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17-Jährige kann nicht ohne Binde vor die Tür

Drei Jahre leidet eine junge Amerikanerin unter kontinuierlichem Ausfluss im Schritt. Erst dann kommt eine Ärztin dem Mysterium auf die Spur.

Heute Redaktion
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In der Regel sind Frauen einmal im Monat auf sogenannte Damenhygieneprodukte angewiesen. Und auch wenn dies jeweils nur für ein paar Tage der Fall ist, reicht ihnen das schon.

Eine 17-Jährige aus den USA wäre dagegen froh, wenn es ihr so gehen würde. Denn sie muss ständig Binden tragen. Schuld daran ist ihr starker Vaginalausfluss, der sie seit ihrem 14. Lebensjahr plagt.

Viele Arztbesuche, keine Diagnose

Immer wieder hat sie deswegen Gynäkologen und Urologen aufgesucht. Doch helfen konnte ihr keiner von ihnen. Auch von einer Diagnose war sie all die Zeit meilenweit entfernt, wie es im "Journal of Pediatric and Adolescent Gynecology" heißt.

Klar war lediglich, dass die klare Flüssigkeit in ihrem Schritt, die manchmal ein Jucken im Genitalbereich ausgelöst und manchmal unangenehm gerochen hatte, nicht durch Bakterien oder Pilze ausgelöst worden war. Auch Drogen-, Alkohol- und Medikamentenmissbrauch konnten als Ursache ausgeschlossen werden, genauso Verletzungen, die beim Sex oder durch Selbstbefriedigung entstehen können.

Was ist Hyperhidrose?

Menschen, die an Hyperhidrose leiden, schwitzen übermäßig viel: Ihre Drüsen produzieren außergewöhnlich hohe Mengen Schweiß (mehr als 100 mg Schweiß pro 5 Minuten). Ist dies auf andere Erkrankungen (z.B. Schilddrüsenüberfunktion) zurückzuführen, sprechen Mediziner von einer sogenannten sekundären Hyperhidrose. Sind keine zugrundeliegenden Erkrankungen vorhanden, handelt es sich um eine primäre Hyperhidrose.

Meist sind die Schweißdrüsen an Händen, Füssen und den Achselhöhlen betroffen. Oft tritt die Störung auf, wenn die Betroffenen Angst haben oder Schmerzen oder psychischem Stress ausgesetzt sind. In der Schweiz sind etwa zwei bis vier Prozent der Bevölkerung davon betroffen.

Hyperhidrose im Schritt

Schließlich fand ein Team um Krista Childress, Professorin für Gynäkologie und Geburtshilfe an der Emory University School of Medicine in Atlanta die Ursache heraus. Ihnen erzählte die 17-Jährige, dass sie schon einmal wegen übermäßigen Schwitzens in den Achselhöhlen in Behandlung gewesen war.

Als die Mediziner das hörten, kam ihnen ein Verdacht, der sich schon wenig später als richtig entpuppte: Die junge Frau leidet an einer seltenen Form der Hyperhidrose (siehe Box) – einer, bei der der Genitalbereich betroffen ist.

Erfolgreiche Behandlung mit offenen Fragen

Während bei den gängigen Formen der Hyperhidrose mit Botox-Injektionen, Gleichstrom-Behandlungen, Operationen oder Verödung mittels Mikrowellen gleich mehrere Behandlungsformen zur Auswahl stehen, blieb bei der 17-Jährigen aufgrund der delikaten Stelle nur eine Möglichkeit: Sie erhielt ein Präparat mit Aluminiumchlorid.

Und das zeigte Wirkung. Schon einen Monat nachdem sie mit dem Auftragen des Präparats im Genitalbereich begonnen hatte, konnte sie auf ihre unliebsamen Alltagsbegleiter verzichten. Die Mediziner sind sich sicher: Solange ihre Patientin den Wirkstoff regelmäßig anwendet, sollten ihre Beschwerden nicht wieder auftreten.

Unklar ist allerdings, welche Langzeitfolgen auf die 17-Jährige zukommen werden. Schon seit längerem steht Aluminiumchlorid in Deos in Verdacht, Krebs auszulösen. Dazu trug auch eine Studie von Forschern der Clinique des Grangettes in Genf dabei. (red)