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Gefährlicher Asteroid lässt Astronomen jubeln

Heute Redaktion
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Wissenschaftler hatten den potenziell gefährlichen Asteroiden "2006 QV89" aus den Augen verloren. Nun wurde er dank internationaler Anstrengungen wiederentdeckt.

Am 9. September 2019 hätte es zur Katastrophe können. Der bis zu 50 Meter große Asteroid "2006 QV89" steuert auf die Erde zu. Die errechnete Wahrscheinlichkeit betrug minimale 1:7000 und war damit rund doppelt so hoch, wie im Lotto 6 aus 45 einen Vierer mit Zusatzzahl zu spielen.

Die Berechnungen basierten allerdings auf der ersten und bisher einzigen Beobachtungen vor 13 Jahren. Seither blieb 2006 QV89 verschwunden.

Trotzdem konnten Forscher der Europäische Weltraumorganisation ESA Ende Juli Entwarnung geben: Erstmals konnte ein potenzieller Einschlag dadurch ausgeschlossen werden, dass der Asteroid am Himmel nicht zu sehen war. Aus dieser "Nicht-Erkennung" schlussfolgerten die ESA und die Europäische Südsternwarte ESO, dass der Asteroid heuer nicht auf Kollisionskurs mit der Erde ist.

In der hawaiischen Mythologie nimmt Mauna Kea eine zentrale Rolle ein. Der Berg wird als ein heiliger Ort betrachtet, da seit Generationen dessen Spitze ein besonderer Ort für das Gebet ist. Dort soll man Verbindung zu seinen Vorfahren aufnehmen und auch selbst nach seinem eigenen Tod mit lebenden Verwandten zusammenkommen können.

Suche nach der Nadel im Heuhaufen

Das war den Wissenschaftlern aber nicht genug, sie wollten 2006 QV89 unbedingt wiederfinden. "Es ist ein großer Unterschied, ob man weiß, wo sich ein gefährlicher Asteroid nicht befindet oder ob man weiß, wo er ist", wird Astronome David Tholen von der Universität Hawaii in "Science Daily" zitiert.

In diesem Sommer begaben sich die internationale Forschergemeinde auf die Suche nach dem verlorenen Asteroiden. Weil seine Position so schwer zu bestimmen war, musste dazu ein großes Teleskop mit einem weiten Sichtwinkel her. Mitte Juli begann das Canada-France-Hawaii Telescope (CFHT), welches sich nahe dem Gipfel des erloschenen Vulkans Mauna Kea auf Hawaii befindet, den Himmel abzusuchen. Doch nur zwei Tage später mussten wegen Protestaktionen gegen den Bau eines weiteren Teleskops auf dem in der hawaiischen Kultur heiligen Berg (siehe Box) alle Operationen eingestellt werden.

Glück gehabt

Die gesammelten Daten reichten allerdings um rund ein Dutzend potenzielle Kandidaten für weitere Beobachtungen herauszufiltern. Ein Versuch mittels eines anderen Teleskops in Spanien 2006 QV89 zu identifizieren scheiterte am Bildrauschen des dort verbauten Sensors. Glücklicherweise konnte das CFHT am Anfang August wieder seinen Betrieb aufnehmen.

"Unsere höchste Priorität war am Samstag (10. August) den besten Kandidaten unter die Lupe zu nehmen. Trotz einer Schleierwolken und viel Mondlicht, hatten wir nach nur vier Minuten genügend Daten, um sicher zu sein", so Tholen weiter. 2006 QV89 war gefunden.

Sofort erstellte die NASA neue Berechnungen zum Einschlagrisiko. Das Ergebnis ist beruhigend: Der Gesteinsbrocken wird die Erde in diesem Jahrhundert nicht mehr treffen können.

Forscher wettern gegen Proteste auf Hawaii

Die Proteste auf dem Mauna Kea sind auch der NASA ein Dorn im Auge. "Dieses Ergebnis zeigt wieder einmal, dass die Teleskope auf dem Mauna Kea unsere Erde schützen, indem sie Asteroiden in unserer Nachbarschaft genau beobachten und studieren", erklärt Kelly Fast, die Leiterin der Abteilung zur Erforschung Erdnaher Objekte (NEO).

"Ein anderer Asteroid, 2019 NX5, ist uns entwischt, während die Teleskope abgedreht waren. Das ist bedauerlich", legt Tholen nach. "Wir sind froh, dass wir 2006 QV89 noch einfangen konnten, bevor sich das Beobachtungsfenster geschlossen hat. Und noch froher sind wir, dass er nicht auf der Erde einschlagen wird." (rcp)