Politik

19-Jährige hält statt Kurz die Eröffnungsrede

Heute Redaktion
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Lucia Steinwender statt Sebastian Kurz. Beim Klimagipfel schnappte sich eine junge Umweltaktivistin des Kanzlers Mikro, kritisierte die Klimapolitik der Regierung.

Es ging ganz schnell. Sieben Wörter sprach der Kanzler Dienstagvormittag in der Hofburg in Wien, dann verstummte er irritiert. Was war passiert? Im Publikum hatten Aktivisten der Umweltbewegung "System Change" Transparente entrollt – und eine junge Frau stieg zu Kanzler Kurz die rote Treppe hinauf. "Teilen wir uns jetzt das Mikro?", fragte Kurz noch. Da hatte Lucia Steinwender schon begonnen zu reden.

Rede mit Herzklopfen

Die 19-jährige Wiener Studentin kritisierte die "desaströse Klimastrategie der Regierung – ohne Plan, Ziele und Finanzierung". Dann sprach sie Kurz direkt an: "Herr Bundeskanzler, wenn Sie diese Politik weiterverfolgen, bleiben die schönsten Worte nichts als grüne Lügen."

Das Publikum – darunter Bundespräsident Alexander Van der Bellen mit Stargast Arnold Schwarzenegger – horchte interessiert auf. Und spendete nach der überraschenden Protest-Einlage viel Applaus.

"Ja, ich habe Herzklopfen gehabt", erzählt Steinwender im Gespräch mit "Heute". Aber, "ich wollte die Zweischneidigkeit der Regierung thematisieren". Ihr Wunsch: "Leeren Worten sollen endlich wahre Taten folgen." Sie und ihre Mitstreiter hätten ganz normale Tickets für den großen Wiener Umwelt-Gipfel gehabt.

Für ihren Protest brauchte es dann "nur" eine gehörige Portion Mut und das richtige Timing. Dass die junge Germanistik-Studentin, die sich seit acht Monaten bei "System Change" engagiert, sprach und nicht einer ihrer Mitstreiter, war übrigens vorab ausgemacht: "Es war uns allen klar, dass nicht immer nur Männer am Podium stehen sollten", meint Steinwender.

Für ihre Protest-Rede erhielt die 19-Jährige viel Applaus. Kurz, der danach dann doch noch drankam, auch. Er hatte davor Ruhe bewahrt, cool auf die Überraschungsrede reagiert.

(uha)