Österreich

"3 neue Schüler – keine der Familien versteht Deutsch"

Glattauer gibt Noten. Heute: 122 gesperrte Klassen! Test-Chaos und Quarantäne-Fiasko in Wien. Und: Wenn sich ein Lehrer auf die Knie-OP freut...

Niki Glattauer
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Niki Glattauer war Lehrer und Schuldirektor und vergibt in <em>"Heute"</em> Noten.<br>
Niki Glattauer war Lehrer und Schuldirektor und vergibt in "Heute" Noten.
Sabine Hertel

Ich habe letzten Montag Klassenschließungen prognostiziert – und leider recht behalten: An 122 Wiener Schulen wurden bereits in der ersten Schulwoche Klassen komplett geschlossen, in 21 Kindergärten Gruppen gesperrt, zwei Kindergärten sind ganz zu. Statt dem vollmundig versprochenen "Ende der Pandemie" gibt es 14 Tage Quarantäne – das muss man den Eltern von 2.500 Kindern erst einmal erklären …

"Schule normal?" Abgesagt. Und warum? Weil zu wenig dafür getan wurde, die impfverweigernden Eltern und Lehrer zum Stich zu bewegen. Und weil NICHTS dafür getan wird, die Impfquote bei Kindern zu heben. Wo sind die mobilen Impf-Teams in den Schulen? Wo die vorgefertigten Einverständniserklärungen? Das Ziel, Herr Gesundheits-, Herr Bildungsminister, muss die "normale Schule" ohne Masken und Test-Zinnober sein! Stattdessen schwadronieren Sie über Quarantäne-Regelungen und wer, wann, wo, wie lange K1 oder K2 ist. Ein Desaster!

Note: Nicht genügend

Glattauer gibt Noten
Niki Glattauer war 25 Jahre Lehrer und Schuldirektor in Wien. Er hat bisher 13 Bücher veröffentlicht, alle zum Thema Schule wurden Bestseller. Jeden Montag vergibt er in einer Kolumne für "Heute" Schulnoten.
Alle seine Artikel findest Du hier.

Test-Chaos und Quarantäne-Fiasko in Wien

Dass jede fünfte Lehrerin ihre Stiche NICHT hat, in Volksschulen fast jede vierte, ist ein Versagen der Politik, keine Erfolgsgeschichte, wie man uns weismacht. Zu 99 Prozent müssten Lehrerinnen geimpft sein, nicht zu 77 Prozent, wie in unseren Volksschulen. Von Kindergärten reden wir besser gar nicht … Dazu eine völlig chaotische Test-Organisation. Ergebnis: Schon nach fünf Schultagen geht allen Beteiligten das Geimpfte auf. Beispiel Wien und die PCR-Tests: Natürlich sollten diese privat erledigt werden. Weil ehrlich: Sind die Schulen das Gesundheitsamt? Aber Tausende Eltern verstehen die Anleitungen nicht, schaffen es nicht zum QR-Code ihrer Kinder (siehe unten). Also müssen die Lehrerinnen herhalten, unter enormem Zeitdruck, mit ihren privaten Handys. Und wofür?

Dafür, dass Hunderte Tests gar nicht angeschaut wurden. Ich weiß von Schulen mit zusammen 1.200 Schülern, in denen es bis Freitag kein einziges PCR-Ergebnis gab. Und dann wundert man sich über Cluster?

Note: Nicht genügend

Wenn sich ein Lehrer auf die Knie-OP freut...

Passend zur Lage eine Meldung, die man kaum glauben kann: In elf Wiener Bezirken spricht mehr als die Hälfte der Volksschüler zu Hause nicht Deutsch. Oder anders herum: In nur noch 12 von 23 Wiener Bezirken sprechen wenigstens 50 Prozent der Volksschüler zu Hause noch Deutsch. So etwas muss sich bei einem erst einmal setzen. Die Spitzenreiter: der 5. Bezirk mit gerade mal 12,4 Prozent "echt österreichischen Kindern", der 22. mit 16 Prozent, Ottakring mit 20 Prozent. Mit Verlaub: Wie soll die Schule d a s stemmen? Und die Politik bagatellisiert: Viele davon seien zweisprachig, heißt es.

Ein MS-Lehrer schreibt mir entwaffnend ehrlich: "Ich habe drei neue Schüler. In keiner der Familien versteht jemand Deutsch. Zum Glück stehe ich vor einer Knie-Operation, die mich lange ans Bett fesseln wird." Ein Lehrer, der sich auf seine Knie-OP freut. So weit sind wir schon.

Note: Nicht genügend
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