Welt

3 Länder streiten um NS- Verbrecher Priebkes Sarg

Heute Redaktion
Teilen

Dieser NS-Kriegsverbrecher bereitet sogar nach seinem Tod drei Ländern Schwierigkeiten. Der SS-Mann Erich Priebke starb schon Anfang der Woche, doch niemand will seinen Leichnam. Während sich sowohl Argentinien als auch Italien und Deutschland weigern, die Verantwortung für die sterblichen Überreste zu übernehmen, wurde der Sarg vorerst vom Militärflughafen Patrica di Mare bei Rom weggebracht. Dort war er seit Dienstagabend.

Priebke selbst wollte neben seiner Frau in Argentinien zur Ruhe gebettet werden, doch die Südamerikaner wollen davon nichts hören. In Rom versuchte man ihn einzugraben, doch dort brachen Tumulte aus, weil Priebke für eines der größten Nazi-Massaker mit 335 zivilen Toten verantwortlich ist. Auch in seiner alten Heimat reißt man sich nicht um Priebke.

Sarg stand tagelang am Flughafen

Nun, Tage nach seinem Tod ist im Streit über die letzte Ruhestätte für den in Rom gestorbenen Nazi-Kriegsverbrecher noch immer keine Lösung in Sicht. Der Leichnam wurde vom Militärflughafen Pratica di Mare bei Rom weggebracht, auf dem er sich seit Dienstagabend befand. Noch unklar ist, wo der Sarg gebracht wurde, berichteten italienische Medien. Es wurde jedoch ausgeschlossen, dass er an Bord eines Flugzeuges geladen worden sei.

Piusbruderschaft musste Begräbnis nach Tumulten abblasen

Der Sarg des SS-Mann, der im März 1944 an dem Nazi-Massaker an 335 Zivilisten in der Nähe von Rom beteiligt gewesen war, war am Dienstagabend zum Flughafen gebracht worden, nachdem in der Kleinstadt Albano vor dem Totendienst für Priebke Tumulte ausgebrochen waren. Eine Trauerfeier, die von der erzkonservativen Piusbruderschaft organisiert wurde, musste am Dienstagabend abgebrochen worden.

Anwalt: "Jetzt soll Italien die heiße Kartoffel behalten"

Laut Priebkes Anwalt Paolo Giachini müssen die italienischen Behörden eine Lösung im Streit um die letzte Ruhestätte des am Freitag im Alter von 100 Jahren gestorbenen Priebke finden. Italien habe Priebke zu Lebzeiten aus Argentinien ausliefern lassen, ihn verurteilt und jahrelang im Hausarrest gelassen, sagte Giachini am Mittwochabend: "Jetzt soll Italien die heiße Kartoffel behalten".

Deutschland winkt ab

Priebke wollte nach Angaben seines Anwalts in Argentinien neben seiner Ehefrau beigesetzt werden. Das südamerikanische Land, wo Priebke bis zum Jahr 1994 in der Stadt Bariloche unbehelligt unter seinem echten Namen gelebt hatte, wies das Ansinnen jedoch zurück. Auch Priebkes brandenburgische Heimatgemeinde Hennigsdorf bei Berlin und die Stadt Rom lehnten es ab, den ehemaligen SS-Offizier zu bestatten. "Der Umgang mit den sterblichen Überresten eines im Ausland verstorbenen Deutschen ist eine Angelegenheit der Angehörigen", sagte ein Sprecher des Auswärtigen Amts am Mittwoch in Berlin.

Italien will wegen Priebke Gesetzesänderung

Inzwischen macht der italienische Präsident Giorgio Napolitano Druck auf das Parlament für eine rasche Verabschiedung eines Gesetzes gegen Holocaust-Leugnung. Nach Priebkes Tod haben einige italienische Parteien dem Senat einen Gesetzesentwurf vorgelegt, das die Leugnung des Holocaust unter Strafe stellt. Sie reagierten somit auf die Veröffentlichung eines Interviews mit revisionistischen Thesen Priebkes, das der Deutsche laut seinem Rechtsanwalt als sein "politisches Testament" bezeichnete. "Mit dieser Initiative wollen wir auf die erschütternden Aussagen Priebkes reagieren", betonte der Präsident der Justizkommission im Senat, Francesco Nitto Palma.

Holocaust-Leugner bis zuletzt

In dem nach seinem Tod veröffentlichten Interview leugnete Priebke, dass es Beweise für die Gaskammern zur Vernichtung jüdischer Gefangenen in deutschen Konzentrationslagern gebe. Er selber habe im Mai 1944 Mauthausen besucht, dort gab es keine Gaskammern, behauptete Priebke. „Es war notwendig, Deutschland bestimmte Verbrechen zuzuschreiben, um die Deutschen als Kreaturen des Bösen darzustellen“, hieß in dem Dokument.

APA/red.