US-Wahl

3 Gründe, wieso die USA Donald Trump gefeuert haben

Wieso hat die Mehrheit der Amerikaner US-Präsident Donald Trump nach einer Amtszeit abgewählt? Hier drei Hauptgründe.

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    Während Joe Bidens Anhänger den Sieg feierten, <a href="https://www.heute.at/s/usa-waehlen-joe-biden-zum-naechsten-praesidenten-100111317">zog sich Donald Trump auf seinen Golfplatz in Virginia zurück</a>&nbsp;(7. November 2020).
    Während Joe Bidens Anhänger den Sieg feierten, zog sich Donald Trump auf seinen Golfplatz in Virginia zurück (7. November 2020).
    picturedesk.com/AFP/Olivier Douliery

    Noch will US-Präsident Donald Trump seine Niederlage offenbar nicht eingestehen. Doch jeder vierte US-Amerikaner hat für seinen Kontrahenten Joe Biden gestimmt. Wieso Donald Trump vom Volk gefeuert wurde, lässt sich in drei Hauptgründe fassen. Hier sind sie:

    Donald Trump hat verloren, weil …
    … Joe Biden nicht Trump ist

    Vier Jahre US-Präsident Donald Trump hieß für viele Amerikaner weniger Veränderung und Fortschritt, sondern Chaos und Polarisierung. Die politische Spaltung ist tief in die Gesellschaft vorgedrungen und machte selbst vor Familien nicht halt. "Aber die Polarisierung, die Skandale, die Hysterie hat neue Wähler an die Urnen getrieben. Die Wut auf den Präsidenten hat mobilisiert", schreibt "Die Zeit".

    Die nicht enden wollenden Skandale und Aufreger wirkten wenig beruhigend. Stichworte: Russland-Affäre inklusive Impeachment-Verfahren, Schweigegelder für Pornosternchen, Trumps Flirt mit Rassisten, das Misstrauensvotum gegenüber demokratischen Institutionen und Prozessen, sein Egozentrismus in Krisen – um nur einige Punkte zu nennen. USA-Politexperte Thomas Jäger bringt es gegenüber "20 Minuten" auf den Punkt: "Die Mehrheit der US-Amerikaner wollte Trump loswerden."

    So sieht es auch Politologe Alexander Trechsel: "Trump wollte man, recht deutlich sogar, aus dem Weißen Haus weg haben. Seine inakzeptable Haltung in der Pandemiebekämpfung und seine ebenso inakzeptable Haltung in der Auseinandersetzung mit Rassismus haben ihm stark geschadet."

    … Präsident Trump die Corona-Krise wegreden wollte

    Ein wichtiges Thema des Wahlkampfs waren die Pandemie und das Management der Trump-Administration damit. Der gesamte Wahlkampf, von den Vorwahlen über die Abstimmung selbst, wurde von dem Thema überschattet. "Joe Biden hat klug dargelegt, dass die Trump-Administration die Pandemie abgrundschlecht gehandhabt hat. Über 230.000 Amerikanerinnen und Amerikaner fielen ihr bisher zum Opfer", sagt USA-Experte Trechsel. "Der Fehlschluss, dass die Wirtschaft wichtiger ist, als die Gesundheit der Bevölkerung war für zu viele Menschen tödlich. Biden hat dieses Thema zu seinem Hauptkampagnenpunkt gemacht – mit Erfolg."

    Dagegen wirkte Donald Trump nie wirklich, als ob er einen Plan habe. Stattdessen putzte er Wissenschaftler herunter und verkündete allerhand dubiose Behandlungsmaßnahmen. "Sein Corona-Management wirkte auf viele Wähler erratisch, impulsiv und zufällig, so wie sein gesamter Regierungsstil", so "Die Zeit". Die Corona-Epidemie und die Sorge um die wirtschaftlichen Folgen dürften einer der Gründe sein, wieso die Wahlbeteiligung auf einem Rekordniveau lag.

    Bereits zum Ende des Wahlkampfes prognostizierte der ausgewiesene USA-Analyst Stephan Bierling auf "20 Minuten": "Corona wird der Grabstein für Trumps Präsidentschaft sein". Auch sein Kollege Thomas Jäger stimmt dem zu: "Präsident Trump hat unter anderem auch verloren, weil er die Corona-Krise wegreden wollte und das Krisenmanagement eine Katastrophe war."

    … weil die Demokraten dazugelernt haben

    Viele fragten sich: Wieso sind die Demokraten mit einem 77-jährigen Kandidaten ins Rennen gestiegen? Antwort: pure Taktik. Man hat seit dem Debakel um Hillary Clinton 2016 dazugelernt. Sie stand für viele US-Amerikaner als Sinnbild von Establishment und Wallstreet, die nicht-städtischen Wähler konnten mit der Frau gar nichts anfangen (und sie nicht mit ihnen). Joe Biden hingegen kennen die USA seit Jahrzehnten. Er ist der bodenständige Mittelklassevertreter, er ist "Amtrak Joe", der jeden Tag mit dem Zug zur Arbeit pendelt.

    Im Gegensatz zum amtierenden Präsidenten gab sich Biden staatsmännisch, selbst aus dem Keller heraus, in den ihn die Pandemie verschlagen hatte. Trumps Angriffe und Diffamierungen ließ er an sich abprallen. Mit diesem Kandidaten und seiner Wahl von Kamala Harris als Vize gelang es den Demokraten, die Partei zu mobilisieren. Thomas Jäger fasst es so zusammen: "Biden gewann, weil auch die linken Anhänger der Demokratischen Partei mobilisiert wurden, anders als bei Hillary Clinton, der sie die Unterstützung versagten."

    Sein Kollege Trechsel fügt an: "Biden hat es geschafft, anders als Hillary Clinton, die in den Vorwahlen unterlegenen Kandidatinnen und Kandidaten zu einen. Er ging auf Bernie Sanders ein, auf Elizabeth Warren und er hat eine seiner Kontrahentinnen, Kamala Harris, zu seiner Vizepräsidentschaftskandidatin erkoren. Sie hat großen Anteil am Erfolg von Biden und dass sie nun als erste Frau dieses Amt einnehmen wird, ist nebst der Abwahl von Trump der wichtigste Erfolg für die Demokraten, wie auch für die Frauen in Amerika ganz allgemein."

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      Joe Biden ist der 46. Präsident der USA
      Joe Biden ist der 46. Präsident der USA
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