Cent pro kWh (Optima Biogas). Der neue Tarif heißt dann Gas Optima Garant 12 und kostet 14,10 Cent pro kWh. Die monatliche Grundgebühr springt von 1,608 Euro auf 4,80 Euro.

Kurzum: Für Wenig-Energieverbraucher wird es marginal teurer wegen des höheren Grundpreises, für Viel-Energieverbraucher ein bisschen billiger wegen des niedrigeren Verbrauchspreises.

Vergleichen zahlt sich aus

"Durchblicker"-Energie-Experte Stefan Spiegelhofer rät jedoch den 300.000 betroffenen EVN-Kunden, bis Ende Mai zu warten und zu vergleichen: Denn die Energiepreise würden weiterhin sinken. Beispiel: Durch einen Wechsel zu den aktuell günstigsten Anbietern sparen Konsumenten mit einem üblichen Durchschnittsverbrauch von 4.000 kWh Strom und 15.000 kWh Gas gegenüber dem angekündigten neuen EVN-Angebot 1.180 Euro im Jahr, zeigt laut "Durchblicker" ein aktueller Tarifvergleich. 

„Die einseitige Vertragskündigung der EVN erspart den Konsumentinnen und Konsumenten zwar eine horrende Indexanpassung, die die alten Verträge vorgesehen hätten. Der neue EVN-Tarif ist, soweit bekannt, aber schon jetzt nicht der günstigste am Markt. Wir sehen, dass die Energie-Tarife in Österreich in den vergangenen Wochen spürbar gesunken sind und gehen davon aus, dass das auch in den kommenden Wochen der Fall sein wird. Wer kann, sollte deshalb noch ein paar Wochen mit dem Abschluss eines neuen Vertrags warten und sich dann für den günstigsten Anbieter entscheiden“, meint Stefan Spiegelhofer.

Diesen Brief bekommen bald 300.000 EVN-Kunden - zum Durchklicken:

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    Dieses Schreiben erreicht demnächst 300.000 EVN-Kunden.
    Dieses Schreiben erreicht demnächst 300.000 EVN-Kunden.
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    Seit März 2011 dürfe der gesamte Prozess des Anbieterwechsels nur noch maximal drei Wochen dauern. Die betroffenen EVN-Kundinnen und -Kunden sollten deshalb bis spätestens Ende Mai einen neuen Anbieter gewählt haben.

    Im Detail zahlt ein Haushalt in Niederösterreich für Strom bei einem Jahresverbrauch von 4.000 kWh im neuen EVN-Tarif „Optima Garant Natur 12“ laut bisherigen Informationen im ersten Jahr 1.197 Euro bei einem festen kWh-Preis in den ersten 12 Monaten von 31,80 Cent. Der günstigste Mitbewerber verlangt derzeit 1.048 Euro bei einem festen kWh-Preis im ersten Jahr von 27,90 Cent. Inklusive Grundgebühr, Netzkosten, Steuern und Abgaben und bereits unter Berücksichtigung der Strompreisbremse spart man dadurch rund 150 Euro im ersten Jahr.

    1.029 Euro weniger beim Gas

    Bei Gas, wo es in Österreich keine staatliche Preisbremse gibt, zahlen Konsumentinnen und Konsumenten für 15.000 kWh im neuen EVN-Tarif inklusive Grundgebühr, Netzkosten, Steuern und Abgaben im Jahr 2.562 Euro, beim derzeit günstigsten Alternativ-Anbieter nur 1.534 Euro - also 1.029 Euro weniger.

    „Deshalb sollte man jetzt generell den eigenen Tarif prüfen, online vergleichen und, wenn das möglich ist, bei Bedarf den Anbieter wechseln“, rät Spiegelhofer.

    Achtung Floater

    Wer jetzt einen Festpreis-Tarif abschließt, ist bei allen Anbietern mindestens zwölf Monate gebunden. „Das gilt nicht nur für das neue EVN-Angebot, sondern auch für alle alternativen Energieversorger“, betont der durchblicker-Experte.

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    Ohne Vertragsbindung erhält man derzeit nur so genannte Floater-Tarife. Bei diesen Tarifen ist die mögliche Ersparnis aktuell noch höher. Zusätzlicher Vorteil bei diesen Tarifen: Wenn die internationalen Energiepreise in den kommenden Monaten weiter sinken, werden diese Tarife automatisch auch günstiger. Das gilt allerdings auch umgekehrt. Sollten die internationalen Marktpreise wieder ansteigen, verteuern sich auch die Floater-Tarife. Daher: "Floater-Kunden müssen die Energiemärkte genau beobachten und darauf achten, dass sie tatsächlich jederzeit aus dem Vertrag aussteigen können."

    EVN konstant

    Was der Energie-Riese EVN jedoch mit Ende Februar 2023 zu Bedenken gab: "Blickt man zurück, gab es im Jänner 2020 noch eine Vielzahl an Angeboten am Markt – 134 Angebote Strom, 111 Angebote Gas von insgesamt 62 Anbietern. Zwischenzeitlich (März 2020) waren es sogar 171 Angebote Strom und 144 Angebote Gas. Derzeit gibt es nur noch (oder schon wieder) 17 Anbieter mit 53 Angeboten Strom und 14 Anbieter mit 48 Produkten Gas." Sprich: Wenn wieder unruhige, unsicherer "Energiezeiten" kommen, sind viele Kleinanbieter wieder weg vom Markt.