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12 Tote seit Donnerstag, Finanzamt in Flammen

Heute Redaktion
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In der ägyptischen Hauptstadt Kairo hat es den vierten Tag in Folge Straßenschlachten zwischen Demonstranten und der Polizei gegeben. Vor dem Innenministerium warfen am Sonntag Dutzende Demonstranten Steine und Molotowcocktails auf die Polizei, die ihrerseits Tränengas einsetzte. Das Finanzamt in Kairo wurde in der Nacht auf Sonntag in Brand gesetzt. Teile des Gebäudes brannten lichterloh.

Die Demonstranten werfen dem Militärrat und der Polizei vor, nichts gegen die blutigen Fußballkrawalle am Mittwoch in Port Said getan zu haben.

Demonstranten vermuten Racheakt der Polizei

"Mein Herz brennt, wenn ich an die Ereignisse in Port Said denke. Wir wissen alle, dass die Polizei verantwortlich ist", sagte der Demonstrant Ahmed Farag. Radikale Fußballfans hatten im vergangenen Jahr eine zentrale Rolle bei den Protesten gespielt, die im Februar zum Sturz des langjährigen Machthabers Hosni Mubarak führten. Die Demonstranten vermuten nun, dass sich die Polizei mit den Fußballkrawallen an ihnen rächen wollte.

Zwölf Menschen in Kairo und Suez tot

Die Polizei errichtete in Kairo eine Betonmauer auf der Mansur-Straße, die zum Innenministerium führt. Auf anderen Straßen verschanzte sie sich hinter Rollen von Stacheldraht. In Suez starben nach Angaben von Ärzten zwei Menschen an Verletzungen mit Schrotmunition, die sie in der Nacht auf Samstag erlitten hatten. Nach Angaben des Innenministeriums wurden seit Beginn der Unruhen am Donnerstag in Kairo und Suez zwölf Menschen getötet und 2.532 weitere verletzt.

Urlauber bleiben Kairo fern

Nach den jüngsten blutigen Straßenschlachten in Kairo machen viele Ausländer eine Bogen um die ägyptische Hauptstadt. Ein Sprecher am internationalen Flughafen Kairo sagte am Sonntag, die Besucherzahlen, die nach dem Umsturz vor einem Jahr bereits deutlich gesunken waren, seien in den vergangenen Tagen noch einmal um etwa 40 Prozent gesunken. In den meisten Maschinen, die Kairo ansteuerten, seien 40 bis 45 Prozent der Sitze nicht belegt. Vor allem die Zahl der europäischen Passagiere sei stark gesunken.

Flughafen-Mitarbeiter drohen mit Streik

Die Mitarbeiter der Flughafengesellschaft drohten indes erneut mit Streik. Das Ministerium für Zivilluftfahrt hatte zwar zuvor bereits ihre Forderung nach einer Entlassung des Flughafenchefs erfüllt. Nun wollen sie jedoch, dass auch dessen Stellvertreter und den neu ernannten Flughafenchef entlassen werden. Außerdem wollen sie mehr Gehalt.

Zwölfter Anschlag auf Gas-Pipeline

Unterdessen wurde am Sonntag zum zwölften Mal innerhalb eines Jahres ein Anschlag auf die Gas-Pipeline von Ägypten nach Israel verübt. Die maskierten und bewaffneten Angreifer hätten einen Sprengsatz an der Pipeline nahe der Stadt Al-Arisch zur Explosion gebracht, erklärten Sicherheitsbeamte. Rettungskräfte eilten zum Anschlagsort im Norden der Sinai-Halbinsel, um das Feuer zu löschen. Berichte über mögliche Opfer lagen zunächst nicht vor.